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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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verbarg sein Gesicht in den Händen. Sein teurer Maßanzug war vollkommen durchgeschwitzt, er zitterte wie ein Alkoholiker auf Entzug.
    »Kein Mensch wird mehr mit mir reden«, sagte er dumpf. »Mit dem Finger werden sie auf mich zeigen und miteinander flüstern, wenn sie mich sehen. Ich werde ein Paria sein.«
    »Hören Sie schon auf, sicht selbst zu bemitleiden!«, fuhr Levy ihn an. »Durch Ihre Idiotie sind wir doch nur in diese Situation geraten!«
    »Nein!«, brüllte Zack. »Sie hat mich dazu provoziert! Und ihr habt mich auflaufen lassen! Jetzt soll ich meinen Kopf hinhalten, damit ihr eure Namen aus der Sache raushalten könnt! Aber das lasse ich nicht mit mir machen!«
    Ein gehetzter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, seine Augen zuckten hin und er, immer wieder schüttelte er den Kopf.
    »Überdenken Sie alles«, sagte Sergio mit einem fast mitleidigen Lächeln, aber sein Blick war hart und kalt wie Stahl, »davon geht die Welt nicht unter. Sie werden das ganz schnell vergessen, wenn Sie mit einem hübschen Mädchen im Arm irgendwo in der Karibik unter Palmen liegen und überlegen, wie alt Sie werden müssen, damit Sie Ihr ganzes Geld ausgeben können.«
    Zack starrte ihn stumm an und öffnete den Mund zu einer Erwiderung. Aber dann besann er sich anders und zuckte die Schultern. Sein Gesicht war albinobleich, die Augen blutunterlaufen.
    »Okay«, murmelte er leise, »okay. Okay.«
    Er drehte sich um und verließ mit gesenktem Kopf das Büro. Sergio trat an die Fensterfront und starrte hinaus in die Nacht. Was für ein Spiel spielte Alex? Er glaubte St. John, dass er nicht mit ihr zusammengearbeitet hatte. Sein Hass war echt. Alex musste auf eine andere Weise an die geheimen Kontoauszüge gelangt sein, sie musste Nachforschungen angestellt haben und damit auf die Wahrheit gestoßen sein. Wie konnte er sie derart unterschätzt haben? In Sergios Kopf herrschte ein wildes Durcheinander. Hatte er selbst ihr gegenüber einmal etwas erwähnt? Gedankenfetzen verbanden sich flüchtig und rissen wieder auseinander, ohne dass er sie greifen konnte.
    »Kann man überprüfen, ob in Georgetown jemals Kontoauszüge ausgedruckt wurden?«, wandte er sich an Levy.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte der, »ich müsste Monaghan fragen.«
    »Dann tu das. Ruf ihn an«, Sergio setzte sich wieder hin. Es dauerte eine Weile, bis Levy den Sicherheitschef erreichte. Er stellte den Lautsprecher an, damit Sergio das Gespräch mitanhören konnte.
    »Das Handelsregister ist geändert«, sagte Monaghan, »Inhaber sind Mr Zachary George St. John und Miss ...«
    »Gut, gut, gut«, unterbrach Levy ihn und schilderte ihm die neue Katastrophe, die drohte, »ist es möglich, von außen in einen Computer zu gelangen, um Kontoauszüge ausdrucken, Henry?«
    »Theoretisch ja«, der Sicherheitschef von LMI überlegte, »Ein cleverer Hacker könnte sich Zugriff auf den Server verschaffen,aber so etwas würden wir bemerken. Wir haben sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen.«
    »Können Sie herauskriegen, ob jemand am 6. Juli in den Rechner von Levy & Villiers eingedrungen ist?«
    »Ich kann es versuchen«, antwortete Monaghan, »ich melde mich.«
    Als das Gespräch beendet war, verfiel Sergio in brütendes Schweigen. Für die Sache, die St. John verbockt hatte, hatte er eine saubere Lösung gefunden, darum machte er sich keine Gedanken mehr. Viel wichtiger war es, herauszufinden, was Alex tatsächlich wusste. Er musste auf der Stelle mit ihr sprechen. Aber er wusste noch immer nicht, wo sie jetzt wohnte. Was er allerdings erfahren hatte, war, dass sie sich erst vor zwei Wochen wieder mit diesem Zeitungsschmierer getroffen hatte. Ein grausames Lächeln umspielte Sergios Lippen. Skerritts Adresse war ihm bekannt. Es schien ihm an der Zeit, dem Mann einen Besuch abzustatten.
    ***
    Das Klingeln von Olivers Handy ließ sie zusammenzucken. Oliver nahm sofort den Anruf entgegen.
    »He, Kumpel«, sagte Justin, »ich habe einiges herausgefunden. Sieht so aus, als ob an der Wall Street die Kacke am Dampfen ist.«
    Alex beugte sich vor. Oliver, Mark und sie hatten Justin angerufen und ihn gebeten, etwas über MPM’s Engagement in Sachen Whithers herauszufinden. Seit gut zwei Stunden warteten sie nun schon voller Anspannung in der italienischen Trattoria schräg gegenüber von dem Haus, in dem sich Olivers Wohnung befand, auf seinen Rückruf. Zu dritt hatten sie den ganzen Abend lang beratschlagt, wie es weitergehen würde und wie Alex sich verhalten sollte.

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