Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
weiter vor.
    „Natürlich müssen Sie die Gesetze vollziehen“, sage ich so beruhigend wie möglich. „Das sieht der Chef der Sonderkommission Energie natürlich auch so. Ich bin mit Ihrem Vorgesetzten Dr. Zuckerbrot in ständigem Kontakt.“
    „Zuckerbrot? Der ist gar nicht da. Der ist auf Urlaub“, höhnt der junge Polizeibeamte.
    „Das ist eine interessante Information“, antworte ich mit steinernem Gesicht. Während die drei zusammenpacken und alles zu ihrem Wagen transportieren, sagen wir nichts mehr. Eine Nachbarin steht im Finstern auf ihrer Veranda. Die Lichter im Haus reichen aus, damit ich ihre Umrisse sehen kann. Als sie meinen Blick bemerkt, verschwindet sie. Das mit Zuckerbrot muss ich nachprüfen. Wenn es stimmt: Wer leitet die Sonderkommission jetzt? Und: Hat der dafür gesorgt, dass die Durchsuchungsbefehle ausgestellt wurden? Warum hat Zuckerbrot nicht gesagt, dass er auf Urlaub fährt? Na ja. Abmelden muss er sich bei mir nicht.
    Nachdem die Beamten weg sind, geht Valentin ins Wohnzimmer und sieht sich darin um, als würde er es nicht kennen. Dann geht er zu einem Schrank, öffnet ihn und holt wortlos zwei Gläser heraus.
    Ich rufe Droch an. „Klar ist der auf Urlaub“, bestätigt er. „Er wollte schon am Wochenende fahren, aber er hat es um ein paar Tage verschoben. Er ist segeln und wird nicht einfach zu erreichen sein.“
    Kann sein, dass das jemandem sehr gut ins Zeug passt.
    Valentin hat Cognac eingeschenkt. „Danke“, sagt er und prostet mir zu. Wir trinken. Ich bin kein besonderer Fan von Cognac, aber der tut richtig gut.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass ich auf derartiges so empfindlich reagiere“, murmelt Valentin. „Ich hasse es eigentlich, mich so aufzuführen.“
    „Vesna hat sicher auch getobt“, tröste ich ihn und versuche ein Grinsen. „Du warst super, wie du Fran in Schutz genommen hast.“
    Valentin seufzt. „Wozu hat man eine Familie? Ich werde uns morgen einen Anwalt besorgen. Einen richtig guten.“
    Der Rest der Familie kommt wenig später. Vesna sieht aus, als hätte sie mit einem Drachen gekämpft. Die dichten Haare stehen ihr zu Berge, im Blick noch immer todesmutige Entschlossenheit. Ich bin in erster Linie erleichtert. Sie haben Fran nicht in Untersuchungshaft genommen.
    „Hätten sie auch nicht können“, sagt er wenig später, als wir alle am Esstisch sitzen. „Ich war nicht dabei bei den Hackern.“
    „Dann hätten sie keine Hausdurchsuchung gemacht“, widerspreche ich.
    Fran kratzt sich am Kinn. „Ich war auf ihren Spuren unterwegs. Ich wollte rauskriegen, wer dahintersteckt. Ich hab sozusagen versucht, sie zu hacken. Aus Interesse. Weil ich ja auf ihrer Seite bin, weil ich aber wissen will, mit wem ich es zu tun habe. Und da bin ich eben auch auf die Homepage der Stadtgemeinde von Baden gegangen. Und von dort hab ich mich durch diverse IP-Adressen weitergeforscht … So dürften sie mich geschnappt haben.“
    „Hast etwa du den Eintrag auf der Badener Startseite gelöscht?“, frage ich Vesnas Sohn.
    „Nein, hab ich nicht. Das müssen die Polizeiexperten getan haben.“
    „Das ist so etwas von blöd“, murrt Jana genervt. „Nur weil du so ungeschickt bist, haben sie bei uns alles durchwühlt.“
    Fran sieht seine Zwillingsschwester wütend an: „Wer rennt sogar um Mitternacht auf den Friedhof, wenn irgendein Ableger von ‚Cybersolar‘ dazu aufruft? Du bist auch verdächtig, ist dir das klar? Weißt du, was der eine gesagt hat, der meine Bude auf den Kopf gestellt hat? ‚Deine Schwester kriegen wir auch noch. Wir kriegen euch alle. Die heutige Razzia ist erst der Anfang.‘“
    „Gute Idee, wenn ihr jetzt miteinander streitet“, sage ich trocken. Wenn das stimmt, was der Polizeibeamte zu Fran gesagt hat, dann könnte es heute mehr als eine Hausdurchsuchung gegeben haben. Ich bin hier als Freundin der Familie. Ich bin allerdings auch Journalistin. Es war schon Redaktionsschluss. Aber bis Mitternacht könnten wir ohne größeren Aufwand noch einige Sätze verändern. Es ist jetzt kurz vor zehn am Abend.
    „Ich habe einen Sauhunger“, sagt Fran plötzlich. Vesna schüttelt bloß den Kopf. Ich versuche, einen Sprecher der Polizei zu erreichen. Ohne Erfolg. Wenn man einen Laptop hätte … Vielleicht hat jemand Meldungen von weiteren Hausdurchsuchungen ins Netz gestellt. Vielleicht hat die Staatsanwaltschaft eine Presseaussendung gemacht.
    „Natürlich hast du Internetzugang“, sagt Fran, schon fast wieder so souverän wie üblich,

Weitere Kostenlose Bücher