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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sein verbliebenes Auge war weit aufgerissen und schien sie vorwurfsvoll anzustarren. Aus dem geöffneten Mund war Blut gelaufen, das bereits geronnen war, und in seiner linken Hand, die schlaff nach unten hing, befand sich eine Pistole. Die Wand hinter ihm war voller Blutspritzer, ebenso der helle Teppichboden. Alex’ Knie waren butterweich, ihr Magen rebellierte. Mit dem Tipp, den sie Ringwood gegeben hatte, hatte sie eine Katastrophe ausgelöst. Sie hatte lediglich Zack, Levy und Sergio eins auswischen wollen, aber nun hatte sie Zack in den Tod getrieben! Er hatte die Whithers-Aktien in dem sicheren Glauben gekauft, das Geschäft sei unter Dach und Fach, und als er gestern Abend erfahren musste, dass der Deal geplatzt war, schien er keinen anderen Ausweg mehr gesehen zu haben, als den Tod. Alex kämpfte die aufsteigende Panik nieder, überwand Ekel und Entsetzen, und sah sich auf dem Schreibtisch um, der zu ihrem Erstaunenwie leergefegt war. Die Glasplatte, auf der sich sonst Unmengen von gelben, selbstklebenden Zettelchen und Notizen befanden, war spiegelblank. Zack hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen, und Alex fiel auf, dass der Aktenkoffer, den er stets wie ein Heiligtum mit sich herumtrug, nicht da war. Ihr Blick fiel auf den Computer. Das gelbe Standby-Lämpchen blinkte. Sie zwang sich, den Toten nicht anzusehen und beugte sich über ihn, um die Maus zu bewegen. Der Rechner begann zu rumoren, Sekunden später erschienen der wolkige Hintergrund und das Desktop. Alex hielt den Atem an. Ein sich drehendes ›E‹ am oberen rechten Bildschirmrand zeigte, dass sich ungelesene E-Mails auf dem Server befanden. Sie klickte das Icon an und öffnete so das E-Mail-Programm.
    Es befinden sich vier neue Nachrichten auf dem Server.
    Alex gab den Befehl ›Abholen‹ und der Computer lud die Nachrichten herunter. Rasch öffnete sie die E-Mails und begann zu lesen. Sie stammten von einem Broker aus San Francisco, einem Rechtsanwaltsbüro aus Riverside/Los Angeles und von zwei Reisebüros in New York. Alex ließ die Nachrichten ausdrucken, um sie später in Ruhe lesen zu können. Dann ging sie in den ›Postausgang‹ und anschließend in ›Gesendete Nachrichten‹.
    »Bingo«, murmelte sie. Zack hatte in der Nacht noch drei E-Mails geschrieben, von denen er lediglich eine abgeschickt hatte. Sie öffnete die erste E-Mail, die an einen Ken Matsumo bei der California Savings & Loan in Los Angeles adressiert war. Ihre Augen wurden immer größer, während sie las, was Zack geschrieben hatte.
    Hallo Ken. Ich habe soeben die Summe von $ 50 Mio. auf mein Konto in Eurem Haus überwiesen. Bitte überweise gleich morgen früh diese Summe auf das Konto Nr. A/CH/334677810 beim Bankhaus Ruetli & Hartmann in Zürich in der Schweiz. Ich muss heute Nacht noch die Stadt verlassen. Danke für deine Hilfe. Ich melde mich. Zack.
    »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte Alex fassungslos. Das klang nicht gerade so, als ob Zack vorgehabt hatte, sich eine Kugel in den Kopf zu schießen. Hatte er geahnt, dass Levy und Sergio ein falsches Spiel mit ihm spielten, und deshalb irgendwie die gewaltige Summe von 50 Millionen Dollar unterschlagen, um sie auf sein Konto bei der California Savings & Loan zu transferieren? Zweifellos hatte er vorgehabt, sich mit diesem Geld aus dem Staub zu machen. Cleverer Junge! Sergio und Levy hatten Zacks Loyalität eindeutig überschätzt. Die zweite Nachricht ging an eine Cécile d’Aubray in Genf.
    Cécile, aujourd’hui c’est la dernière nuit de notre vie passée. Je vais arriver demain vers midi à Genève et nous serons immensément riches! Je t’embrasse. ZStJ.
    Zack hatte sich nach Genf absetzen wollen. Mit 50 Millionen Dollar im Gepäck. Nicht schlecht. Die dritte E-Mail war an einen Rechtsanwalt namens John Sturgess in L. A. gerichtet, in dem Zack darum bat, das aufgesetzte Dokument wie verabredet umgehend an die Staatsanwaltschaft von New York City zu übergeben. Alex druckte alle E-Mails aus. Die Swiss-Air hatte zwei Flüge für Mr John Fallino und Mrs Cécile d’Aubray nach Genf bestätigt, dann hatte die Air Canada dasselbe für einen Flug nach Vancouver für Mr Zachary St. John getan. Die dritte E-Mail, die Zack erhalten hatte, war die weitaus interessanteste. Rechtsanwalt John Sturgess hatte ein dreiseitiges Dokument geschickt, in dem Zack alles zugab, was er an krummen Geschäften für Levy und Vitali gemacht hatte, samt Daten und Summen. Mit diesem Schreiben hätte er denen, die ihn opfern

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