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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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wachsen und bindet ihn nicht an Stöcke. Die Winzer zerquetschen die Trauben noch mit den Füßen und weigern sich, eine Presse zu benutzen. Wissenschaftliche Methoden sind noch nicht bis zu ihnen vorgedrungen.«
    Henrietta schaute ihre Cousine an, ein Blick, den Hayden nicht zu deuten vermochte.
    »Wenn der törichte Krieg vorüber ist«, sagte Mrs Hertle, »hat Charles versprochen, uns einmal auf eine Rundreise durch Frankreich mitzunehmen. Bis dahin müssen wir uns, fürchte ich, damit zufriedengeben, jene Teile Englands zu besuchen, die wir noch nicht kennen. Obwohl ich nicht weiß, wie wir das schaffen wollen, wenn die tägliche Pflicht an die Tür klopft.«
    »Du musst diesen Sommer mitkommen und Lady Endsmere einen Besuch abstatten, Eliza«, drängte Henrietta und kam auf das ursprüngliche Thema zurück. »Kapitän Hertle wird dann sein Schiff befehligen, und du wirst nicht enttäuscht sein vom Landleben.«
    »Ja«, meinte Robert, »diese Gelegenheit solltest du dir nicht entgehen lassen. Ich bin schon gespannt, was du zu erzählen hast.«
    »Siehst du«, sagte Henrietta, »du wirst die Menagerie, wie alle es nennen, kennenlernen, denn auf dem Anwesen befinden sich Affen und exotische Vögel und vieles mehr. Lord Uffington sagte einmal, der einzige Unterschied zwischen den Tieren und den Menschen bestehe darin, dass sich die Tiere nur zum Essen kleideten, wenn sie Lust dazu hätten - denn einmal saß ein Affe fast die ganze Mahlzeit über auf Lady Endsmeres Schoß, wie ein verzogenes Kind, und aß vom Teller, was er mochte.«
    »Jetzt wissen wir, dass du übertreibst, Henri!« Mrs Hertle lachte.
    »Komm diesen Sommer mit und überzeuge dich selbst davon. In nur vierzehn Tagen erlebst du dort Sachen, von denen du dann ein ganzes Jahr erzählen kannst.«
    Plötzlich schwand das Lächeln auf Mrs Hertles Gesicht. »Aber ich werde mich um Kapitän Hertle sorgen«, sagte sie leise.
    Aufmunternd tätschelte Henrietta die Hand ihrer Cousine. »Wir werden beten, dass der Krieg bald vorüber ist und die Radikalen das Schicksal erleiden, das sie so eilfertig anderen zugedacht haben.«
    »Was meinst du, Charles?«, fragte Mrs Hertle, und ihre Haut warf in den Augenwinkeln Fältchen. »Du kennst dich besser mit Frankreich aus als alle anderen hier am Tisch. Dieser Krieg wird doch gewiss nicht so lange dauern wie der letzte?«
    Charles nahm noch einen Schluck Rotwein. Kaum hatte er das Glas auf den Tisch gestellt, da beugte sich der Diener stumm vor und füllte das Glas erneut. »Wir wollen es hoffen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit der Einschätzung über die Dauer eines Krieges oft falsch liegt.«
    »Aber so viele Offiziere aus der französischen Armee und der Marine haben ihr Kommando niedergelegt«, sagte Mrs Hertle. »Wie wollen sie ohne Offiziere kämpfen?«
    »Die jüngsten Erfahrungen zeigen uns, dass sie sehr gut zurechtkommen«, sagte Hayden. »Zumindest was die Armee anbelangt. Bei der Marine werden wir es erst noch sehen.«
    Robert winkte ab. »Charles, du lässt dich von deinen Sympathien blenden, denke ich. Einen ganzen Offizierscorps kann man bestimmt nicht durch schlecht ausgebildete Handwerker und Landarbeiter ersetzen und dann noch auf Erfolg hoffen.«
    Charles fühlte sich plötzlich in die Defensive gedrängt. »Aber stell dir eine Kriegsmarine vor, in der man nicht aufgrund von Familienbeziehungen befördert wird, sondern weil man es sich verdient hat. Wäre dann unser Dienst nicht auch besser?«
    »Gewiss, aber wenn wir den Offiziersstand beseitigen und die einfachen Matrosen befördern, was für eine Art Kriegsmarine hätten wir dann?«
    Darauf wusste Hayden auch keine Antwort, und als er nichts erwiderte, sagte Mrs Hertle leise: »Dann wird es eben ein kurzer Krieg ...«
    »Das trifft gewiss zu«, bot Hayden an und war bemüht, zuversichtlich zu klingen.
    »Man sollte mir nur Milch und Wasser geben«, sagte Hayden mit Nachdruck. »Bei Wein werde ich immer zu direkt. Ich muss mich entschuldigen, Robert, es war nicht meine Absicht, Elizabeth zu ängstigen.«
    Robert füllte zwei Gläser aus einer Karaffe. Die Herren hatten sich nach dem Abendessen in die Bibliothek zurückgezogen, um sich bei einem Glas Wein zu unterhalten. Bald würden sie sich wieder zu den Damen im Salon gesellen.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Meine Frau ist es gewohnt, die Wahrheit zu hören, mag diese auch noch so abscheulich sein. Und du weißt, dass ich lieber die Wahrheit höre, als mir Honig um

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