Unter goldenen Schwingen
Blick, machte ihn zum geborenen Geschäftsführer.
Leider war ich kein Geschäft, das er einfach abschließen konnte, um sich dem Nächsten zuzuwenden.
Die Schwester kehrte mit einem Arzt zurück. Er warf einen Blick auf den Monitor neben meinem Bett, und blätterte in einer Akte, die ihm die Schwester gereicht hatte.
»Wie fühlen Sie sich, Frau Winter?«, fragte er, während er die Akte überflog.
»Müde«, erwiderte ich und räusperte mich.
»Sie hatten einen schweren Unfall. Haben Sie Schmerzen?«
Ich schüttelte den Kopf. Der Arzt strich mit einem Stab über meine Hände und Füße.
»Spüren Sie das?«
Ich nickte.
»Können Sie sich aufrichten?«
Ich versuchte es – langsam, aber es gelang. Der Arzt untersuchte meine Wirbelsäule und meinen Kopf.
»Was ist mit mir los?«
Er überflog noch einmal das Krankenblatt, dann wandte er sich mir zu. » Nichts , soweit ich das sagen kann.«
»Was soll das heißen?«, fragte Ludwig stirnrunzelnd.
»Die Ergebnisse der Tests, die wir bei ihrer Einlieferung gemacht haben, sind alle negativ. Ihre Tochter weist weder äußere noch innere Verletzungen auf, keine Schädelverletzungen, die Wirbelsäule ist in Ordnung, und zurzeit besteht kein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung.« Der Arzt blickte mich an. »Sie haben keinen Kratzer.«
Ich lehnte mich zurück in mein Kissen. Ludwig schien noch nicht überzeugt zu sein.
»Sind Sie ganz sicher?«, fragte er. »Haben Sie nichts übersehen?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Wir behalten Ihre Tochter noch eine Nacht zur Beobachtung hier.« Er drehte sich zu mir. »Mit etwas Ruhe und Schlaf werden Sie sich morgen viel besser fühlen. Rein körperlich fehlt Ihnen gar nichts.«
»Gott sei Dank«, murmelte Ludwig und rieb sich die Schläfen.
»Sie können sie morgen früh mit nach Hause nehmen.«
Ludwig nickte.
»Läuten Sie, wenn Sie etwas brauchen«, sagte die Schwester in gelangweilt-professionellem Ton. »Im Übrigen ist die Besuchszeit seit über vier Stunden vorbei.« Sie warf Ludwig einen strengen Blick zu, bevor sie hinter dem Arzt das Zimmer verließ.
Wieder allein, sah ich meinen Vater vorsichtig an. Ich hatte meinen neuen Wagen zu Schrott gefahren und mich dabei fast umgebracht; und jetzt, da ich offiziell am Leben und unverletzt war, würde mein Vater mir den Kopf abreißen.
»Vicky …«
»Tut mir leid«, sagte ich schnell. »Tut mir wirklich, wirklich …«
Doch Ludwig hob die Hand und ich verstummte. »Als sie mich aus dem Meeting geholt haben und sagten, du hättest einen schweren Autounfall gehabt …« Ludwigs Stimme klang leise und gepresst. »Kannst du dir vorstellen, was in mir vorgegangen ist? Keine zwei Stunden, nachdem ich dir den Wagen geschenkt hatte?« Er ging im Zimmer auf und ab und fuhr sich durch die graumelierten Haare. »Wenn dir etwas geschehen wäre …« Er brach ab, schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.
»Es geht mir gut«, sagte ich schnell. »Alles in Ordnung. Wie der Arzt gesagt hat.« Ich hatte meinen Vater lange nicht so verloren gesehen – nicht seit dem Tag, an dem meine Mutter gestorben war.
Ludwig presste die Lippen zusammen und nickte. Er brauchte nur einen Moment, dann richtete er sich auf und kehrte zurück zu seinem alten, selbstsicheren Ich. »Brauchst du etwas von zu Hause?«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist ja nur für eine Nacht. Morgen kann ich wieder nach Hause. Wie spät ist es eigentlich?«
»Kurz nach elf.«
»Elf Uhr nachts?«, fragte ich verblüfft.
Ludwig nickte. »Die Ärzte sagen, du warst ansprechbar, als du eingeliefert worden bist und sie dich untersucht haben.«
»Ich erinnere mich nicht«, murmelte ich.
Ludwig blickte mich lange an. »Ich bin sehr froh, dass es dir gut geht«, sagte er leise.
»Wann holst du mich morgen ab?«
»Ruf mich einfach an, ich habe meinen Flug nach Hong Kong erst mal abgesagt.«
»Oh … stimmt ja. Das hatte ich total vergessen.« Mir fiel unser Gespräch am Nachmittag ein. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. »Von mir aus kannst du ruhig fliegen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, erst mal möchte ich mich davon überzeugen, dass ich dich auch wirklich guten Gewissens allein lassen kann.«
»Na schön, wenn du meinst.« Ich erkannte Ludwigs Tonfall. Es war die Mischung aus elterlichem Pflichtgefühl und schlechtem Gewissen.
Er trat zögernd auf mein Bett zu und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. »Wenn du etwas brauchst, dann melde dich, Vicky. Jederzeit.«
»In Ordnung«,
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