Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
werden. Aus diesem Grund hatte Alex sich auf dem Markt umgesehen und war auf PBA Steel gestoßen. Alles in allem sollte es ein unspektakuläres und eher durchschnittliches Geschäft werden. Das Telefon summte und sie hob mit einem unguten Gefühlab. Tatsächlich, es war Marty Freeman, der Präsident von BLUE STEEL.
»Alex, haben Sie sich PBA mal angesehen?«, brüllte er ins Telefon. »Soll das ein Witz sein, was Sie uns da vorgeschlagen haben? Wir bieten 21 Dollar pro Aktie und jetzt rast der Kurs auf die 30 zu! Wie kann das sein, dass ein Kurs, der seit Monaten und Jahren unter 20 Dollar liegt, plötzlich einen derartigen Höhenflug bekommt?«
»Ich weiß es auch nicht, Marty«, versuchte Alex den aufgebrachten Mann zu besänftigen. »Ich habe PBA über Wochen beobachtet und Jahre zurückverfolgt. Es gab nur unbedeutende Kursschwankungen von ein paar Cents. Meine Berechnungen waren absolut in Ordnung.«
»Soll ich Ihnen mal was sagen«, Freeman senkte die Stimme um ein paar Dezibel, »da hat jemand von der Sache Wind bekommen! Wir sind auf jeden Fall nicht an einer Übernahme interessiert, wenn wir pro Aktie 50 Dollar bezahlen müssen. Sie wissen so gut wie ich, dass dieser alte Schrotthaufen das nicht wert ist!«
In diesem Ton ging es noch eine Weile weiter, während der Kurs immer weiter nach oben kletterte. PBA Steel war schon jetzt völlig überbewertet, das war eindeutig, und spätestens bei Bekanntgabe eines Übernahmeangebotes von BLUE STEEL würde sich unweigerlich die Börsenaufsichtsbehörde einschalten, weil sie eine verbotene Marktbeeinflussung witterte.
»So ein Misterkerl!«, fluchte Alex, als Freeman aufgelegt hatte. »Jetzt geht er zu weit!«
»Glauben Sie, Zack steckt dahinter?« Mark zog die Augenbrauen hoch und Alex nickte grimmig. Nachdem sie Zack den Maxxam-Deal verschwiegen und ihm damit demonstriert hatte, dass sie über ihn Bescheid wusste, war sie in Kleinigkeiten wieder kooperativ. Zwischen ihnen war nie mehr ein Wort über sein Verhalten im Luna Luna gefallen, aber ihr Verhältnis war seitdem kühl und geschäftsmäßig.
»Mark«, Alex überlegte blitzschnell, »wenn es Zack ist, müssen wir das sofort herausbekommen. Es ist mir egal, wie Sie dasanstellen, aber ich will es wissen. Am besten noch vor Börsenschluss.«
»Und wenn er es tatsächlich ist? Was dann?«, fragte Mark.
»Dann wird er eine Lektion von mir bekommen, die er nicht mehr vergisst«, antwortete Alex finster. Mark verschwand und sie folgte ihm wenig später durch den Handelsraum. Die Händler waren um diese Uhrzeit in vollem Einsatz. Die Telefone schrillten, es wurde geschrien, gestikuliert und gewinkt, manche hatten zwei Hörer am Ohr und einen in der Hand. Alex warf einen Blick auf das LED-Tickerband, das an der Stirnseite des großen Raumes angebracht war und ständig die aktuellsten Kurse der an der NYSE notierten Aktien zeigte. Marty Freeman musste sie für eine dämliche Anfängerin halten! Ihre Gedanken rasten. Die gläserne Schiebetür, die vom Handelsraum in den Flur führte, glitt auf, als sie sich dem Bewegungssensor näherte. Als sie hindurchstürmte, stieß sie fast mit Zack zusammen.
»Oh hallo, Alex«, sagte er und lächelte übertrieben freundlich, »wie laufen die Geschäfte?«
»Bestens«, sie zwang sich zu einem Lächeln, das genauso falsch war wie das von Zack. Sie wusste, dass er sie spätestens seit ihrem grandiosen Erfolg mit Maxxam hasste, aber war er so dumm, die geheimen Informationen derart offensichtlich zu benutzen? Oder wollte er ihr ein Bein stellen? Insiderhandel war ein sehr ernst zu nehmender Verstoß gegen die Wertpapiergesetze. Sie schwor sich, ihm nur noch ein einziges Mal eine Information zu geben. Aber die würde es in sich haben.
»Kann ich dich zum Lunch einladen?«, fragte Zack.
»Ich habe leider keine Zeit. Ein anderes Mal gerne.«
»Na dann«, er warf lässig sein Armani-Jackett über die Schulter und wandte sich zum Gehen, »noch viel Erfolg.«
Sie starrte ihm nach bis er im Aufzug verschwunden war. Es war an der Zeit, dass sie das Versteckspiel ein Stück aufgab. Levy musste merken, dass sie misstrauisch geworden war. An seiner Reaktion würde sie feststellen können, ob er Bescheid wusste, oder ob Zack nur auf eigene Rechnung arbeitete. Alex machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück in ihr Büro. Sie überlegte einen Moment, dann tippte die Nummer von MaxRudensky ein und wartete ungeduldig, bis er sich meldete. Max war seit Urzeiten im Geschäft, er war
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