Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)
behandelt er dich gut? Du siehst dünn aus. Diese Leute verstehen nichts von Nahrungsmitteln. Gibt er dir zu essen?«
»Ja, Mum, es ist in Ordnung«, sagt sie. »Ich habe mein eigenes Zimmer, ein sehr schönes Zimmer. Sie bringen mir gutes Essen und Zeitschriften und anderen Lesestoff. Es ist gut. Nur manchmal ein bisschen langweilig. Wie in einem Hotel.«
»Und er hat nicht …« Merles Mutter wendet den Blick von ihr ab, als könne sie sich nicht überwinden, die Worte auszusprechen. »Er hat dich nicht belästigt? Er ist dir nicht irgendwie zu nahe getreten? «
Merle schüttelt den Kopf und versucht, nicht daran zu denken, was sie bei Darius’ Kuss empfunden hat. Glühend heiß steigt die Erinnerung mit einem Mal auf, und sie beißt sich auf die Lippen und spürt, wie die beiden dunkelrosa Flecken auf ihren Wagen auftauchen. »Nein.«
Ihre Mutter zieht sie erneut in eine feste Umarmung. »Ach, Schatz. Ich war krank vor Sorge. Ich dachte schon, wir würden dich nie mehr lebend wiedersehen.«
Merle schmiegt sich in den Duft ihrer Mutter und versucht sich einzureden, dass sie für immer bleiben kann.
Spät an diesem Abend sieht Merle zu, wie ihre Mutter auf ihrem Stuhl einschläft. Dann nimmt sie ihr die Magnetkarte weg, die um ihren Hals hängt, und geht hinaus.
Sie weiß nicht genau, wohin sie will. Doch als sie in den Aufzug steigt und die Karte ihrer Mutter in den Schlitz steckt, erscheint auf dem Kontrollbrett eine zweite Hochsicherheitsetage, die sie noch nie gesehen hat, und sie weiß, dass sie dort richtig ist.
Der Lift fährt abwärts. Immer tiefer, bis unter den Boden. Das geheime Stockwerk muss unterhalb des Erdgeschosses liegen. Als die Türen aufgleiten, zittert sie und fühlt sich auf unheimliche Weise an den Kerker im Schloss erinnert, aber sie nimmt sich zusammen und tritt in das Halbdunkel hinaus.
Mit den Handflächen tastet sie über die Wände, findet einen Lichtschalter und legt ihn um. Neonröhren springen an und werfen ihr Licht bis in die entferntesten Winkel des riesigen Raums, der nichts als Aktenschränke enthält.
Cobalts gesamte Geschichte.
Darius Cole hat einen eigenen Gang, so viele Informationen sind über ihn vorhanden. Aber sie findet eine Akte, die wahrscheinlich seine Verhörprotokolle enthält. Sie ist so dick, dass sie allein ein halbes Schubfach einnimmt.
In dem leeren Foyer findet sie hinter der Rezeption eine Einkaufstüte und steckt die Akte hinein. Weil sie nicht weiß, wo sie sie aufbewahren soll, geht sie dann auf die Straße hinaus, wo immer noch der Wagen mit den abgedunkelten Fenstern parkt, den Darius ihr gestellt hat, und lässt die Akte beim Fahrer.
Tag 15
Merle erwacht auf einer Decke, die auf dem Boden liegt, und steht steif auf. Ihre Mutter regt sich auf ihrem Stuhl. Ihr Vater liegt immer noch bewusstlos im Bett. Seine Haut ist aschfahl und mit Schweiß überzogen.
»Ich sollte gehen«, sagt sie zu ihrer Mutter und denkt an die Akte. Sie möchte zurück zum Schloss und sie lesen.
»Bleibst du nicht zum Frühstück?«
»Lieber nicht. Ich habe nur vierundzwanzig Stunden Ausgang. Und du weiß ja, dass Cole jedes Schlupfloch suchen wird, um mir das Gegenmittel nicht zu geben, wenn das hier vorüber ist.«
»Gut«, sagt ihre Mutter und lächelt betrübt. »Nimm dir Geld aus meiner Handtasche und kauf dir unterwegs etwas Schönes zum Essen.«
Die Tür des Schlosses wird von einem Empfangskomitee bestehend aus Kristina und Oberon geöffnet. Merle schaut zwischen ihren unheimlich grinsenden Gesichtern hin und her. »Wo ist Darius?«
Kristina schüttelt den Kopf. »Bin mir nicht sicher. Wie ich Ihnen schon sagte, ist er ein viel beschäftigter Mann.«
Merle spürt, wie ihr Herz einen Satz tut. In der Art, wie die beiden sie ansehen, liegt etwas Beunruhigendes. »Er kann doch nicht von mir verlangen … Nicht wieder Sie beide. Nicht, nachdem Sie versucht haben, mich umzubringen …« Vorwurfsvoll zeigt sie auf Kristina und wendet sich dann Oberon zu. »Und Sie haben versucht … Gott, ich weiß nicht einmal, was Sie versucht haben, aber es war verdammt unheimlich.«
Oberon fährt mit der Zunge über seine Oberlippe.
Sie schluckt heftig und macht einen Schritt nach hinten, weiter in den Sonnenschein hinein. »Sie können nicht hier herauskommen, oder?«
»Dorthin? Ins Tageslicht? Nein, Merle, das können wir nicht«, versetzt Kristina hämisch. »Aber Sie müssen, glaube ich, hereinkommen, sonst verstoßen Sie gegen die Bedingungen Ihrer Abmachung mit
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