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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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besser?
    Ja, ...
    Es ging ihm besser, viel besser.
    ... es geht ihm gut. Meinem Sohn geht es wieder gut, vielen Dank.
    Das hatte George zwar nicht geantwortet, aber es kam Sam fast so vor. Er richtete sich auf und George half ihm auf die Beine. Dann gingen sie langsam zurück zu dem Einkaufswagen. Die letzten Schaulustigen zerstreuten sich, schließlich gab es nichts mehr zu sehen.
    Neill folgte den beiden zur Käsetheke. George hatte ihn einfach links liegen lassen, während er sich um Sam kümmerte. Jetzt bekam der Kerl auch noch Ohnmachtsanfälle. Ob er krank war? Kümmerte sich George so um ihn, weil er nicht mehr lange zu leben hatte? Sam stützte sich auf den Einkaufswagen, sah aber nicht leidend oder unglücklich aus. Im Gegenteil. Neill wurde aus dem Jungen nicht schlau.
    „Was war das denn eben?“, fragte er George direkt, der den Einkaufswagen langsam weiterschob.
    „Was ist denn mit Sam? Ist er krank?“
    „Nein“, sagte George. „Alles bestens. Wir machen jetzt weiter.“
    „Sagst du gar nichts dazu?“, wandte sich Neill an Sam. „Warum fällst du denn mitten im Kaufhaus um?“
    „Ich hab die Fische gesehen“, sagte Sam. „Da ist mir schlecht geworden.“
    „Die Fische?“, hakte Neill nach. George machte eine ungeduldige Geste.
    „Sam hat eine Fischphobie“, sagte er. „Wir reden jetzt nicht mehr darüber.“
    „Eine Phobie? Er hat Angst vor Fischen?“
    „Es reicht jetzt, Neill. Bitte sei still.“ Es klang streng und selbst Sam zuckte zusammen. Er wusste, dass das nicht ihm galt und trotzdem erschrak er stets ein wenig, wenn George einen strengen Ton anschlug.
    „Schau mal auf unsere Liste“, sagte George, während er in die nächste Regalreihe abbog. Sam nickte und zog das bereits ziemlich zerknitterte Papier aus der Tasche.
    „Fehlt noch was?“
    „Hm, ja“, sagte Sam.
    „Und was?“
    „Das kann ich dir nur alleine sagen.“ Sam warf einen kurzen Blick zu Neill.
    „Dann komm mit mir kurz dort hinüber. Neill, bleib bitte hier stehen.“ George ging mit Sam zusammen den Gang hinunter und Neill sah ihnen verärgert nach.
    „So. Jetzt kannst du es mir sagen.“ George blieb vor einem bunten Regal mit Süßigkeiten stehen. Sam sah sich erst nach beiden Seiten um, ob sich niemand in der Nähe aufhielt.
    „Ich brauche noch mein Sternzeichen“, flüsterte er George zu. „Ich hab nämlich in Wirklichkeit noch keins! Aber das darf niemand wissen.“ Sam wunderte sich, dass George leise lachte.
    „Oh, Sam. Das kann man nicht kaufen. Sternzeichen hat man, man kauft sie nicht.“
    Sam stiegen Tränen in die Augen.
    „Ich habe aber keins. Wirklich nicht! Bitte, wir müssen eins kaufen. Was soll ich denn den anderen sagen? Ich werde der Einzige ohne Sternzeichen sein!“
    „Nein, du bist nicht ohne Sternzeichen. Wir kennen deins nur nicht.“
    „Doch, ich kenne es. Es ist der Wassermann. Bitte, ich brauche das Sternzeichen. Bitte.“
    Sam sah zu George hoch. Die Tränen glitzerten in seinen Augen. George seufzte. Da war es doch leichter, dem kleinen Prinz ein Schaf zu zeichnen.
    „Sam, wir können nicht ...“
    „Bitte.“
    Sams Finger gruben sich in Georges Arm.
    „Ich ...“
    „Bitte! Ich werde auch das ganze Haus putzen. Bitte!“
    „Das hat doch damit nichts zu tun, das ...“ George seufzte wieder. „Also gut, komm.“
    Sam stieß einen leisen Freudenschrei aus, als George sich in Bewegung setzte. Er sprach die nächste Verkäuferin an, die er sah und fragte nach Schlüsselanhängern mit Sternzeichen. Er wurde in eine Ecke bei den Kassen geschickt, wo Modeschmuck und andere Kleinigkeiten auf Drehständern ausgestellt waren. Es gab nicht nur Schlüsselanhänger, sondern auch Tassen und Ketten mit Anhängern aller Sternzeichen. George drehte den Verkaufsständer und nahm eine Kette, die er Sam in die Hände legte.
    Ehrfürchtig betrachtete Sam die kleine, silberne Figur. Es war ein Mann mit einem Fischkörper ab der Taille, einer Fluke und stilisiert angedeutetem, wildem Haarschopf.
    „Das ist es“, flüsterte Sam. „Das ist ja unglaublich. Wie konnten die in dem Laden das wissen? Das ist doch eindeutig mein Sternzeichen! Ganz eindeutig!“
    George lächelte. „Ja, ganz eindeutig.“
    „Glaubst du, jemand schöpft Verdacht, wenn ich es trage? Dann kann doch jeder sehen, was ich bin, oder?“
    „Du kannst es gefahrlos tragen, glaub mir. Nicht bei jedem passt das Sternzeichen so perfekt, wie bei dir.“
    Sam lächelte. „Ja, mein Sternzeichen ist perfekt. Das zeige

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