Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
Vom Netzwerk:
Plötzlich erschien ein Bild in meinen Gedanken … Nathaniel wurde mir entrissen, von einer Macht, der ich hilflos gegenüberstand. Ich hörte ihn meinen Namen rufen, ich sah, wie verzweifelt er sich wehrte, und war selbst vor Entsetzen erstarrt. Etwas überwältigte ihn, zerrte ihn von mir fort, und die kalte Leere, die er hinterließ, verschlang mich vollkommen, so als hätte man mir das Leben aus der Brust gerissen …
    Nathaniel trat mit einer raschen Bewegung näher an mich heran und breitete seinen Flügel schützend um mich. Der goldene Schimmer seiner Haut verstärkte sich bedrohlich.
    Ich blinzelte verwirrt und kämpfte die furchtbare Vision in meinem Kopf nieder. Nathaniel sagte kein Wort, doch seine Augen blickten düster durch die Fensterfront in den Innenhof des Schulgebäudes. Ich folgte seinem Blick – und sah sie.
    Im Innenhof stand eine Horde Inferni und starrte mich an. Die Schüler, die an den Fenstern vorbeigingen, beschleunigten ihre Schritte, ohne zu wissen, was das plötzliche, unangenehme Gefühl in ihnen ausgelöst hatte.
    Die Inferni humpelten näher an die Fensterfront heran, ihre leeren Augen auf mich gerichtet.
    Nathaniels Haut brodelte.
    »Noch ein Stückchen näher …«, knurrte er.
    Ich hielt den Atem an. Mein Herz schlug schneller. Die Inferni schleppten sich auf uns zu, ihre verwesten Gesichter auf mich gerichtet, und ihre Lippen in ständiger Bewegung.
    »Kommt schon«, knurrte Nathaniel. »Kommt …« Er war angespannt wie ein Raubtier vor dem Angriff. Und dann passierte es rasend schnell.
    Nathaniel explodierte gleißend. Das goldene Feuer umschloss mich und prickelte kühl auf meiner Haut. Ich wandte den Kopf und sah, dass die Flammen durch das Glas hindurchschossen und die vorderste Reihe der Inferni zu Asche verbrannte. Die anderen kreischten und humpelten zurück in die dunklen Ecken des Innenhofs, wo Nathaniels Feuer sie nicht erreichen konnte.
    Das furchtbare Gefühl, das mein Inneres umklammert hatte, wurde schwächer, und meine Gedanken wurden klarer. Die Vision in meinem Kopf war verschwunden.
    »Du wirst mich niemals verlieren«, flüsterte Nathaniel, und drückte mich sanft an sich.
    Er führte mich an der Fensterfront entlang in Richtung des Chemielabors. Goldene Flammen tanzten auf seiner Haut.
    »Geht es dir besser?«, fragte er besorgt.
    Was … war das? , dachte ich schwach.
    »Nichts. Nur ein wenig meines Ärgers.«
    Ein … wenig?
    »Es war eine Nachricht für ihre Freunde.«
    Oh. Ich riss mich zusammen, um ihn nicht spüren zu lassen, wie sehr mich die Vision erschüttert hatte. Eine Einladung zum Grillen?
    Er schmunzelte. Das Feuer auf seiner Haut knisterte. »Wenn sie dich weiterhin angreifen, gibt es neue Regeln.«
    Ich wusste nicht, dass du so etwas kannst. Inferni vernichten.
    Wir blieben im Gang vor dem Chemielabor stehen. Ich tat so, als würde ich auf Anne und die anderen warten.
    »Ich habe sie nicht vernichtet. Ich habe sie nur dorthin zurückgeschickt, woher sie gekommen sind.«
    Ich riss die Augen ängstlich auf. Können sie das auch …?
    »Nein. Es ist etwas, das nur Schutzengel können.«
    Ich habe dich so etwas noch niemals tun sehen.
    »Normalerweise genügt es, die Inferni zurückzudrängen. Sie fürchten sich vor meiner Energie.« Seine Stimme wurde dunkler.
    Können sie zurückkommen? Aus der Hölle, oder wo auch immer du sie hingeschickt hast?
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist sehr schwierig, einen Ausweg aus der Hölle zu finden. Nur mächtige Dämonen sind fähig, Inferni aus der Hölle herauszuschleusen.«
    »François? Pierre? René? Michel? Pascal? Antoine?«
    Anne war plötzlich neben mir aufgetaucht. Ich wandte mich gequält an Chrissy.
    » Wie viel Kaffee hat sie getrunken?«
    Anne sprudelte fröhlich weiter. »Clément? Philippe? Alain? Christophe? Claude?«
    »Hast du ein Wörterbuch für Vornamen verschluckt?«, fragte ich.
    »Ich werde schon herausfinden, wie er heißt«, grinste sie.
    Ich seufzte und trottete in das Chemielabor, Nathaniel an meiner Seite. Anne wieselte hinter mir her.
    »Jacques? Laurent? Olivier? Nicolas?«
    »Ich hoffe, sie findet es bald heraus«, murmelte Mark genervt.
    Nathaniel wich die ganze Stunde nicht von meiner Seite. Er suchte ständig meine Nähe, ließ seine Hand auf meiner Schulter ruhen, oder berührte mich mit seinem Flügel.
    Ich habe keine Angst vor den Inferni. Es geht mir gut.
    »Es waren viele.«
    Du warst bei mir.
    Er ergriff meine Hand und hielt sie fest, bis die Glocke

Weitere Kostenlose Bücher