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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Geschrei und Flüche schallten noch durch das Schiff, und nach kurzer Stille trat jemand in meine Kabine und ordnete an, ich solle an Deck gebracht werden. An Deck schließlich sah ich, dass meine Offiziere und viele Besatzungsmitglieder mittschiffs in der Kuhl zusammengetrieben worden waren. Viele von ihnen bluteten und hatten in dem Kampf Verletzungen davongetragen. Zunächst brachte man mich zu meinen Offizieren. Auf dem Weg dorthin wurde ich von den Leuten, die an der Meuterei beteiligt waren, misshandelt. Ich wurde getreten und erhielt Schläge mit der flachen Seite der Entermesser. Doch ich war nicht der Einzige, der so behandelt wurde, da viele Matrosen jetzt die Gelegenheit wahrnahmen, offene Rechnungen zu begleichen. So musste ich leider mit ansehen, wie zwei Männer, die loyal zu mir standen, vor meinen Augen getötet wurden. Ein dritter Seemann erlag kurz darauf seinen Verletzungen.
    Die Meuterer waren sich daraufhin uneins, was sie nun unternehmen sollten. Einige Männer sprachen sich dafür aus, Kurs auf ferne Länder zu halten, andere beabsichtigten, in den Hafen von Brest zu segeln, um das Schiff den französischen Behörden zu übergeben. Während dieser Meinungsverschiedenheiten packten mich einige Leute unter der Führung von William Stuckey und banden mich an eine Gräting. Obwohl sich viele der Meuterer gegen diese Handlung aussprachen, griff der eben genannte Stuckey zur Katze und schickte der brutalen Auspeitschung die Worte voraus: ›Dies ist für Mr Aldrich.‹ Nach diesen Worten widersetzte sich niemand mehr Stuckey, und selbst diejenigen, die zuvor noch gegen die Maßnahme protestiert hatten, hörte ich nun rufen: ›Ja, das ist für Aldrich!‹ Später schnitt man mich von der Gräting ab und schickte nach dem Schiffsarzt. Besagter William Stuckey und einige andere packten dann meinen stellvertretenden Ersten Leutnant Herald Landry und wollten ihn ebenfalls auspeitschen. Aber in diesem Moment trat einer ihrer Anführer, der Vollmatrose Peter Aldrich, an Deck und befahl, dass es keine weiteren Auspeitschungen mehr geben solle. Er schlug vor, mich und meine getreuen Besatzungsmitglieder in Booten auszusetzen, was dann auch umgehend geschah. Da diese Boote weder Segel noch Rigg hatten, mussten wir rudern und schlugen einen nordwestlichen Kurs ein, hofften wir doch, in der Nähe von Ushant auf ein britisches Schiff zu stoßen. Doch schließlich sah uns die französische Prise Dragoon, die von meinem eigenen Ersten Leutnant zurück nach England gebracht wurde.
    Obwohl wir nur achtzig Seeleute waren, hatten wir das große Glück, die Themis einzuholen, zurückzuerobern und wieder in den Besitz der Navy Seiner Majestät zu bringen. Dies waren, soweit ich mich erinnern kann, die Ereignisse, meine Herren. Ich füge diesem Bericht noch einige Auflistungen hinzu: zunächst die Namen der Männer, die aktiv an der Meuterei beteiligt waren, des Weiteren die Namen derjenigen, die mit mir in den Booten saßen, sowie eine dritte Liste, die sich als schwieriger erwies. Viele Seeleute kamen während der Meuterei ums Leben, und seither habe ich mich bemüht, die loyalen Leute, die in der Ausübung ihrer Pflicht starben, von denen zu trennen, die zu den Meuterern zählten. Die Namen der Verräter sind gekennzeichnet. Was die Männer anbelangt, deren Haltung während des Vorfalls unklar ist, so habe ich diese Namen gesondert aufgeführt und hoffe, dass im Verlauf der Verhandlung weitere Details geklärt werden. Alle anderen Besatzungsmitglieder befanden sich an Bord der Prisen oder waren, wie ich anmerkte, während der Meuterei in der Obhut des Schiffsarztes im Lazarett.«
    Sir Hubert machte eine elegante Verbeugung und kehrte zu seinem Pult zurück.
    Wickham berührte Hayden am Arm. »Er hat Aldrich zu den Meuterern gezählt«, wisperte er erschrocken.
    »Das wird sich noch aufklären«, erwiderte Hayden, doch auch er war unruhig.
    Admiral Duncan bat mit einer Handbewegung um Ruhe, da nach dem Vortrag des Anwalts hier und da Geflüster anhob.
    »Sir Josiah«, begann er, »ich habe erfahren, dass das Logbuch des Schiffes unauffindbar ist. Wie ist das möglich?«
    »Ich kenne die genauen Umstände nicht, Admiral, da ich mich zu der Zeit, als es vermisst wurde, an Land in der Obhut meines Arztes befand. Doch ich bin mir sicher, dass Mr Barthe, der Master, eine Erklärung dafür hat. Derweil habe ich dem Gericht meine persönlichen Aufzeichnungen zukommen lassen, Sir, die sicherlich das verschwundene Logbuch

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