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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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wussten sie es schon und George würde jeden Moment das Urteil sprechen. Sam drückte sich gegen die Wand.
    George ließ sich wieder in die Hocke sinken.
    „Willst du mir nicht sagen, was mit dir ist?“, fragte George. Sam schüttelte den Kopf und atmete innerlich auf. Noch hatte George keine Ahnung. Jerry kam hinzu und ging ebenfalls mit Sam auf Augenhöhe.
    „Hast du Angst, dass du krank bist? Warum darf ich dich denn nicht untersuchen?“, fragte Jerry. Er streckte den Arm nach Sam aus.
    Sam ließ ein scharfes Fauchen hören und Jerry zog seine Hand erschrocken zurück.
    „Ach du Scheiße“, sagte er.
    „Was tust du da, Sam? So kenne ich dich ja gar nicht“, sagte George besorgt.
    „Darf ich dich denn anfassen, oder möchtest du das auch von mir nicht?“ George streckte seine Hand nach ihm aus und Sam ließ ihn gewähren. George fasste Sam an den Armen und zog ihn ein wenig von der Wand weg. Als Jerry näher kam, fauchte Sam wie eine Kobra. Jerry hob die Hände und wich ein Stück zurück.
    „Ich glaube, wir fahren jetzt nach Hause“, sagte George. „Komm, Sam, ich bringe dich zum Wagen. Du wirst nicht untersucht. Komm.“
    Sam stand auf und ließ sich von George aus dem Raum führen.
    Er saß im Auto und sah aus dem Fenster. George war noch mal zu Jerry hineingegangen. Er wusste, dass sie jetzt über ihn redeten. Sam schämte sich, weil er Jerry, der immer so nett zu ihm war, angefaucht hatte. Das war einfach so passiert und es war ihm in dem Moment richtig vorgekommen. Das hatte bestimmt auch mit dem Ding in seinem Mund zu tun. George kam aus Jerrys Wohnungstür. Er sah besorgt aus. Sam seufzte. Er wollte nicht, dass George seinetwegen besorgt war. Oder traurig. Er wollte für ihn richtig sein – und gut. Vielleicht war George jetzt auch böse auf ihn. Sam sah George auf das Auto zu kommen. Er öffnete die Tür und stieg ein. Sam sah ihn ängstlich von der Seite an.
    „Verzeihst du mir?“, fragte Sam kläglich. Er schämte sich für seinen Ungehorsam in Grund und Boden. George sah ihn ein paar Sekunden an.
    „Sam, wir werden das hier nur lösen können, wenn du mit mir redest. Ich kann doch nicht wissen, was mit dir ist. Warum sagst du es mir nicht?“
    Weil du mich dann verstoßen wirst , dachte Sam. Weil ich dann Liz und Laine nie mehr sehen darf ... und Vivian, Jerry ... Jack ... ja, und auch Bill und sogar Abernathy. Ich muss dann wieder allein sein. Für immer.
    Sam schwieg und senkte den Kopf.
    „Wenn du krank bist, muss ich das wissen. Solltest du nicht mit mir reden, muss ich zu Mitteln greifen, die mir eigentlich unlieb sind“, sagte George. Es klang strenger als sonst.
    Sam fühlte, wie ein Schmerz sich in seiner Brust ausbreitete. Es war furchtbar, wenn George so streng mit ihm sprach. Der Schmerz wurde stärker und das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. Er stöhnte leise.
    „Was hast du, Sam?“, fragte George noch mal. Sam schüttelte nur den Kopf.
    George ließ wortlos den Motor an und fuhr los.
    Als sie nach Hause kamen, schickte George Sam in die Wäschekammer. Sam gehorchte und ging wie ein geprügelter Hund zu seinem Schlafbecken. Als George eine Stunde später nach ihm sah, lag er zusammengerollt und verwandelt im Wasser, den Kopf unter der Fluke versteckt.
    George ging nicht zu ihm hinein. Er schloss die Tür und ging dann in die Küche, um Jerry anzurufen.
    „Und wie läuft’s?“, fragte Jerry.
    „Ich hab’s nicht getan“, sagte George. Jerry hatte ihm ein starkes Schlafmittel mitgegeben, das er Sam in seine Trinkflasche tun sollte. Jerry war der Ansicht, dass das die schonendste Methode war, um ihn untersuchen zu können. Denn irgendwas fehlte Sam, das war klar.
    „Warum nicht?“, fragte Jerry.
    „Ich kann’s nicht, Jerry. Er vertraut mir. Ich würde alles kaputt machen, wenn ich es tue.“
    „Aber du musst es tun. Er ist wie ein Kind, das nicht zum Arzt will. Es liebt die Eltern, auch wenn sie es zu einer Impfung zwingen. Kenn ich alles. Mach dir keinen Kopf. Damit machst du nichts kaputt.“
    George schwieg und hörte zu, wie Jerry den Rauch seiner Zigarette in den Hörer blies.
    „Pass auf“, schlug Jerry vor. „Ich komm jetzt noch mal vorbei. Zur Not mach ich’s. Dann bin ich der Böse. Ist das ein Deal?“
    „Ja, komm vorbei, aber ob ich da mitmache, kann ich noch nicht sagen. Ich glaube, er schläft jetzt auch.“
    „Noch besser“, sagte Jerry. „Ein kleiner Pieks und er schläft ne ganze Stunde. Dann sehen wir uns den kleinen Fauch-Rachen mal

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