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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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atmen.
    »Ist es so?«, flüsterte er. »Hat er jemand anderen bedroht?« Er drückte mich ein wenig von sich fort und sah mir in die Augen. »Deinen Vater? Deine Freunde? Wen? Sag es mir.«
    Ich presste meine Lippen aufeinander, doch meine Augen füllten sich verräterisch mit Tränen.
    Nathaniel erstarrte, als er begriff. » Mich? «, flüsterte er kaum hörbar.
    Ich verbarg mein Gesicht an seiner Schulter. Er vergrub seine Finger in meinem Haar und drückte mich fest an sich. Gleißende Flammen schlugen prickelnd an ihm hoch und ich spürte, dass er vor Zorn bebte.
    »Das war der Grund, warum du mich nach Engelstod und dem Fall gefragt hast?«, murmelte er.
    Mir liefen stumme Tränen über die Wangen.
    »Dafür wird er bezahlen«, knurrte Nathaniel. »Und wenn ich ihn durch die ganze Hölle jagen muss.«
    »Nein«, flehte ich. »Bitte nicht …«
    »Er kann mich nicht verletzen«, flüsterte Nathaniel eindringlich. »Auch wenn er dich das glauben lassen will. Das Einzige, das mich verletzt, ist, dass er dich quält. Und dass er mich dazu benutzt, dafür werde ich ihn …«
    »Versprich mir, dass du ihn nicht jagen wirst«, flehte ich in Panik.
    Nathaniel Gesichtszüge versteinerten. »Verlang das nicht von mir. Ich kann nicht zulassen, dass er mit deiner Angst spielt.«
    »Versprich es!«
    »Was hat er nur getan?«, flüsterte Nathaniel, und blickte mich forschend an. »Was immer er gesagt hat, er kann mir nichts anhaben! Du musst mir glauben.«
    »Bitte … versprich es …«
    Er nahm mein Gesicht in seine Hände. »Bitte zwing mich nicht dazu.«
    Ich fühlte, wie meine Tränen über meine Wange auf seine Hand liefen, und rang mit mir. Ich hatte ihm mein Wort gegeben, ihm meinen Willen nicht aufzuzwingen, aber gleichzeitig musste ich ihn beschützen …
    »Quäl dich nicht«, flüsterte er düster. »Ich verspreche, ich jage ihn nicht. Nicht heute Nacht.«
    Erleichtert atmete ich auf.
    »Morgen sprechen wir mit Ra und Sera. Dann entscheiden wir, was zu tun ist.« Nathaniel streichelte sanft über meinen Kopf.
    Ich nickte stumm. Ich hatte nicht die Kraft, jetzt mit ihm darüber zu streiten. Und ich hatte sein Wort, dass er heute Nacht in Sicherheit war.
    »Danke«, flüsterte ich heiser.
    »Nicht dafür«, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. Seine Finger streichelten zärtlich durch mein Haar, doch seine Muskeln waren angespannt wie bei einem Raubtier vor dem Angriff. Ich spürte das Prickeln seiner knisternden Flammen auf meinem ganzen Körper.

    Als ich erwachte, lag ich auf etwas Weichem, Weißem, in dem Tausende goldene Diamanten funkelten. Ich war zugedeckt von dem gleichen weichen, weißen, glitzernden Etwas – und als ich realisierte, was es war, hielt ich schlagartig den Atem an.
    Ich lag auf Nathaniels Flügel.
    Er hatte seinen anderen Flügel um mich gebreitet und hielt mich behutsam in seinen Armen. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder daran zu erinnern, wie man atmete.
    Ehrfürchtig streckte ich die Hand aus und bewegte mich dabei so wenig wie möglich – obwohl ich mir sicher war, dass er bereits wusste, dass ich aufgewacht war. Ich senkte meine Hand ganz langsam auf seinen Flügel. Nathaniel rührte sich nicht, und ich hielt den Atem an, als meine Finger vorsichtig in die weißen, mit goldenen Strahlen durchzogenen Federn sanken.
    Sie waren wunderschön, weich, und perfekt. Behutsam strich ich über die glitzernde Pracht. Ich hätte eine Ewigkeit damit verbringen können, in seinen Armen zu liegen, und die Perfektion seiner Flügel zu bewundern.
    »Guten Morgen«, flüsterte er leise. Seine Stimme klang gelöst und als ich mich zu ihm umdrehte, war in seinen Augen nichts mehr von dem Zorn der vergangenen Nacht zu erkennen.
    »Guten Morgen.« Ich senkte scheu und verwirrt den Blick und fühlte, dass mir das Blut in die Wangen stieg.
    »Geht es dir gut?«, fragte er leise. »Keine Albträume?«
    »Keine Albträume«, flüsterte ich.
    Er nickte zufrieden und lächelte. Sein Gesicht war wunderschön. Ich ließ meinen Kopf langsam wieder auf die weichen Federn sinken, und hatte nur den einzigen Wunsch, dass dieser Augenblick ewig dauern möge.
    »Mein tiefer Schlaf … das warst du, nicht wahr?«, murmelte ich mit geschlossenen Augen.
    »Ja«, erwiderte er sanft. »Gern geschehen.«
    »Das war nicht als Dank gemeint«, murmelte ich in seinen Flügel. »Mein Wunsch war es eigentlich, dich von deinem Zorn zu befreien …«
    Er sagte nichts, doch seine Arme drückten mich sanft an sich. Mein

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