Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
Vom Netzwerk:
verziehen.
    „Heute Abend!“, beendete Koch das Geplänkel.
    Auf dem Weg nach unten begegnete er zwei Kollegen, die ihn mit großen Augen ansahen und zu tuscheln und zu lachen anfingen, als er an ihnen vorbei gegangen war.
    Koch blieb stehen, drehte sich um. „Ist was?“, fragte er.
    Die beiden reagierten nicht und gingen weiter.
    „Idioten!“, blaffte Koch so laut in ihre Richtung, dass sie es hören mussten.
    Zu Hause fand Koch noch eine Flasche, in der sich ein Rest Schnaps befand, leerte sie, legte sich ins Bett und schlief augenblicklich ein. Um vier Uhr am Nachmittag wachte er auf und abgesehen von dem schalen Geschmack in seinem Mund fühlte er sich wesentlich besser als am Vormittag. Er setzte Wasser auf, kochte sich etwas, das entfernt an Kaffee erinnerte und aß dazu ein Stück altes Brot, das er erst befeuchten musste, bevor er es auf den Herd legte.
    Er ließ das Geschehen von letzter Nacht noch einmal Revue passieren, ging alles haarklein durch, von dem Moment an, in dem er diese Kneipe betreten hatte über seine erste Begegnung mit dem Alten, der Schlägerei in der Ruine und dem Warten in der Toreinfahrt sowie den beiden Schlägern bis zu seiner Flucht in den kleinen Hof. Wieder und wieder ging er das durch. Was hatte Glodkowski mit diesem Bordell zu tun? War das Zufall oder mischte er da mit? Als Türsteher oder Schläger oder war er sogar an dem Laden beteiligt? Oder, und da wurde die Sache für Koch richtig interessant: Wenn Glodkowski in der Sache drinhing, war auch Brunner in irgendeiner Weise involviert? Gehörte ihm dieser Puff? Das schien Koch das Einleuchtendste zu sein, kam von daher seine Protektion? Brunner versorgte einflussreiche Leute mit Nutten. Und hatte sie damit gleichzeitig in der Hand. Aber das waren alles Spekulationen. Er musste unbedingt mehr über diesen Laden erfahren. Er selbst konnte nicht mehr dorthin gehen, die Gefahr, dass Brunner oder Glodkowski ihn sahen und erkannten, war zu groß. Er wusste auch, wer ihm in diesem Fall helfen konnte: Bresson, der seinen Unterhalt mit der Produktion von pornographischen Bildern verdiente.
    Koch war schon im Begriff über den Flur zu seinem Nachbarn zu gehen, da klopfte es an seine Tür. Reuber blickte ihm mit seinen frechen Augen entgegen.
    „Da bin ich. Ich hoffe, dass sich der Ärger mit meiner Frau lohnt.“
    Koch bat den Kollegen herein, wo er ihm einen Aschenbecher auf den Tisch stellte und ihm Wein anbot.
    „Bäh!“, verzog Reuber seinen Mund, als sie miteinander angestoßen und getrunken hatten. „Was ist das denn für eine elende Brühe? Haben Sie nicht noch von dem hervorragenden Obstbrand?“
    Koch breitete seine Hände theatralisch aus. „Nichts mehr da!“
    „Dann sollten Sie mal loslegen. Warum sollte ich zu Ihnen kommen?“
    Koch erzählte Reuber von seinem „Ausflug“ der letzten Nacht und den Schlussfolgerungen, die er vorhin daraus gezogen hatte.
    „Na, ist das Mut oder Dummheit?“, war Reubers erster Kommentar, während er sich eine neue Zigarette ansteckte. „Sie haben Nerven.“ Er zog an seinem Glimmstängel und schüttelte dabei den Kopf.
    „Aber sagen Sie“, sagte er schließlich, „ich habe den Eindruck, Ihr Fokus hat sich verschoben.“
    Koch sah seinen Gast fragend an.
    „Brunner stand bislang im Mittelpunkt Ihrer Ermittlungen. Jetzt ist es mit einem Mal Glodkowski. Aber was noch auffälliger ist, Koch: Wenn Sie über Brunner gesprochen haben, schwang da eine gehörige Antipathie mit. Jetzt, bei diesem Glodkowski, höre ich richtiggehend Hass raus. Was verbindet Sie mit diesem Mann?“
    Erschrocken nahm Koch sein Glas und trank hastig, um nicht gleich antworten zu müssen. War er so durchschaubar?
    „Was Persönliches?“, fragte Reuber, als von Koch keine Antwort kam.
    Der nickte.
    „Sie wollen nicht drüber reden?“
    „Noch nicht. Solange nicht, bis ich sicher bin.“
    „Sicher über was?“
    „Der war zu billig, Reuber.“
    „Aber einen Versuch wert.“
    „Haben Sie von diesem Bordell gehört?“
    „Von dem nicht“, antwortete Reuber, „aber warum sollte es anders sein als vor dem Krieg.“ Er steckte sich wieder eine Zigarette an, obwohl er die letzte eben gerade erst ausgedrückt hatte. „Ich weiß von Lieutenant Chavez, dass es in der amerikanischen Zone eine Menge solcher illegaler Bordelle gibt.“
    „Woher haben Sie so viele Zigaretten? Amerikanische“, wechselte Koch das Thema.
    „Jeder hat seine kleinen Geheimnisse. Das ist meins.“ Er grinste Koch frech

Weitere Kostenlose Bücher