Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
spekuliert. Die Reporter sprachen von einem Unterweltkrieg mit dem kolumbianischen Drogenkartell und Massimo wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Die Leute von der Presse richteten einen gewaltigen Schaden an, und dann waren gestern Abend noch drei Männer am Hafen erschossen wurden, die für seinen Vater gearbeitet hatten. Die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten.
    »Massimo«, sagte Sergio mit schwacher Stimme.
    »Ja, Papa, ich bin’s. Wie geht’s dir?«
    »Beschissen«, erwiderte Sergio so ehrlich wie selten, »wo ist Nelson?«
    »Ich bin hier.«
    »Du hattest Recht«, murmelte Sergio, »Ortega hat nicht lange gezögert.«
    Der Anwalt sah, dass es Sergio wirklich schlecht ging, und zögerte, ihm von den Problemen zu berichten, die aufgetaucht waren.
    »Hast du deiner Mutter erzählt, was passiert ist, Massimo?«
    »Ja, das habe ich. Aber ...«, er verstummte und wechselte einen raschen Blick mit Nelson.
    »Aber?« Sergios Blick wanderte von Massimo zu Nelson und zurück zu seinem Ältesten. Er sah ihre grauen Gesichter und ahnte, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.
    »Was ist passiert?«, fragte er mit flacher Stimme.
    »Cesare ist tot«, sagte Massimo endlich. In kurzen Worten schilderten er und Nelson abwechselnd, was vorgefallen war, angefangen von Cesares Verhaftung, Kostidis’ und de Lancies Auftauchen auf dem Polizeirevier, Cesares Selbstmord, der Ermordung der drei Männer am Hafen bis zu den wilden Spekulationen der Presse. Sergio schwieg, als sie alles erzählt hatten. Er brauchte eine Weile, um die Zusammenhänge zu begreifen, und für einen Augenblick war er versucht, dem Gefühl der Schwäche in seinem Inneren nachzugeben. Cesare hatte sich nicht umgebracht. Nie und nimmer. Dazu war er viel zu feige. Er war Schuld am Tod des Jungen, denn er hatte Luca den unmissverständlichen Auftrag gegeben, dafür zu sorgen, dass Cesare nicht auspackte, sollte er jemals in eine brenzlige Situation geraten. Wie hatte er ahnen können, dass dieser Fall wirklich eintreten würde? Er hatte sich in den letzten Jahren oft über seinen jüngsten Sohn geärgert. Es war schmerzlich für ihn gewesen, als er begreifen musste, dass Cesare ein Taugenichts war. Der Junge war dumm und charakterschwach, aber trotz alledem war er sein eigenes Fleisch und Blut, sein Sohn, und nun war er tot.
    »Was sollen wir jetzt tun, Papa?«, fragte Massimo fast verzweifelt.
    »Vor allen Dingen musst du die Nerven bewahren«, erwiderte Sergio, »egal, was noch geschieht. In Deckung gehen und abwarten, keine vorschnellen Handlungen. Was ist mit de Lancie? Ist er noch auf unserer Seite?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Massimo.
    »Kostidis ist allerdings außer Rand und Band«, bemerkte Nelson, »er wittert seine Chance, an dich heran zu kommen.«
    »Ja, das denke ich mir«, Sergio verzog das Gesicht und überlegte. Er musste so schnell wie möglich die Zügel wieder in die Hand nehmen, bevor ein nicht wiedergutzumachender Schaden angerichtet war.
    »Weiß Constanzia schon von der Sache mit Cesare?«
    »Ja«, Massimo nickte, »es ist ja dauernd im Fernsehen. Domenico ist bei ihr. Sie ist völlig zusammengebrochen. Sie sagt, dass ...«
    Er brach ab und sah unbehaglich zu Boden. Sergio wusste, dass Constanzia diesen jüngsten und schwächsten Sohn mehrals ihre anderen beiden Söhne geliebt hatte. Er konnte sich unschwer vorstellen, welche Szenen sich bei ihm zu Hause abspielten.
    »Was sagt sie?«, fragte er scharf.
    »Sie sagt«, Massimo holte tief Luft und es fiel ihm schwer, dem Vater in die Augen zu sehen, »dass du ihn hast umbringen lassen.«
    Sergios Finger krampften sich in die Bettdecke. Constanzia kannte ihn doch besser, als er es für möglich gehalten hatte.
    »Das ist doch Unsinn«, sagte Nelson jetzt, »dein Vater liegt seit Samstagnacht in dieser Klinik!«
    »Ich weiß, dass du nie viel von Cesare gehalten hast, Papa«, Massimos Stimme klang bittend, »aber ich habe Mama gesagt, dass du so etwas niemals tun würdest. Das stimmt doch, Papa, oder?«
    »Natürlich habe ich nichts dergleichen getan«, log Sergio, ohne mit der Wimper zu zucken. Massimo schien erleichtert, aber Nelson hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Bevor Cesare sich erhängt hat«, sagte er, »hat er den Cops erzählt, dass sie in Silvios Auftrag das Haus überfallen hätten. Sie haben ihn gestern verhaftet.«
    Sergio schloss die Augen. Cesare hatte wirklich gar nichts begriffen. Nicht einmal das allerwichtigste Gesetz, nach dem sie lebten, das

Weitere Kostenlose Bücher