Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
konsterniert über Zacks gewöhnliche Ausdrucksweise. »Alex hat eine Menge sehr guter Geschäfte für uns abgeschlossen. Wenn eines schiefgeht, können wir sie nicht gleich verdammen!«
»Kommen Sie mit, Zack«, Levy warf seinem Managing Director einen beschwörenden Blick zu. Er als Einziger ahnte, weshalb Zack so heftig reagierte. In den letzten Wochen, seitdem Alex ihnen von der geplanten Übernahme berichtet hatte, hatte MPM eine große Position in Whithers-Papieren aufgebaut, deren Kurs erwartungsgemäß in die Höhe geschossen war. Levy lotste den aufgebrachten Mann aus dem Konferenzraum in ein Nebenzimmer und schloss die Tür.
»Wir sind ruiniert, Vince!«, rief Zack erregt. »Jack und ich haben einen Riesenhaufen Whithers für 38 das Stück gekauft, verdammte Scheiße! Wenn der Deal jetzt geplatzt ist, kriegen wir sie nie mehr für den Preis los!«
»Beruhigen Sie sich, Zack«, sagte Levy beschwichtigend, »ein paar Dollar Verlust pro Aktie werden wir verkraften.«
»Das werden wir nicht!« Zack lief der Schweiß über das Gesicht. »Ich habe gottverdammte 100 Millionen Dollar investiert!«
»Wie bitte?« Levy sah ihn fassungslos an und wurde blass. »Sind Sie wahnsinnig?«
»Es war eine todsichere Sache! Das Papier wäre nach Bekanntgabe der Übernahme um mindestens 30 Punke hochgegangen, das war Weinbergs Prognose!« Zack zitterte am ganzen Körper. Er wurde abwechselnd rot und blass im Gesicht.
»Ich habe die 100 Millionen über LMI finanziert.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.« Nun brach auch Levy der Schweiß aus, als er begriff, was Zack gerade gesagt hatte. »Wie konnten Sie so etwas tun? Wir hatten besprochen, dass Sie für zehn Millionen kaufen oder auch für 15 – aber 100 Millionen ... Das ist nicht wahr!«
»Doch, zum Teufel, das ist es!«, brüllte Zack ihn an. »Verdammte Scheiße, ich kann es nicht fassen!«
»Wir müssen die Aktien sofort loswerden«, sagte Levy und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bewahren. »Rufen Sie unseren Mann an der Westküste an. Dort ist die Börse noch geöffnet. Er soll verkaufen, zu jedem Preis!«
Zack zögerte nicht lange und setzte sich ans Telefon. Während er telefonierte, ging Levy mit gefurchter Stirn auf und ab.
»An der PSE wird Whithers nur noch mit 31 gehandelt und auf dem OTC-Markt mit 30,9«, sagte Zack nach einer Weile mit Grabesstimme, »Koons wird versuchen, so viel zu verkaufen wie möglich, aber es sieht schlecht aus.«
Levy schüttelte hilflos den Kopf. Durch Zacks Maßlosigkeit saßen sie nun auf einem gewaltigen, unverkäuflichen Aktienberg, dessen Wert auf dem besten Weg war, ins Bodenlose abzustürzen.
»Ich muss Vitali erreichen«, murmelte Levy, »das ist eine Katastrophe.«
»Das ist keine Katastrophe«, sagte Zack düster und wählte eine andere Nummer, »das ist ein Super-GAU. MPM ist ruiniert.«
»Wie konnten Sie das auch tun, ohne vorher mit mir zu sprechen?«
Vor Levys innerem Auge spielten sich wahre Horrorszenarien ab. Er sah sich schon als Mittelpunkt einer Untersuchung der Börsenaufsicht, seinen Namen als Schlagzeile in der Zeitung und seine Firma am Rande des Bankrotts.
»Drehen Sie nicht gleich durch!«, fuhr Zack ihn an. »Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, wie wir einigermaßen unbeschadet aus dieser Sache herauskommen.«
»Was meinen Sie?«
»Bis jetzt weiß noch niemand von der Entscheidung der Database-Aktionäre. Ich kenne ein paar Leute, die für einen Tipp dankbar sind. An die könnte ich Whithers-Papiere verkaufen.«
»Nein!«, sagte Levy scharf. »Das werden Sie auf keinen Fall tun! Kein Mitarbeiter von LMI wird Insiderinformationen geben, an denen 100 Millionen Dollar verloren gehen! Wenn das herauskommt, sind wir wirklich ruiniert, denn dann wird niemand mehr mit uns Geschäfte machen.«
Levy verließ den Raum und eilte in sein Büro, um Vitali anzurufen.
***
Es war halb acht, als Sergio Vitali Levys Büro betrat.
»Was ist hier los?«, fragte er schlechtgelaunt, als er Zack und Levy mit starren Gesichtern am Konferenztisch sitzen sah. Zack hatte vier Telefone vor sich stehen, daneben stand ein überquellender Aschenbecher.
»Der Whithers-Deal ist geplatzt«, sagte Levy düster.
»Na und?«, Sergio blickte zwischen den beiden Männern hin und her.
»Wir waren sicher, dass es unter Dach und Fach ist, und Zack hat über MPM 100 Millionen Dollar in Whithers investiert. Der Kurs ist bis jetzt um 13 Dollar gefallen, nachdem bekannt wurde, dass Database mit der Softland Corporation
Weitere Kostenlose Bücher