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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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ich leise.
    »Worauf wartest du dann noch?« Sie erhob sich und begleitete mich zur Tür. »Nathaniel wird nicht glücklich sein«, seufzte sie. »Er erwartet, dass ich ihm Brotkrumen auffädele.«
    Ich verstand kein Wort.
    »Doch wir wissen beide, dass er Lazarus nicht jagen darf«, murmelte sie, ohne meinen verwirrten Gesichtsausdruck zu beachten. »Wenn Lazarus sich angegriffen fühlt und den Schild zerstört, dann könnt ihr gleich eine Doppelverhandlung ansetzen. Ein Verbotenes Wunder und eine Unverzeihliche Tat … « Sie schüttelte den Kopf, ein ernster Ausdruck in ihren schönen Augen. »Ich will dich nicht anlügen, Victoria. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass ihr heil davonkommen werdet.«
    »Aber es ist nicht unmöglich«, flüsterte ich.
    Melinda Seemann umarmte mich.
    »Ich wünsche euch viel Glück«, sagte sie leise. »Der Himmel weiß, ihr braucht es.«
    Als ich den Eingangsbereich betrat, lehnte Nathaniel mit verschränkten Armen an Herberts Tisch und musterte mich verärgert. »Alles in Ordnung?« Er brachte es trotzdem nicht über sich, die Sorge um mich aus seiner Stimme zu verbannen.
    »Ja. Ich wurde auf dem Flur nicht von Inferni überfallen.«
    »Melindas Verhalten kommt ungefähr auf das Gleiche heraus. Wenn ich morgen falle, rede ich kein Wort mehr mit ihr.«
    »Das ist nicht komisch«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Ein bisschen schon.« Dann wurde sein Ton ärgerlich. »Da bitte ich Melinda um Hilfe, und was kommt dabei heraus? Sie gibt dir irgendeinen wahnsinnigen Geheimauftrag! Sie könnte mit Seraphela einen Klub gründen.«
    »Sie sagte, dass du nicht glücklich darüber sein würdest.«
    » Nicht glücklich? « Seine Stimme brodelte vor Wut.
    »Sie will nur helfen.«
    »Wenn sie wirklich helfen wollte, hätte sie mir einen Anker gegeben«, fauchte er. »Stattdessen …« Er warf mir einen zornigen Blick zu.
    Und verstummte. Seine glühenden Augen waren auf die Kette an meinem Hals gerichtet.
    » Das hat sie dir gegeben?«, fragte er schließlich, in einem völlig anderen Ton.
    Ich nickte und umfasste den kristallenen Stift.
    »Aus welchem Grund?«, stieß er mühsam hervor.
    »Es soll mir helfen, einen klaren Kopf zu behalten, wenn mir Lazarus im Traum begegnet. Warum?«
    »Das ist alles?«, murmelte er gepresst.
    »Ja. Was soll die Frage?«
    Er schwieg.
    »Was hat es mit diesem Anhänger auf sich?«, fragte ich.
    »Was hat Melinda dir darüber gesagt?«
    »Dass es ein Teil eines Engelsflügels ist.«
    »Sonst nichts?«
    Ich runzelte die Stirn. »Worauf willst du hinaus?«
    »Victoria, das ist nicht der Moment, etwas vor mir zu verbergen.«
    Ich war knapp davor, hysterisch loszulachen; doch Nathaniels gequälter Gesichtsausdruck hielt mich davon ab.
    »Sieh mich an«, sagte ich leise. »Der Anhänger soll mir in meinen Träumen eine Chance gegen Lazarus geben. Das ist alles. Ich verstehe nicht, warum das so ein Problem für dich ist.«
    Nathaniels Augen blickten in mein Inneres, so intensiv hielt er meinen Blick fest. Es dauerte einige Momente, bis sich seine Anspannung schließlich löste.
    »Verzeih mir«, murmelte er. »Ich dachte, sie hätte …«
    »Was?« fragte ich leise.
    Er schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, was dieser Anhänger ist.«
    »Ein Teil von irgendeinem Engel … ?«
    »Nicht von irgendeinem Engel.« Nathaniel sprach in gedämpftem Ton. »Es ist ein Fragment von dem Flügel eines Erzengels.«
    »Okay … soll heißen?«
    »Was du um deinen Hals trägst, ist eine sehr mächtige Waffe.«
    »Es ist mir egal, was es ist«, erwiderte ich entschlossen und stapfte die Stufen hinunter in die verlassene Aula. »Solange es wirkt.«
    »Das wird es«, murmelte Nathaniel düster.
     
    Auf der Autofahrt nach Hause und während des Fußwegs durch die Parkanlage zu meinem Wohnhaus grübelte ich darüber nach, wie ich verhindern sollte, dass Nathaniel fiel – weder weil er mich gerettet hatte, noch wegen unserer verbotenen Gefühle füreinander.
    Ich konnte nicht verhindern, dass ein warmes Prickeln in mir aufstieg, jedes Mal, wenn ich an Melindas Worte über Nathaniels Gefühle für mich dachte.
    Vergiss es , ermahnte ich mich streng. Wenn ich mich nicht zusammenriss, würde die Erinnerung an dieses Gefühl bald alles sein, was mir von Nathaniel blieb.
    Nathaniel marschierte in Gedanken versunken neben mir her.
    »Dieser Schild macht mich wahnsinnig«, knurrte er plötzlich. »Es scheint, dass dein Wunsch erfüllt wurde.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich höre nicht einmal

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