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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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an.
    „Also, das Bordell, Koch. Dieses kenne ich, wie gesagt, nicht. Aber es gab sie früher schon, es gibt genug Kunden mit Geld, es gibt genug skrupellose Leute und auch genug Frauen, die keine andere Wahl haben. Und, um ehrlich zu sein, ich halte Ihre Vermutung, dass Brunner den Laden für Erpressungen nutzt, für sehr wahrscheinlich. Eine bessere Lebensversicherung gibt es nicht. Außerdem ist so ein Laden der ideale Umschlagplatz für Informationen.“
    Koch stand auf und verließ den Raum. Reuber hörte im Flur die Tür. Nachdem Koch zweimal vergeblich geklopft hatte, stand er wieder in seinem Wohnzimmer.
    „Ich hoffe, dass Bresson da was weiß. Er scheint aber nicht da zu sein. Werde ich morgen noch mal versuchen müssen.“
    Er setzte sich wieder. Reuber blieb noch eine Stunde, bis er sich mit dem Hinweis auf die Eifersucht seiner Frau verabschiedete. Koch klopfte ein weiteres Mal an Bressons Tür. Vergeblich. Er legte sich ins Bett und obwohl er tagsüber schon geschlafen hatte, fielen ihm sofort die Augen zu.
    Am nächsten Tag versuchte Koch seinen Bericht zu schreiben, aber außer einigen unvollständigen Sätzen, die noch nicht einmal er selbst verstand, brachte er nichts zustande. Siggi kam mehrmals in sein Büro, aber weil Arnheim ihn mit Botenaufträgen und Ähnlichem beschäftigt hielt, war er kaum dazu gekommen, die aufgetragenen Recherchen zu Glodkowski durchzuführen. Interessanter war ein Besuch von Reuber. Der war mit einem Kollegen zur „Hölle“ gefahren, um sich mal umzuschauen, wie er sagte. Er hatte die Toreinfahrt gefunden, den Hof und auch eine Bodentür, die ihnen vom Hausmeister bereitwillig geöffnet wurde. Keine Spur eines Puffs, Abfall und Trümmerreste lagen in dem Raum herum.
    „Da hat man schnell reagiert“, kommentierte Koch.
    „Haben Sie etwas anderes erwartet? Das ist das A und O in dem Geschäft. Aber seien Sie versichert, der Laden wird sicher bald schon an neuer Stelle wiederauferstehen. Wenn es ihn nicht schon wieder gibt.“
    Am Donnerstagabend hörte Koch endlich Schritte im Hausflur. Schnell stand er auf und ging zur Tür. Tatsächlich steckte Bresson gerade seinen Schlüssel ins Schloss.
    Er wirkte ein wenig erschrocken, als Koch seine Tür öffnete.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er reserviert.
    Die Antwort fiel Koch nicht leicht. „Ja!“, sagte er schließlich.
    „Brauchen Sie was zu trinken?“
    Koch schüttelte seinen Kopf.
    „Wollen Sie reinkommen?“
    Der Kommissar zögerte.
    „Keine Sorge. Ich bin alleine. Niemand da.“ Leiser Spott grundierte seine Worte.
    „Gut.“ Koch folgte dem Mann ins Wohnzimmer, wo er auf dem Sofa, auf dem er bei seinen früheren Besuchen schon gesessen hatte, Platz nahm.
    „Darf ich Ihnen etwas anbieten?“
    Koch überlegte und nickte.
    Während Bresson eine Flasche öffnete und zwei Gläser füllte, betrachtete ihn Koch genauer. Der Nachbar trug einen dunklen Anzug, ohne Flecken und Falten. Er schien neu zu sein. Wahrscheinlich hatte er wieder einige seiner Fotos verkaufen können. Koch verscheuchte diesen Gedanken. Er brauchte den Mann jetzt.
    „Santé!“ Koch hob sein Glas.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Koch überlegte, wie er beginnen sollte.
    „Bresson, ich nehme an, durch Ihre photographischen Arbeiten …“, bei diesem Ausdruck schlich sich ein Lächeln auf Bressons Lippen, „… haben Sie Kontakte zu bestimmten Kreisen.“
    Koch machte eine Pause, die sein Nachbar aber nicht zu einem Kommentar nutzte.
    „Ich bin gestern im Rahmen meiner Ermittlungen auf ein … ein Etablissement gestoßen, über das ich Informationen brauche beziehungsweise jemanden, der sich dort sogar für mich umsehen könnte.“
    Wieder unterbrach er sich, doch auch dieses Mal schwieg Bresson.
    „Ein Laden in Mombach, Hinterhof, nennt sich ‚Hölle‘, Zugang durch eine in den Boden eingelassene Tür.“
    Koch sah Bresson an. Der nickte und brummte etwas Unverständliches und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    „Ein Puff“, führte Koch weiter aus, „bewacht von zwei Kerlen, die nicht zimperlich sind.“
    „Daher?“ Endlich sagte Bresson etwas und deutete dabei auf Kochs Stirn.
    Der nickte. „Genau.“
    Bresson stand auf, holte die Flasche und füllte ihre Gläser auf.
    „Ein nie versiegender Vorrat“, kommentierte Koch.
    „Was wollen Sie, Koch?“ Bresson klang leicht verärgert. „Wir haben schwierige Zeiten. Ich bin froh überlebt zu haben und einigermaßen aus der ganzen Sauerei herausgekommen zu sein.

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