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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Seite nach Amerika zu fahren.
    Dennoch versuchte er, sich wieder zu beruhigen und sich auf seine Aufgaben an Bord zu konzentrieren. Als er eine Mappe öffnete, in der er seine Korrespondenz aufbewahrte, fand er eine Notiz, die hastig auf einen Schnipsel Papier gekritzelt worden war. Die Handschrift kam ihm nicht bekannt vor. Es handelte sich nur um einen Satz, der viele Rechtschreibfehler enthielt:
    Der Diener des Läutnants belauscht Ire priwaten Gespreche.
    Hayden starrte einen langen Moment auf den Zettel. Dort stand nicht, um welchen »Läutnant« es sich handelte, aber das war auch nicht so wichtig.
    »Der Adam Tiler«, murmelte Hayden vor sich hin. Wie, um alles in der Welt, war es Worth, dem Matrosen vom Fockmast, nur gelungen, sich in die Kabine eines Offiziers zu stehlen? Das hätte eigentlich nicht möglich sein dürfen. Nun schob er die Notiz unter die Briefe und widmete sich erneut den verhassten Berichten. Hayden bekam schon Kopfschmerzen, wenn er diese Briefe nur sah.
    Etwas über eine Stunde später kam der Schiffsarzt herein und sah, dass Hayden und Perseverance am Tisch der Offiziersmesse arbeiteten.
    »Störe ich ...?«, fragte er vorsichtig.
    »Nein, Doktor, ich bin für heute mit diesem elenden Kram fertig!« Schwungvoll schlug er die Mappe zu. »Trinken wir ein Glas Wein.«
    Schnell suchte er seine Papiere zusammen und überließ sie allesamt dem jungen Perseverance, der ein besseres Organisationstalent als Hayden hatte, zumindest was Schreibarbeit anbelangte. Hayden hatte sich rasch die Fähigkeiten des Burschen zunutze gemacht.
    Der Doktor setzte sich, während einer der Diener vom Regal neben der Tür die Karaffe nahm und zwei Weingläser füllte. Doktor Griffiths lehnte sich zurück, zog die Brauen hoch und prostete Hayden zu. »Möge der Feind die Übersicht verlieren«, sagte er und schüttelte dann den Kopf.
    Hayden erhob ebenfalls das Glas.
    Die beiden Männer schwiegen eine Weile, und in die vertrauten Geräusche des fahrenden Schiffes mischte sich alsbald eine bekannte Stimme, die gedämpft nach unten drang. Zwar konnte man nicht genau verstehen, was gesagt wurde, aber der Zorn des Sprechers war unüberhörbar.
    »Wer mag wohl heute Abend das Opfer des Kommandanten sein?«, fragte Hayden sich und schaute kurz zur Decke hinauf, wo dicke Balken und Planken die Offiziersmesse von der Kajüte des Kommandanten trennten.
    »Mr Barthe vermutlich«, antwortete Griffiths und folgte Haydens Blick. »Hart dürfte missfallen haben, wie der Master die ›Fregatten‹ beschrieben hat, die heute gesichtet wurden. Es tut nichts zur Sache, dass sich der offizielle Bericht der Fahrt erheblich vom Journal des Kommandanten unterscheiden wird. Hart und Barthe haben sich bereits zuvor in diesem Punkt gestritten. Und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein.«
    Einen Moment lang verfolgten sie mit mulmigem Gefühl den Streit, der aus der Kajüte nach unten drang, doch dann verstummte der Kommandant. Griffiths gab den Bediensteten zu verstehen, die Messe zu verlassen, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und beugte sich vor. »Mr Hayden«, begann er, »eine Frage, wenn Sie erlauben. Sie scheinen sich zuzutrauen, sich auf ein Gefecht mit den Franzosen einzulassen. Wir alle wissen, dass Sie sich bereits als tüchtiger Seemann erwiesen haben, aber hätten Sie wirklich gleich zwei Fregatten nachgesetzt?«
    »Das waren keine Fregatten, Doktor Griffiths ...«, aber Hayden unterbrach den Satz. Dann erhob er sich und ging leise um den Tisch herum. Ohne anzuklopfen, riss er die Tür zu Landrys Kabine auf, sodass der Diener des Zweiten Leutnants der Länge nach in die Offiziersmesse purzelte.
    Wütend sprang der Arzt auf. »Was soll das, Bursche?«, schimpfte er. »Du hast unser Gespräch belauscht!«
    »Habe ich nicht, Sir! Ich schwöre Ihnen ...« Als der Junge die zornige Miene des Arztes sah, rappelte er sich rasch auf, erhielt aber dennoch einen heftigen Tritt in den Hintern.
    »Doktor, bitte ...«, sagte Hayden und trat dazwischen, als der Junge aus der Tür der Messe floh. »Ich vermute, dass es nicht die Idee des Jungen war, uns zu belauschen ...«
    Der Schiffsarzt, immer noch voller Zorn und Entrüstung, brauchte einen Moment, bis er Haydens Anspielung begriff. »Das muss ich dem Kommandanten melden!« Doch dann hatte er sich wieder so weit beruhigt, dass er nachdenken konnte. Schließlich sank er schwer auf seinen Stuhl, und ein Ausdruck von Entsetzen lag auf seinem Gesicht.
    »Das wird

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