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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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heftig.
    »Und warum nicht?«
    »Sie haben mit der ganzen Sache nichts zu tun!« De Lancie schwitzte noch mehr. Der Kragen seines Hemdes war schon ganz durchnässt.
    »Ich bin der Bürgermeister dieser Stadt«, sagte Nick ungerührt und starrte seinen Amtsnachfolger durchdringend an, »ich bin für die Sicherheit meiner Bürger verantwortlich. Nur aus diesem Grund möchte ich dem Jungen ein paar Fragen stellen.«
    Der Staatsanwalt starrte Nick an. In seinem Gehirn arbeitete es fieberhaft. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass der Bürgermeister mit Cesare Vitali sprach. De Lancie kannte Kostidis nur zu gut. Früher, als junger Staatsanwalt, hatte er ihn bewundert, denn kaum jemand war im Gerichtssaal so erfolgreich, wie Nick es gewesen war. Er konnte der donnernde Anklägeroder der verständnisvolle Freund sein, seine Plädoyers waren berühmt und brillant, er spielte jede Rolle, die ihn zum Erfolg führen konnte. Er wusste, wie er die Geschworenen beeinflussen und die Zeugen der Verteidigung zu Aussagen, die sie niemals machen wollten, bringen konnte. Die Geheimnisse seines legendären Erfolges als Staatsanwalt waren seine Menschenkenntnis und die Begabung, sich wie ein Psychologe in die Gedanken seines Gegenübers einfühlen zu können, aber auch seine Beharrlichkeit und sein computerähnliches Gedächtnis. Cesare Vitali würde diesem Mann vollkommen ausgeliefert sein, das wusste de Lancie. Er erwiderte Kostidis’ Blick mit ohnmächtigem Zorn, ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder.
    »Niemand wird mit Mr Vitali sprechen, bevor er nicht dem Haftrichter vorgeführt wurde«, beendete Captain Tremell die Diskussion, »auch nicht der Kaiser von China!«
    »Ich bin der leitende Bundesstaatsanwalt des Staates New York!«, sagte de Lancie mit Nachdruck. »Wir haben die Untersuchungen in diesem Fall übernommen und ich verlange, den Mann jetzt zu sehen!«
    Captain Tremell wechselte mit Lucas Morgan einen Blick, dann zuckte er die Schultern. Er führte die Männer in einen der Verhörräume und machte sich auf den Weg, den Verhafteten zu holen.
    » Sie werden nicht hier bleiben!« De Lancie deutete mit dem Zeigefinger auf Kostidis. Dieser blickte den Staatsanwalt einen Augenblick an, dann zuckte er die Schultern.
    »Holen Sie den Anwalt von Mr Vitali!«, schnauzte de Lancie den Polizeibeamten, der an der Tür stand, an. »Der Mann hat das Recht auf anwaltlichen Beistand.«
    Auch Lucas Morgan bemerkte verständnislos, dass sich de Lancie für einen Staatsanwalt recht ungewöhnlich benahm. Außerdem schien er sich vor Kostidis zu fürchten, aber aus welchem Grund?
    »Warum dauert das so lange?« De Lancie blickte nervös auf seine Uhr und durchquerte mit großen Schritten den Raum.
    »Mir wird es auch zu spät«, sagte Nick, »glücklicherweise hat der Junge ja schon alles gestanden. Sieht so aus, als ob wir Vitali diesmal wirklich etwas nachweisen könnten.«
    De Lancie fuhr herum. Sein Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab und der Schweiß rann in Bächen von seiner Stirn.
    »Seien Sie doch froh, John«, sagte Nick mit gespielter Harmlosigkeit, »ich war 20 Jahre hinter Vitali her und hatte niemals so gute Beweise gegen ihn wie Sie heute.«
    »Ich muss Sie daran erinnern, dass das nicht mehr Ihre Sache ist, Kostidis!«, zischte de Lancie. »Sie haben mit der Arbeit der Staatsanwaltschaft nichts mehr zu tun!«
    Nick drehte sich im Türrahmen.
    »Ich frage mich manchmal«, sagte er langsam, ohne de Lancie aus den Augen zu lassen, »auf wessen Seite Sie eigentlich stehen.«
    Der Staatsanwalt starrte Nick sprachlos nach. Seine Nerven waren kurz vor dem Zerreißen und er bemühte sich, äußerlich ruhig zu bleiben. Nick ging hinüber zu Frank, der am Schreibtisch des wachhabenden Sergeanten auf ihn gewartet hatte.
    »Wir gehen«, sagte Nick zu ihm, »Vitali hat ohnehin gestanden, zwar unter Druck, aber immerhin wissen wir, dass die Leute im Auftrag von Vitalis Handlanger gehandelt haben. Damit ist die Verbindung da.«
    Frank starrte seinen Chef an.
    »De Lancie ist Vitalis Mann«, sagte dieser leise, »ich habe es geahnt.«
    »Der Bundesstaatsanwalt?« Frank riss die Augen auf.
    »Ja«, erwiderte Nick, »mit seiner Reaktion hat er sich eben verraten.«
    Er fuhr sich mit der Hand über sein müdes Gesicht.
    »Er weiß auch, dass ich es ahne«, sagte er, »ich bin ihm ziemlich auf die Füße getreten. Ich fürchte, von nun an wird er nichts unversucht lassen, um mich in der Öffentlichkeit zu

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