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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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leise.
    George legte Sam ins Wasser.
    „Was machst du da?“, fragte Jack. Er trat näher an das Becken. Sam lag unter Wasser, öffnete den Mund ein wenig und pumpte Wasser durch seine Kiemen.
    „Mein GOTT!“, rief Jack aus. George packte ihn am Arm.
    „Du hast es versprochen.“
    „Wie ist so was nur möglich?“, fragte Jack heiser.
    „Das weiß nur der liebe Gott, falls es ihn gibt“, sagte George.
    „Was ist er?“, fragte Jack.
    „Ich weiß es nicht. Aber er kann sowohl unter Wasser, als auch an der Luft leben. Und das ist noch nicht alles.“
    „Ich weiß nicht, wie viel mehr ich noch verkraften kann“, sagte Jack.
    „Jetzt musst du da durch“, sagte George. „Du erinnerst dich sicher noch, als Laine das Praktikum bei dir wegen Krankheit verschoben hat?“
    Eine Stunde später saß Jack auf dem Sofa im Wohnzimmer. George schenkte ihm einen Scotch ein. Jack kippte ihn in einem Zug runter.
    „Noch einen“, sagte Jack. Er kippte auch das zweite Glas in sich hinein. Er atmete tief durch.
    „Alkohol ist eben doch ne Lösung“, sagte Jack.
    „Kommst du klar?“, fragte George.
    „Jeden Moment geht’s los“, erwiderte Jack. „Mann, Mann … und du willst ihn vor der Öffentlichkeit verstecken? Wie lange geht das wohl gut?“
    „Was würdest du an meiner Stelle tun?“, fragte George und schenkte sich auch einen Scotch ein.
    „Keine Ahnung. Dasselbe. Wie lange ist er schon hier? Wie kommst du denn mit deiner Arbeit rund?“
    „Leicht ist es nicht“, gab George zu. „Gegen etwas Hilfe würde ich mich jetzt nicht wehren. Er ist ganz anders als normale Kinder, Jack. Er ist anders als alles, was wir kennen. Ist ne echte Herausforderung. Er ist hochsensibel. Ein falsches Wort von jemandem, den er mag, und er bricht zusammen.“
    „Wow. Und das stemmst du ganz alleine?“
    „Jerry ist mir eine große Hilfe. Bill manchmal auch. Er hat eine sehr pragmatische Art mit Sam umzugehen. Für Vivian ist es ziemlich neu, aber sie macht das toll.“
    „Wenn das rauskommt … mein Gott, das wär ne Riesensache“, sagte Jack.
    „Eine unkontrollierbare Sache vor allem“, sagte George. „Einige würden aus ihm eine neue Glaubensrichtung machen, andere würden völlig durchdrehen, Wissenschaftler würden versuchen, Sams Verwandtschaft im Meer aufzutreiben und einzufangen. Oder ihn entführen.“
    „Jau“, sagte Jack. „Aber diese Geräusche, die er macht, die wären ein toller Klingelton fürs Handy. Auf mich kannst du jedenfalls zählen, George.“
     
     
     

     
     
    Am nächsten Tag stand Jack wieder vor der Tür der Cunnings und klingelte. George und Sam standen im Flur, und Sam zuckte bei dem Geräusch zusammen. Jacks Schatten vor der Tür machte ihm Angst, aber George hatte ihm erklärt, dass er die Tür öffnen musste, um die Angst zu überwinden. Jack klingelte wieder, und Sam ging langsam zur Tür. Seine Hand zitterte etwas, als er Jack öffnete. Jack trug dieselben Kleider wie am Vortag. Das war wichtig für die Übung, hatte George gesagt.
    „Hi“, sagte Jack freundlich. Sam sah zu ihm hoch. Zwei Sekunden hielt er noch durch, dann drehte er sich um und ergriff die Flucht. George hielt ihn im Flur auf und fasste ihn an den Armen. Sam sirrte und versuchte sich loszureißen. Jack blieb an der Tür stehen und wartete, dass George Sam beruhigte.
    „Wir gehen jetzt gemeinsam ins Wohnzimmer“, sagte George schließlich. „Dort können wir uns dann in Ruhe unterhalten. Komm einfach in einer Minute nach, Jack.“ Er legte den Arm um Sam und schob den sich sträubenden Jungen vor sich her. Im Wohnzimmer nahm George auf der Couch Platz und zog Sam neben sich. Sam drängte sich schutzsuchend an ihn. Er hatte die Beine angezogen und machte sich ganz klein. Jack kam ins Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel ihnen gegenüber.
    Die beiden Männer begannen eine lockere Unterhaltung. Vivian brachte Kaffee. Sam blieb, dicht an George gedrückt, sitzen und beobachtete Jack misstrauisch.
    „Und wie gefällt es dir hier bei George, Sam?“, sprach Jack ihn an. Sam schwieg noch ein paar Sekunden, dann sagte er: „Ich bin gerne hier.“
    „Schön“, sagte Jack. Sam musterte Jack intensiv.
    „Kennst du wirklich alle Geheimnisse? Meins auch?“, fragte Sam.
    Jack sah zu George, der ihm zuzwinkerte.
    „Ich kenne ein paar Geheimnisse, aber nicht alle. Niemand kann alle kennen“, antwortete Jack. „Würdest du noch mal dieses Geräusch für mich machen? Das klingt abgefahren.“
    Sam sirrte kurz. Jack

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