Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Limited Partnership und die Emission eines Fonds, der beispielsweise in interessante Startups investiert. Das ist zwar etwas riskant, bringt aber eine gigantische Rendite. Ich habe auch an hochverzinsliche Schuldverschreibungen und Anleihen gedacht, ach, ich erzähle schon viel zu viel.«
»Hört sich gut an. Du bist wirklich ein cleveres Mädchen. Hast du nicht Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen?«
›Schleimscheißer‹, dachte Alex verächtlich. Alles, was sie Zack soeben erzählt hatte, war ihrer Phantasie entsprungen. Es gab keinen neuen Kunden. Aber das war Teil ihres Planes. Sie hatte den Köder gelegt und musste nur noch darauf warten, dass derjenige anbiss, für den er gedacht war. Alex spürte eine prickelnde Erregung in sich aufsteigen. Sie war eine geschickte Strategin mit dem Instinkt einer Jägerin und sie würde sich ganz sicher nicht in die Rolle der Gejagten drängen lassen. Ganz im Gegenteil.
Es war halb sechs, als Mark aufgeregt zurückkehrte.
»Haben Sie etwas herausbekommen?«, fragte Alex neugierig.
»Natürlich«, er grinste geheimnisvoll, »ich habe eine Bekannte, die in der Stadtverwaltung arbeitet. Sie hat mir alles herausgesucht, was ich wissen wollte.«
Er kramte in seiner Aktentasche und förderte die Kopie eines Handelsregisterauszuges zutage. Wie er das fertiggebracht hatte, wollte Alex nicht wissen, aber dass es ihm gelungen war, war ein Beweis dafür, wie tüchtig er war.
»Der Geschäftsführer von Manhattan Portfolio Management ist ein gewisser Jackson Patrick Lang, wohnhaft in der Leroy Street, Greenwich Village«, sagte er, »und jetzt halten Sie sich fest, Alex.«
Sie blickte ihren Mitarbeiter abwartend an.
»Manhattan Portfolio Management – kurz MPM – gehört der Venture Capital SeaStarFriends Limited Partnership.«
»Das gibt’s doch nicht«, Alex schüttelte den Kopf, »irgendeine natürliche Person muss doch eingetragen sein.«
»Nein, muss es nach geltendem Recht nicht. Ich habe mit einem Anwalt, der auf Gesellschaftsrecht spezialisiert ist, telefoniert und der hat es mir bestätigt.« Mark beugte sich aufgeregt vor und senkte die Stimme. »Verstehen Sie, was das bedeutet? Wir haben eine Verbindung zu LMI! Fonds, die in unserem Haus aufgelegt wurden, investierten in eine auf den British Virgin Islands gegründete Offshore-Gesellschaft namens SeaStar Friends! Erinnern Sie sich?«
Alex starrte ihn sprachlos an, als sie die Tragweite seiner Worte begriff.
»Natürlich«, flüsterte sie, »das darf doch nicht wahr sein.«
»Wir müssen nur noch herausfinden, wer hinter SeaStar-Friends steckt«, sagte Mark, »und dann wissen wir, ob Zack auf eigene Rechnung Geschäfte macht oder mit Wissen von Vince Levy.«
Er sah sich um, als ob er erwartete, dass Zack hinter ihm auftauchte.
»Dabei ist es eigentlich schon jetzt offensichtlich«, er flüsterte auch, »denn LMI legt keinen Fonds mit einer Kapitalisierung von 500 Millionen Dollar auf, der in eine fremde Wagniskapitalgesellschaft investiert. Sie wollen doch, dass das Geld im Haus bleibt.«
»Klar.«
Tausende Fragen fluteten durch Alex Gehirn. Es war unmöglich, mehr über eine Gesellschaft herauszufinden, die in einem Offshore-Zentrum gegründet worden war, denn es gab dort keine Offenlegungs-oder Buchhaltungspflicht, solange die Firma nur Geschäfte mit Unternehmen außerhalb des Landes machte, in dem sie eingetragen war.
»Ich kenne jemanden, der sich wirklich gut mit Offshore-Gesellschaften auskennt«, sagte Mark nach kurzem Zögern. Alex seufzte.
»Den kenne ich auch«, antwortete sie, »es ist nur sehr fraglich, ob er Ihnen helfen wird, wenn er erfährt, dass ich mit der Sache zu tun habe.«
»Oliver ist mein Freund«, sagte Mark, »mehr als ›Nein‹ kann er nicht sagen.«
Ihr war nicht recht wohl bei dem Gedanken, Oliver Skerritt um einen Gefallen zu bitten, aber dann siegte ihre Neugier. Sie wollte wissen, wer an ihren Geschäften illegal mitverdiente. Das Telefon summte.
»Gehen Sie dran, Mark«, sagte sie rasch, »wenn es Zack ist, sagen Sie ihm, dass ich gerade gegangen bin.«
Er war es. Alex lächelte bitter. Der Fisch umkreiste noch vorsichtig, aber gierig den ausgeworfenen Köder. Sie kritzelte eine Notiz auf einen Zettel, den Zack nicht übersehen konnte, wenn er in ihrem Büro herumschnüffelte. Zweifellos hatte er nur angerufen, um zu erfahren, ob sie noch da war. Er würde noch eine Weile warten und dann herunterkommen und ihren Schreibtisch durchwühlen.
›Viel Spaß dabei,
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