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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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an Haydens Seite sackte zu Boden. Gleichzeitig schlug Hayden den Mann nieder, der mit aller Kraft versuchte, die Tür aufzubrechen.
    Dann sah Hayden einen Lichtblitz, spürte einen stechenden Schmerz, taumelte zurück und fiel auf sein Hinterteil. Die Welt um ihn herum geriet ins Schwanken, und er sackte zur Seite. Benommen nahm er wahr, dass die Männer schemenhaft über ihm kämpften. Er sah noch ein Aufblitzen, dann wieder eins, doch die Geräusche waren in weite Ferne gerückt. Die Franzosen, inzwischen in der Unterzahl, gingen zu Boden, niedergeschlagen von anderen Leuten, die wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schienen. Dann rief eine Stimme aus großer Ferne - es konnte nur Hawthorne sein: »Genug! Genug!«
    »Mr Hayden?«, rief eine Stimme, nicht zum ersten Mal, wie Hayden vermutete. »Mr Hayden? Sind Sie verletzt, Sir? Bluten Sie?«
    »Nein - ich glaube nicht«, murmelte er und versuchte sich aufzurichten. »Bin nur ein wenig - benommen. Ein Schlag auf den Kopf.« Hayden versuchte, auf dem schwankenden Deck Halt zu finden, aber er verlor das Gleichgewicht.
    »Halten Sie ihn! Nicht fallen lassen!« Jemand packte ihn an den Schultern und ließ ihn langsam auf die Planken sinken.
    »Mehr Licht!«, forderte eine laute Stimme.
    »Aye, Doktor.«
    Hayden spürte zwar, dass er lang ausgestreckt am Boden lag, musste jedoch die Augen schließen, da ihm schwindelte. Er fühlte sich seltsam schwerelos. Als er die Augen wieder öffnete, nahm er nur Schatten um sich herum wahr, die sich übertrieben langsam bewegten. Immer wieder geriet jemand in sein verschwommenes Blickfeld. Dann beugte sich eine Person dicht über ihn.
    »Doktor! Das ist ja Mr Hayden!«
    »Das weiß ich, Mr Wickham, aber ich sehe, dass er nicht verblutet wie dieser Mann hier. Ich brauche irgendetwas zum Abbinden. Ja, das dürfte gehen. Halten Sie mal den Arm, ja, so. Nicht ohnmächtig werden, Sir, stellen Sie sich vor, es wäre Wein.«
    Um Hayden herum wurde es dunkel, und als er wieder undeutlich Lichtpunkte wahrnahm, spürte er, dass er hochgehoben und von einem Mann zum nächsten über die Stufen des Niedergangs nach oben gereicht wurde. Die Matrosen, die ihn über das untere Kanonendeck trugen, stemmten sich gegen die schwankenden Bewegungen des Schiffes und zwängten sich an den anderen Besatzungsmitgliedern vorbei, die inzwischen aus ihren Hängematten gesprungen waren.
    »Ich glaube, ich kann wieder stehen«, sagte Hayden, hatte allerdings Schwierigkeiten beim Sprechen.
    »Der Doktor sagt, wir sollen Sie zu Ihrer Koje bringen, Mr Hayden. Er schaut dann nach Ihnen.«
    Er bekam mit, wie er eine weitere Treppe hinaufgehievt und schließlich in seine Koje gelegt wurde. Nach einer Weile erst bemerkte er, dass Hawthorne neben ihm stand.
    »Sind Sie seit Neuestem auch Arzt, Mr Hawthorne?«
    Der Leutnant der Seesoldaten lachte leise. »Seit heute früh. Fühlen Sie sich schon besser, Sir?«
    »Ein wenig, ja. Die Welt um mich herum dreht sich immer noch, aber ich denke, bei dem Sturm ist das ganz normal. Wir haben doch gewonnen, oder?«
    »Ja, Mr Hayden, aber wir mussten mit drei Verletzten und zwei Toten bezahlen. Den Franzosen erging es schlimmer. Marin-Marie wird nicht noch einmal für uns englisch sprechen.«
    Hayden richtete sich in eine sitzende Position auf und tastete seinen Kopf ab. Hinter seinem Ohr fühlte er eine gewaltige Schwellung und klebriges Blut. Er zuckte bei der Berührung zusammen.
    Hawthorne pfiff leise durch die Zähne. »Da haben Sie ganz schön was abgekriegt, wie?« Vorsichtig schob er das Haar beiseite, um die Verletzung sehen zu können. »Ach, mein Bruder hat mir früher Schlimmeres verpasst«, stellte er dann trocken fest.
    »Sie müssen aus einer vornehmen Familie stammen ...«
    Nach einem Klopfen an der Tür schaute Wickham herein. »Wie geht es Ihnen, Sir?«, fragte er und war sichtlich erleichtert, als er Hayden sitzend vorfand.
    »Ich habe die schlimmsten Kopfschmerzen seit Langem, aber ansonsten bin ich unverletzt. Andere hatten nicht so viel Glück, wie ich hörte ...?«
    »Nein, Sir. Marshall und Burchfield sind tot, und Jennings und White haben schwere Verletzungen davongetragen. Jennings hat furchtbar viel Blut verloren.«
    »Dann werden wir ihn erst später dafür auspeitschen lassen, dass er seine Pflicht versäumt hat«, antwortete Hayden grimmig.
    »Hat er wirklich geschlafen?«, fragte Hawthorne.
    »Ja. Er schlief, während die Gefangenen frei durchs Schiff schlichen. Das ist unverzeihlich, wie ich meine,

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