Unter feindlicher Flagge
die Kinder nicht zu früh von dem Schicksal dieses Mannes erfahren«, murmelte Hayden. Dann winkte er seine Gefährten zu sich. »Kommt, hier entlang.«
Er folgte den französischen Truppen und hielt sich am grasigen Rand des Weges.
»Aber Mr Hayden ...«, sagte Wickham, als er den Leutnant einholte. »Die Soldaten sind in diese Richtung marschiert. Bestimmt schicken sie bald einen Reiter zurück, um nach dem Offizier zu schauen.«
»Ja, aber wir können nicht in die andere Richtung, ohne entdeckt zu werden. Dort sind zu viele Häuser. Wir müssen aber in diese Richtung, um die Rade de Brest zu beobachten. Hoffen wir, dass die Soldaten ihren Offizier so schnell nicht vermissen.«
Bald kamen sie an eine Stelle, wo sie den Weg unbemerkt verlassen konnten. Sie überquerten eine Wiese, die übersät war von Schafskot, und brachen schließlich durch eine Hecke unter Kastanien und Eichen. Wie Hayden vermutet hatte, verlief entlang der Hecke ein schmaler Pfad, der von weiter oben nicht einsehbar war.
»Der kommt wie gerufen«, stellte Hawthorne fest, als sie weitereilten.
»Nicht ungewöhnlich für die Bretagne«, erwiderte Hayden, »aber diese Pfade werden häufig benutzt. Mit etwas Glück stoßen wir auf keine Einheimischen. Weiter jetzt.«
Zwei Stunden später spähten sie aus einem Dickicht auf eine kleine Gruppe Soldaten, die auf der anderen Seite einer großen Wiese das Gebüsch absuchten.
»Ob die nach Mördern suchen?«, fragte Wickham. »Oder nur nach englischen Spionen, die letzten Abend an der Küste gesehen wurden?«
Hayden schüttelte den Kopf. »Hoffen wir, dass sie nach einem Bischof suchen, der noch loyal zu Rom steht.«
»Verflucht sei Hart, dass er uns so kurz vor der Dämmerung an Land bringen ließ«, schimpfte Hawthorne. »Bestimmt wollte er, dass wir nicht zurückkehren.« Der Leutnant der Seesoldaten war vor Zorn rot angelaufen. Aber auch Furcht spiegelte sich in seinen Zügen. »In der Gegend wimmelt es nur so von französischen Soldaten, die es auf unseren Skalp abgesehen haben. Wenn es sein muss, stelle ich mich, bevor wir alle in ihre Hände geraten. Sie beide können sich ohne mich als Franzosen durchschlagen.«
»Davon will ich nichts hören«, sagte Hayden entschieden. »Wir bleiben zusammen, ganz gleich, was geschieht.«
Wickham bekräftigte Haydens Worte, worauf der Leutnant der Seesoldaten dankbar nickte, aber nach wie vor skeptisch blieb.
Kurz darauf verschwanden die Soldaten hinter einer kleinen Anhöhe. Hayden bedeutete den Gefährten, das Versteck zu verlassen. »Jetzt, ehe noch mehr auftauchen.«
Sie rannten nun in gebückter Haltung über eine Wiese, blieben im Schutz einer Steinmauer und liefen in ein Waldstück. Durch die Bäume hindurch war die Rade de Brest zu sehen. Das Blau des Wassers war von Schaumkronen unterbrochen, die von einer plötzlichen Brise aufgewühlt wurden.
»Wie eine See in klein«, stellte Wickham fest.
»Fünf Meilen von Nord nach Süd. Drei mehr oder weniger große Flüsse münden in die Bucht. Unsere ganze Flotte könnte dort vor Anker liegen, ohne dass ein Schiff einem anderen zu nah käme.«
Sie verließen den Schutz der Bäume und blickten hinab in die Bucht, die sich unter ihnen erstreckte, eingefasst von Steilklippen. An manchen Stellen reichten die grünen Hänge auch bis zum Wasser hinunter. Etwas weiter links lag die Ile de Longue. Braunes Watt zog sich entlang des fernen Küstenstreifens. Auf der anderen Seite der Bucht, in nordöstlicher Richtung, lag die französische Flotte vor Anker. Die Schiffe dümpelten schwach im ruhigen Wasser.
»Nun, Sir«, sagte Wickham und blickte zum Hafen, »auf dieser Seite der Île de Longue liegen keine Schiffe.«
»Nein, und ich hatte auch nicht damit gerechnet«, erwiderte Hayden. Eine Viertelmeile entfernt reichte Weideland zur Spitze der Steilklippe, unterbrochen von niedrigen Hecken und lose aufgeschichteten Steinmauern. Sorgsam suchte Hayden das offene Gelände und den Waldrand durch sein Fernrohr ab.
»Ich denke, für den Augenblick sind wir hier sicher«, meinte er. »Zählen wir die Schiffe und ziehen uns dann zurück. Die Sonne geht in zwei Stunden unter, und der Mond wird erst nach Mitternacht aufgehen. Wir sollten daher die Küste erreichen, bevor es vollkommen dunkel ist. Schließlich wollen wir unser Boot nicht verpassen.«
»Wenn doch einer diese Kastanien dort fällen könnte.« Hawthorne zeigte auf die Baumgruppe. »Die behindern unsere Sicht.«
Hayden schaute sich um. »Mr
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