Unter rauschenden Palmen
Anwältin, trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass du mich auf die elegante Tour abservieren willst. Ich mache dir einen Vorschlag, Clarissa. Ich gebe dir Zeit, dich mit deinen Eltern auszusprechen, wenn du nicht länger als zwei Wochen bleibst und mich jeden zweiten Tag anrufst. Einverstanden?"
"Ich bin doch nicht deine Sklavin!"
"Nein, aber die Mutter meines Kindes."
"Ich finde dich anmaßend und unmöglich! "
Er lachte nur. "Und versprich mir eins, pass gut auf dich auf." Dann war es still in der Leitung.
Langsam ging Clarissa in die Küche zurück und setzte sich wieder an den Tisch. Jane nahm ihre Hände und drückte sie. "Nun, meine Tochter", sagte sie, "ich glaube, du erzählst mir jetzt am besten etwas von Jerome Hewitt. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass er der Vater meines ersten Enkelkindes ist."
Die folgenden zwei Wochen verbrachten Clarissa und ihre Mutter äußerst häuslich. Nachdem Jane die ganze Geschichte erfahren hatte, riet sie ihrer Tochter dringend, Jeromes Heiratsantrag anzunehmen, respektierte jedoch, dass Clarissa anderer Meinung war. Sie versicherte ihrer Tochter, dass sie, ihre Mutter, zu ihr stehen würde, egal wie sie sich entscheiden würde.
Dann waren die beiden einkaufen gegangen und mit großen Mengen weißer Wolle und Stoff für die Garnitur eines Stubenwagens zurückgekommen.
Die Handarbeiten erwiesen sich als die beste Therapie für Clarissa, die darüber wieder zur Ruhe kam. Clarissa hatte das Talent ihrer Mutter geerbt, und obwohl sie schon seit Jahren weder gestrickt noch genäht hatte, hatte sie nichts von ihrem Geschick verloren.
So waren Mutter und Tochter zwischen den Krankenhausbesuchen beschäftigt und hatten dennoch Zeit zum Reden und dazu, sich gegenseitig neu kennen zu lernen. Es war für beide eine ganz besondere und schöne Zeit.
Wie verabredet, rief Clarissa Jerome jeden zweiten Tag an, musste ihn aber dann doch um eine kleine Verlängerung ihres Aufenthalts bitten. Sie wollte ihrer Mutter nämlich in den ersten Tagen, in denen ihr Vater wieder zu Hause war, noch zur Hand gehen.
Drei Tage nach seiner Entlassung bestand Jane darauf, Tom die Wahrheit zu sagen.
Seine Reaktion überraschte Clarissa. Mit Tränen in den Augen bat er darum, dass das Baby, falls es ein Junge wäre, mit dem zweiten Namen nach ihm benannt werden sollte. Die Tatsache, dass sie noch nicht verheiratet war, kommentierte er mit keinem Wort - was Clarissa überhaupt nicht begreifen konnte. Es war ihr allerdings entga ngen, welch drohenden Blick ihre Mutter ihrem Vater bei diesem Thema zugeworfen hatte. Auch die Frage, wer der Vater sei, schnitt Tom Montrose seltsamerweise nicht an.
Als Clarissa sich schließlich von ihren Eltern verabschiedete, um wieder nach Lennox Head zu fahren, hatten sie vieles besprochen, eins jedoch nicht: wie sich Clarissa entscheiden sollte.
Zum Abschied klopfte Jane Montrose ihrer Tochter spielerisch auf den Bauch.
"Ich weiß, ich weiß", sagte Clarissa und lachte. "Ich gerate völlig außer Form."
Ihre Mutter runzelte plötzlich die Stirn. "Clarissa, wenn du das nächste Mal zu deiner Ärztin gehst, solltest du ihr etwas sagen." In wenigen Worten schilderte sie ihr das Problem.
5. KAPITEL
"Nein, das kann doch nicht mir passieren!"
"Doch, Clarissa", widersprach ihr Valerie Martin. Der Gynäkologe, der die Ultraschalluntersuchung durchführte, pflichtete ihr bei und bewegte den Scanner etwas, um das Bild schärfer einzustellen. "Sieh genau hin, die Aufnahme ist eindeutig."
Clarissa, die nach dem Besuch bei ihren Eltern noch gar nicht wieder zu Hause oder im Büro gewesen war, blickte auf den Monitor und war froh, dass sie schon lag, sonst wäre sie nämlich jetzt bestimmt umgekippt.
"Wir können Ihnen ein Bild ausdrucken, und Sie können auch eine Kopie des Videos bekommen, Mrs. Montrose. Auf alle Fälle war es richtig, dass Dr. Martin Sie sofort hierher gebracht hat. In Anbetracht der Vorgeschichte ihrer Mutter möchte ich Sie jetzt öfter hier sehen - zu ihrer eigenen Sicherheit."
"Du kannst dich jetzt wieder anziehen", sagte Valerie dann. "Was für ein Glück, dass ich für heute nicht so viele Termine angenommen habe. Wir haben also Zeit genug, zusammen Mittag zu essen und die Dinge in Ruhe zu besprechen."
Trotz Valeries Beteuerungen, alles sei kein Problem, fühlte Clarissa sich immer noch ganz schwach, als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Fünf Minuten später klingelte Jerome. Sie machte ihm auf. Wortlos blickten sie sich
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