Unter rauschenden Palmen
an, bis er schließlich das Schweigen brach.
"Ich habe dich vermisst, kleine Fee."
"Ich bin keine kleine Fee mehr und werde nie wieder eine sein", antwortete sie verzweifelt.
Er musterte sie von Kopf bis Fuß. "Doch. Und bis dahin werde ich dich nur so nennen, wenn wir allein sind."
"Du verstehst mich nicht. Komm rein."
Er zog sie in die Arme. "Wie ge ht es deinem Vater?"
"Gut", antwortete sie ohne Überzeugung.
"Weiß er, dass er bald sein erstes Enkelkind in den Armen halten wird?" Er küsste sie auf die Nasenspitze.
"Nein ... Ja, doch. Meine Eltern haben es wirklich sehr gut aufgenommen."
Er betrachtete sie stirnrunzelnd. "Clarissa, was ist los? Gibt es etwas, das ich wissen sollte?"
"Ja..."
"Ich gebe dich nicht her, Clarissa, was immer du dir auch mit deinen Eltern überlegt haben magst", warnte er sie.
"Das ist es nicht", sagte sie schwach und schloss die Augen. "Jerome, meine Mutter ist ein Zwillingskind."
"Ein ..." Er verstummte. "Vielleicht sollten wir uns doch lieber setzen." Er führte sie ins Wohnzimmer und nahm neben ihr auf dem Sofa Platz. "Also erzähl mir die ganze Geschichte."
"Ich hatte es ganz vergessen. Ich wusste zwar, dass meine Mutter einen Bruder hatte, der bei der Geburt gestorben war, aber nicht, dass er ihr Zwillingsbruder gewesen ist. Natürlich kann jede Frau Zwillinge bekommen, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher ..."
"Wenn es in der Familie liegt!"
"Nicht unbedingt. Wäre mein Vater ein Zwillingskind, hätte es keine Bedeutung. Es vererbt sich über die mütterliche Linie. Dazu musst du wissen ..."
"Clarissa, spann mich nicht länger auf die Folter. Ist der Sinn deiner umständlichen Ausführungen, dass wir Zwillinge erwarten?"
"Ja", antwortete sie und sah ihn verzweifelt an.
Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen lachte er laut los.
"Du verstehst immer noch nicht", hielt sie ihm entgegen.
"O doch, Mrs. Montrose! Eine allein stehende Mutter kann vielleicht noch mit einem Baby zurechtkommen, mit Zwillingen hingegen ist sie völlig überfordert - das musst selbst du einsehen."
Clarissa war frustriert, denn damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber sie hatte noch andere Probleme.
"Erstens gibt es da nichts zu lachen, und zweitens ist es noch längst nicht alles! Ich hatte mich schon so an das Baby gewöhnt, habe mich darauf gefreut und ihm meine ganze Liebe geschenkt - aber plötzlich sind es zwei! Und du, du lachst einfach, was alles noch viel schlimmer macht!"
Als er endlich merkte, dass ihre Verzweiflung nicht gespielt war, legte er ihr die Hand unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. "Clarissa", sagte er zärtlich, "du kannst mir zwar vieles vorwerfen, aber nicht, dass ich mit Zwillingen, mit unseren Zwillingen, Probleme hätte. Für dich dagegen werden schwierige Zeiten anbrechen - ein Grund mehr für uns, zusammenzubleiben."
"Jerome ..."
"Nein, Clarissa, ich frage dich jetzt nicht, ob du mich heiraten willst, sondern nur noch wann."
Zehn Tage später wurden Clarissa und Jerome getraut.
Es war eine schlichte Zeremonie in der Kirche in Armidale, in der Clarissa schon getauft und konfirmiert worden war.
Clarissa trug einen schmalen Rock mit einer schlichten Tunika aus Rohseide. Ihr Brautbouquet bestand aus noch nicht voll erblühten Moosrosen, und um den Hals trug sie eine einreihige Perlenkette mit einer Brillantschließe - Jeromes Hochzeitsgeschenk.
Der Bräutigam sah einfach umwerfend aus in seinem dunklen Maßanzug, das fand nicht nur Clarissa, sondern davon waren alle anwesenden Frauen überzeugt. Clarissa bebte, als Jerome am Altar neben sie trat. Er sah so männlich und attraktiv aus. Aber das war es nicht allein. Der Blick seiner grauen Augen ging ihr durch und durch. Schnell wandte sie den Kopf und sah wieder geradeaus.
Sean trug zum ersten Mal in seinem Leben einen Anzug, fühlte sich sehr erwachsen und hatte ausnahmsweise peinlich saubere Fingernägel, nur seine Haare standen ihm wie immer wild vom Kopf. Außer Clarissas Eltern waren noch Valerie, Lucy, Sue und natürlich May gekommen. Auch Paddy und Flynn waren dabei. Sie trugen silberne Glöckchen am Halsband und warteten während der Zeremonie brav und sich der Würde des Augenblicks bewusst vor der Kirchentür.
Es war eine fröhliche und harmonische Feier gewesen, und direkt anschließend waren Clarissa und Jerome nach Orpheus geflogen, einer idyllischen Tropeninsel vor der Küste Queenslands, klein, exklusiv, mit Palmen und einem herrlichen weißen Sandstrand. Als Clarissa jetzt
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