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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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sie die feindliche Fregatte auf.
    Die übrigen französischen Schiffe holten die Anker ein und flohen im Schutz der Dunkelheit nach L'Orient. Da dann ein französisches Geschwader bei günstigem Wind den Hafen verließ und die Lucy von einer Breitseite getroffen wurde, fuhren die britischen Schiffe wieder hinaus auf die offene See. Doch zuvor sicherten sie sich die Prise und führten die französische Fregatte Dragoon als Kriegsbeute mit.
    Nach diesem vielversprechenden Auftakt nahm die Fahrt des Kapitän Hart eine tragische Wendung, die niemand voraussehen konnte, als seine Besatzung - ohne Zweifel aufgestachelt von französischen Agenten und republikanisch gesinnten Sympathisanten - während der Nacht eine Meuterei anzettelte. Da Kapitän Hart seine besten und loyalsten Seeleute an Bord der Prisen beordert hatte, wurde der edle Kommandant im Schlaf überrascht und musste das Schiff nach einem harten Kampf mit vielen Toten und Verletzten einem erbärmlichen Haufen von verräterischen Republikanern überlassen. So stark waren diese Meuterer von den republikanischen Idealen beeinflusst, dass sie Kapitän Hart auspeitschten, da er ihrer Sache geschadet hatte. Daraufhin setzten sie Kapitän Hart und seine loyalen Mannschaftsmitglieder in Booten aus, wie es dem unglücklichen Kapitän Bligh nur wenige Jahre zuvor widerfahren war. Die Verschwörer wollten mit der Themis den Hafen von Brest anlaufen, um das Schiff den französischen Behörden zu überlassen.
    Doch Kapitän Hart ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Trotz der sechsunddreißig Hiebe, die er ausgehalten hatte, fing er die französische Prise Dragoon ab, die Kurs auf Plymouth gesetzt hatte, übernahm das Kommando von einem Leutnant und befahl die Verfolgung der abtrünnigen Themis. Am folgenden Tag holten sie die Meuterer ein, verkleideten sich als französische Offiziere, hissten die verhasste Trikolore und konnten dadurch ein französisches Kriegsschiff täuschen, das daraufhin unwissentlich der britischen Besatzung bei der Rückeroberung der HMS Themis behilflich sein sollte. Während das feindliche Kriegsschiff beidrehte und Hilfe anbot, enterte Hart die Themis und eroberte das Schiff nach einem erbitterten Kampf zurück, in dessen Verlauf alle Meuterer bis auf zwanzig Mann starben. Danach narrte Hart die Franzosen, dessen Kommandant nie entdeckte, dass die Besatzung der Dragoon nur aus einer achtzig Mann starken britischen Prisenmannschaft bestand. Im Schutz der Dunkelheit segelten die Themis und die Dragoon, nunmehr beide unter britischer Flagge, in einem aufziehenden Sturm nach Plymouth, wo sie ohne weitere Zwischenfälle eintrafen. Obwohl es den Gepflogenheiten der Admiralität entspricht, diejenigen Offiziere und Besatzungsmitglieder, die aus irgendwelchen Gründen ein Schiff verloren haben, vor ein Kriegsgericht zu stellen, wissen ehrenwerte Gentlemen zu berichten, dass Harts Vernehmung nur kurz ausfallen wird und er von jedweder Schuld in dieser unseligen Angelegenheit freigesprochen werden wird. Insbesondere da das verlorene Schiff durch Harts mutigen Einsatz zurückerobert wurde. In London geht das Gerücht, dass der ehrenwerte Kapitän für seinen Einsatz in den Ritterstand erhoben werden soll. Seine Majestät wird damit womöglich nicht bis zum Kriegsgericht warten wollen, dessen Ausgang nicht infrage gestellt wird.«
    Robert schaute von der Zeitung auf.
    »In dem ganzen Bericht steckt nicht ein Fünkchen Wahrheit!«, empörte sich Hayden, der noch ganz unter dem Eindruck des Artikels stand. »Gewiss lässt sich die Öffentlichkeit mit derartigen Märchen täuschen, aber die Admiralität muss es doch besser wissen.« Da kam ihm ein Gedanke. »Du glaubst doch nicht, dass dies Harts Bericht an die Admiralität widerspiegelt? Es gibt doch schließlich noch das Logbuch, die Einträge der Offiziere an Bord. Kapitän Bourne war Zeuge vieler Ereignisse. Er würde dieses Gewäsch schnell als Lüge entlarven.«
    »Kapitän Bourne ist weit weg, Charles, und wird voraussichtlich erst zurückkehren, wenn sich die Öffentlichkeit schon längst wieder anderen Belangen zugewandt hat.«
    Es wurde zwar der Versuch unternommen, das Gespräch auf andere Themen zu lenken, aber es nützte nicht viel. Hayden musste immerzu an die verfluchten Lügengeschichten des Zeitungsberichts denken, und Robert wie auch die Damen waren alle auf ihre Weise beunruhigt.
    Nachdem Robert seinen Freund für den bevorstehenden Abend zum Essen eingeladen hatte, entschuldigten sich die

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