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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Telefon summte und Sergio fuhr zusammen.
    »Ja?«
    »Sergio!«, schrie Levy mit hysterischer Stimme und Sergio verzog das Gesicht. »Godfrey ist verschwunden! Schon vor ein paar Tagen ist das FBI bei Levy & Villiers aufgetaucht! Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl und es waren Leute von der SEC und der US-Botschaft dabei!«
    »Na und?«, erwiderte Sergio gelangweilt. »Du warst doch unten und hast dafür gesorgt, dass die Konten gelöscht wurden. Lass sie doch suchen, was sie wollen.«
    »Eben nicht!« Levy senkte seine Stimme zu einem Zischen, das ebenso unangenehm war wie sein Kreischen zuvor. »Der Computer war blockiert und wir konnten gar nichts machen!«
    Sergio erstarrte.
    »So eine gottverdammte Scheiße!« Levy vergaß seine gute Erziehung und fluchte wie ein Droschkenkutscher. »Ich dachte, Godfrey hätte alles erledigt und die Dateien gelöscht, aber er ist seit Dienstag angeblich bei seiner kranken Mutter in Idaho! Dabei hat er überhaupt keine Eltern mehr, dieser miese Dreckskerl, dieses ... dieses Sauschwein!«
    Sergio hörte sich schweigend die Schimpftiraden Levys an, während sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Es war etwas anderes, ob die Gegenseite irgendwelche Kopien in Händen hatte oder Informationen, die direkt aus einem Bankcomputer stammten. Und womöglich würden Männer wie de Lancie, Harding, Gouverneur Rhodes oder Senator Hoffmann anders reagieren, wenn statt der Staatsanwaltschaft das FBI an der Haustür klingelte.
    »Was können sie herausbekommen?«, fragte Sergio.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Levy, »ich habe keine Ahnung. Ich habe mich nie darum gekümmert, das war St. Johns Sache. Herrgott, wie konnte ich mich nur auf so etwas einlassen? Mein Ruf ist ruiniert, wenn das herauskommt!«
    »Halt den Mund«, unterbrach Sergio ihn, »es nützt gar nichts, wenn du jammerst wie ein Waschweib.«
    Er überlegte fieberhaft. Wenn das FBI oder die Börsenaufsicht gezielten Hinweisen nachgegangen wären, dann wären sie zuerst bei LMI aufgetaucht und hätten Levy Fragen gestellt. Ihr Erscheinen in der Bank auf den Caymans erschien ihm eher wie ein Schuss ins Blaue. Wenn sein Name im Zusammenhang mit diesen Ermittlungen erwähnt worden wäre, hätten ihn seine Freunde bei der SEC längst davon unterrichtet. So schlimm konnte es nicht sein.
    »Hör zu, Vince«, sagte Sergio, »falls sie etwas gefunden haben, ja, falls sie auf diese Konten gestoßen sind und dich danach fragen, dann wirst du behaupten, dass du nichts weißt. Sag ihnen, dass St. John für die Tochtergesellschaften von LMI zuständig war. Sie werden niemals beweisen können, dass wir etwas damit zu tun haben.«
    » Ich habe ja tatsächlich nichts damit zu tun«, erwiderte Levy und Sergio stockte der Atem. Mieses Schwein, dachte er. Nelson hatte ihn nicht umsonst immer vor Levy gewarnt. Einen Opportunisten hatte er ihn genannt und er hatte Recht behalten!
    »Vincent«, sagte Sergio mit mühsam gezügelter Wut, »durch mich und mein Geld ist es dir überhaupt nur gelungen, LMI von einer kleinen Klitsche zu dem zu machen, was es heute ist. Du hast jahrelang alles getan, um deinen großen Lebenstraum zu verwirklichen und das mit einer beträchtlichen kriminellen Energie. Du steckst genauso tief in der Sache drin wie ich, sogar noch tiefer, denn als Präsident und Vorstandsvorsitzender bist du für das, was in der Firma vorgeht, verantwortlich. Wenn du mir in den Rücken fällst, wirst du das bereuen.«
    »Du drohst mir?«
    »Ich sage nur: mitgefangen, mitgehangen. Du wirst das bis zum bitteren Ende mitmachen und wenn du clever bist und die Nerven behältst, dann wird dir nichts geschehen. Das versprecheich dir. Wenn du das aber nicht tust, dann gehst du unter, wie MPM.«
    Sergio legte auf und schlug zornig mit der Faust auf den Tisch. Du bist dabei, die Kontrolle zu verlieren ... Die Worte Nelson van Mierens hallten in seinem Kopf wie ein Echo und plötzlich verspürte Sergio ein ungewohntes und daher umso erschreckenderes Gefühl der Panik in sich aufsteigen. Hatte er etwas übersehen? Hatte er irgendwo einen Fehler gemacht? Es gab niemanden mehr, den er um Rat fragen konnte. Nelson und Zack waren tot, und Alex, die er nie für besonders wichtig gehalten hatte, schien nun zu einer Schlüsselfigur in dieser Angelegenheit geworden zu sein. Hatte er damals schon den Fehler gemacht, als er sie nicht in seine Geschäfte eingeweiht und sie zu seiner Vertrauten gemacht hatte? Er stieß einen Seufzer aus und stand auf. Es nützte nichts,

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