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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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stimmt«, sagte Hayden und hielt sein Glas so, dass es gefüllt werden konnte, »aber hier muss ich Mr Muhlhauser zustimmen - danke, Mr Hawthorne. Denn unsere Zielgenauigkeit auf größere Entfernung ist schlecht. Die meisten Gefechte werden auf kurzer Distanz ausgetragen - oft auf sehr kurzer Distanz -, wenn die Feuergeschwindigkeit und die Wucht der Breitseiten entscheidend sind.«
    »Das ist genau, was ich denke, Mr Hayden!«, rief Muhlhauser leidenschaftlich. »Die Karronade ist eine wunderbare Waffe und erstaunlich wirkungsvoll auf kurze Distanz, aber die langen Geschütze - ich glaube, für diese Waffen ist die Zeit abgelaufen. Gefechte auf eine Entfernung von einhundert oder sogar zweihundert Yards - dafür wurde die neue Kanone entworfen. Sie ist kürzer. Daher lässt sie sich schneller ausfahren und auch schneller nachladen. Sie kann leicht gedreht werden, wodurch sie effektiver wird - bis zu einem gewissen Grad richtet man die Kanone aus und braucht nicht mehr das ganze Schiff neu zu positionieren, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Lafette aus Eisen und Holz ist aufgrund der sorgsamen Anordnung der Einzelteile nicht so schwer, wie man zunächst denkt. Und das Schlittensystem, das ich ausgearbeitet habe, dämpft den Rückstoß. Dadurch lässt sich die Kanone leichter handhaben. Obwohl im Schlitten Holz verwendet wurde, braucht man keine Angst wegen der Funken zu haben. Mit dem robusten Drehpunkt, der unterhalb der Stückpforte liegt, kann die Lafette niemals umstürzen. Somit lassen sich die Verletzungen bei einem solchen Unglück vermeiden. Zwar nur kleine Verbesserungen, aber irgendwo müssen wir ja beginnen.« Er beugte sich vor, und als sein Gesicht in den Lichtkegel der Laterne kam, sahen die anderen, mit wie viel Enthusiasmus Mr Muhlhauser bei seinem Thema war. »Eines Tages, so stelle ich es mir jedenfalls vor, wird man die Kanone von hinten laden können.«
    »Aber wie soll man das machen?«, fragte Landry.
    Der Gast zuckte mit den Schultern. »Das vermag ich noch nicht zu sagen. Ich habe mir überlegt, dass der Kanonenknauf aufgeschraubt werden kann, damit das Schusspflaster, das Geschoss und die Kartuschenbeutel hinten in den Lauf geschoben werden können, aber ich frage mich, ob beim Zünden des Schießpulvers nicht die Schraubengewinde reißen, sodass sich das Endstück nicht mehr öffnen lässt. Aber es ist der Rückstoß der Waffe, der meine Wissbegier am meisten weckt.« Er unterstrich seine Worten mit zahlreichen Gesten. »Mir ist aufgefallen, dass der Rückstoß einer Kanone mithilfe eines Hebels und einer Drehachse genutzt werden kann, um eine zweite Kanone aus der Luke zu schieben. Verstehen Sie? Alle Geschütze würden zu zweit aufgestellt, jedes Paar über einen Hebel verbunden mit einer Drehachse in der Mitte. Das hintere Geschütz wird geladen, und sobald das vordere Geschütz feuert, wird das andere in Feuerposition ausgerannt. Das große Gewicht der einen Kanone wird den Rückstoß der anderen abmildern.«
    Hayden war im Begriff, etwas zu diesem genialen Vorschlag zu sagen - obwohl ihm noch andere, dringendere Probleme einfielen, die einer Lösung bedurften -, als der Schiffsarzt hereinkam. Griffiths war zur Kajüte des Kommandanten gerufen worden, als das Essen aufgetragen wurde. Nun ließ er sich mit seinem großen, hageren Körper auf dem Stuhl nieder, zwängte die Beine mit etwas Mühe unter den Tisch und nickte den anderen in der Offiziersmesse zu.
    »Doktor Griffiths«, grüßte Mr Barthe den Neuankömmling. »Ich habe Ihnen das Essen warm gehalten und so gut ich konnte vor den gierigen Horden beschützt.«
    »Ich danke Ihnen, Mr Barthe. Ich werde den Kommandanten bitten, Ihre einzigartige Heldentat bei der nächsten Vorladung zur Admiralität zu erwähnen.«
    Das brachte die anderen am Tisch zum Lachen.
    »Und wie geht es unserem Patienten heute Abend?«, fragte Hawthorne nach. »Glauben Sie, er muss noch einige Tage ruhen?«
    Alle Augen richteten sich hoffnungsvoll auf den Schiffsarzt.
    »Vielleicht. Schwer zu sagen.«
    »Nun, ich möchte behaupten, dass Mr Hayden das Schiff kommandieren kann, falls nötig.«
    Die anderen nickten eifrig und stimmten allzu überschwänglich zu. Muhlhauser warf einen Blick auf Hayden, der sich selbst in neuen Gefilden wähnte.
    »Fühlt sich Kapitän Hart öfter unwohl?«, fragte Hayden und fürchtete, dass er furchtbar schlecht informiert war.
    »Oft genug«, erwiderte der Schiffsarzt, als sich abzeichnete, dass keiner der anderen das

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