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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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mir jetzt noch einen falschen Heiligenschein verpassen, Ihr Herz mit Ihnen durchgeht und Sie mir einen Heiratsantrag machen, wünsche ich Ihnen eine wunderschöne gute Nacht. Ich werde jetzt doch noch ein Gläschen Wein trinken. In Dubrovnik hat es übrigens sechsundzwanzig Grad. Und der Himmel ist voller Sterne. Wiedersehen!“ Jetzt hat er wirklich aufgelegt.
    Valentin hat inzwischen Pizza kommen lassen, wir essen und ich vergleiche die Hausdurchsuchungsbefehle. Sie widersprechen einander in Details, sind voller Tippfehler und scheinen alles andere als gründlich vorbereitet worden zu sein.
    „Du meinst, sie waren juristisch nicht einwandfrei?“, fragt Fran und nimmt noch ein großes Stück Pizza. „Ich hätte die Durchsuchung verweigern können?“
    „So gut kenne ich mich da auch wieder nicht aus. Kann schon sein, dass es möglich gewesen wäre. Aber die meisten Menschen haben eben keinen Anwalt bei der Hand, wenn plötzlich die Polizei dasteht.“
    Ich studiere den Text noch einmal und kann mir dann ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    „Ist es so blöd und ich hab das gar nicht bemerkt?“, ärgert sich Fran.
    Ich schüttle den Kopf, versuche, nicht laut loszulachen. „Nein, ich weiß bloß endlich, wofür Fran steht: Franjo Josip.“ Ich sehe meine Freundin Vesna an. „Franz Josef – hast du ihn womöglich nach dem alten Kaiser genannt?“
    Auch Vesna grinst. „In Wirklichkeit du heißt Maria und nicht Mira, ich weiß das. Und Franjo Josip hat Großvater von Fran geheißen und der war begeistert von k. und k. Monarchie.“

[ 11. ]
    Wir fürchten uns nicht! Ihr macht uns nicht mundtot! Demokratie statt Polizeistaat! Freies Internet statt gleichgeschalteter Macht!“
    Und wenig später:
„Umweltschutz statt Ausbeutung! Wir sind nicht schuld daran, dass eure Leitungen Terrorziele sind.“
    Ich sitze vor dem Computer und reibe mir die Augen. Ich habe zu lange geschlafen und schlecht geträumt. Die Botschaften bleiben. „Cybersolar“ ist weiter in der Lage, sich zu melden. Diesmal über Twitter. Ich mache mir einen starken Kaffee und belohne Gismo mit sechs schwarzen Oliven. Einfach dafür, dass sie da ist. Dass sie nicht unter Verdacht steht, sich in fremde Computernetze gehackt zu haben. Dass sie keine selbstgerechten Botschaften verbreitet. – He, wer sind jetzt die Bösen? Ach, wenn das immer so einfach wäre. Freies Internet … Wo sind die Grenzen? Darf man in andere Seiten einbrechen? Darf man sie beschädigen? Darf man alles, was irgendwo im Netz unterwegs ist, nutzen? Musik einfach downloaden, obwohl sie andere gemacht haben? Texte und Bücher, ohne dafür zu zahlen, lesen? Ist geistiges Eigentum nicht zumindest genauso zu respektieren wie ein Auto oder ein Grundstück? ACTA, ein internationales Handelsabkommen, das den Urheberrechtsschutz im Internet sichern sollte, wurde nach massiven Protesten trotzdem auf Eis gelegt. Aus guten Gründen. Weil die Behörden nahezu überall herumschnüffeln hätten können. Sieht so aus, als wären die Grenzen in unserer virtuellen Welt immer schwerer auszumachen. Ich mache mir noch einen Kaffee und gebe Gismo ihr übliches Futter. Sie sieht mich enttäuscht an. Sie hat auf weitere Oliven gehofft. So schnell geht das, und man will mehr. Ich sollte meine Katze nicht mit irgendwelchen korrupten Beamten oder Politikern verwechseln, hat sie sich einfach nicht verdient. Ich streichle Gismo, sie schnurrt und reibt ihren runden Kopf an meinem Unterschenkel. Liebe. Viel Liebe. Das ist ebenso wichtig wie Fressen. – Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral. Wer hat das gesagt? Bert Brecht. Wie viel Liebe bekommt Stepanovic? Und: Sind Anerkennung und Erfolg ein ausreichender Ersatz dafür? Hohenfels dürfte Liebe kriegen. Sogar von einer aus unserer Familie.
    Auch wenn jetzt nur noch Weltsensationen die heutige Ausgabe des „Magazin“ verändern könnten, ich muss in die Redaktion. Nachsehen, was nach den Hausdurchsuchungen geschehen ist. Vielleicht zu „PRO!“ fahren und klären, ob auch einer ihrer Mitarbeiter betroffen war. Wenn Tina Bogner nicht darüber reden will, vielleicht finde ich die nette Sekretärin, die so schnell SMS schreiben kann. – Tina Bogner: Mir ist nach wie vor nicht klar, welche Rolle sie spielt. Die Protestaktionen von „Cybersolar“ weiten sich offenbar auf Berlin aus. Welche Stadt kommt als Nächstes an die Reihe? Welches Land? Und dann die Anschläge: Momentan scheinen sie der Kampagne von „PRO!“ für unabhängige

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