Unter funkelnden Sternen
Ruhe geduscht, bevor sie ein cremefarbenes Nachthemd aus zarter Seide angezogen hatte, das bis auf einen zusätzlichen Streifen aus Spitze über den Brüsten transparent war. Dann hatte sie sich vor den Spiegel gestellt und sich das Haar gebürstet, bis es ihr in weichen Wellen über die Schultern fiel.
Die Waffen einer Frau, hatte sie wütend überlegt, nachdem sie die Kissen aufgeschüttelt und sich ins Bett gelegt hatte, um zu warten. Mit jeder Minute war ihre Anspannung gewachsen.
Sie ließ es sich jedoch nicht anmerken, als sie nun von ihrem Buch aufblickte und Rafe betrachtete, der auf der Schwelle stand und sie finster ansah. Er hatte sein Jackett ausgezogen, die Fliege abgenommen und die obersten Hemdknöpfe geöffnet.
Caira unterdrückte einen Schauer, weil er richtig gefährlich wirkte, und setzte ein fröhliches Lächeln auf. „Lesen, natürlich. Was dachtest du denn?“
Seine Miene wurde noch finsterer, als er hereinkam. Dabei waren seine Bewegungen so geschmeidig wie die eines Raubtiers. Neben ihrem Bett blieb er stehen. „Ich habe draußen eine halbe Stunde auf dich gewartet“, erklärte er unwirsch.
Caira spürte, wie wütend er war und wie es in ihm brodelte. Sie zuckte die Schultern, als sie das Buch neben sich aufs Bett legte. „Ich war einfach zu müde, um noch Konversation zu machen, Rafe.“
„Du …!“ Rafe verstummte und atmete tief durch, um die Fassung zu bewahren. Normalerweise war er nicht aufbrausend, aber Caira schaffte es, ihn zur Weißglut zu bringen.
Er nahm das Buch und legte es auf den Nachttisch, bevor er sich auf die Bettkante setzte. „Wir wissen beide, dass ich etwas ganz anderes im Sinn hatte, als mit dir zu reden“, sagte er leise.
„Wirklich?“ Ruhig erwiderte sie seinen Blick.
„Ja“, erwiderte er freundlich. „Ist das Buch gut?“ Mit einem Nicken deutete er darauf.
„Sehr gut sogar“, antwortete sie langsam und krauste dabei die Stirn, für ihn ein Zeichen dafür, dass sie nicht so ruhig war, wie sie sich gab.
„Worum geht es?“ Wieder nahm er das Buch in die Hand, um den Text auf der Rückseite zu lesen. „Seltsam“, bemerkte er, nachdem er es weggelegt hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass du Krimis magst.“
Caira lächelte zuckersüß. „Darin geht es um eine Frau, die ihren Liebhaber umbringt, nachdem sie herausgefunden hat, dass er sie betrügt.“
„Ach ja? Ich wette, sie wird irgendwann überführt. Das ist immer so.“
„Nicht immer“, erwiderte sie trocken. „Wenn es dir nichts ausmacht, Rafe … Ich bin wirklich sehr müde.“ Betont gelangweilt zog sie eine Braue hoch.
Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt, um ihr irgendeine Gefühlsregung zu entlocken.
Auf der Terrasse war er von Minute zu Minute wütender geworden. Schließlich wusste er, Caira hatte ihn vorhin genauso begehrt wie er sie!
Als er sie nun betrachtete, sah er allerdings nicht mehr die begehrenswerte Frau, die er vor einer halben Stunde so leidenschaftlich geküsst hatte, sondern einen Menschen, der eine Mauer um sich errichtet hatte.
„Hast du heute Abend festgestellt, dass du noch etwas für Bond empfindest? Ist es das?“ Jetzt blinzelte sie überrascht. „Das ist doch lächerlich! Würde es dir etwas ausmachen, endlich zu gehen? Ich bin todmüde …“ „Caira.“ Rafe sprach ganz leise, aber es reichte, um sie zum Schweigen zu bringen. Ihr wurde klar, wie gefährlich es für sie war, im Schlafzimmer mit ihm allein zu sein.
Sehr gefährlich sogar.
Rafe wusste, dass er sie nur zu berühren brauchte, um ihr Verlangen zu wecken. Vielleicht hätte sie doch das Licht ausschalten und sich schlafend stellen sollen!
„Lionel und ich sind geschieden, Rafe“, erinnerte sie ihn.
„Du kannst ihn trotzdem noch lieben.“
Nun seufzte sie. „Offenbar kennst du mich schlecht, wenn du das glaubst. Aber du hast mich ja nie wirklich gekannt, stimmt’s?“
„Ich habe es zumindest gedacht“, erwiderte er leise.
Wütend funkelte sie ihn an. „Und dich getäuscht, nicht wahr?“ Ja, er hatte sich damals gewaltig in ihr getäuscht. Vor acht Jahren. Und jetzt … Unvermittelt stand Rafe auf. „Du hast recht, Caira, es war keine gute Idee. Ich gehe jetzt, damit du weiterlesen kannst.“
„Danke“, sagte sie scharf.
Auf der Schwelle blieb er noch einmal stehen, um sie zu betrachten. Ein verächtliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Wahrscheinlich sollte ich dir dankbar sein, weil du mich davon abgehalten hast, wieder einen Fehler zu
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