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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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aufgeregt, sehr aufgeregt sogar.
    „Wann haben sich die beiden zum letzten Mal gesehen?“
    Dorle suchte einen weit entfernten Punkt, den sie fixierte. „Ich weiß es nicht. Das war, ja, das war noch vor dem Krieg. Bestimmt. Rolf wäre jetzt …“, ihre Nervosität konnte sie nicht überspielen. „Ja, er wäre zweiundzwanzig. Mit vierzehn ist er in die HJ. Das war … ja, ich glaube 1940. Und dann sind sie eingezogen worden. Ja, sie mussten zur Wehrmacht. Alle beide. Aber vorher schon, da waren sie nicht mehr …“
    „Aber davor, da waren die beiden befreundet.“
    „Ja, Peter war oft hier. Aber später nicht mehr. Irgendwie wurde er immer mehr wie sein Vater …“
    „Jupp Gerber?“
    „Ja, er ist geizig.“
    „Und wann haben Sie Peter zum letzten Mal gesehen?“
    „Peter?“, wiederholte sie leise, wiederholte den Namen, dieses Mal lauter, rief noch lauter „Ich weiß es nicht!“ Sie schluchzte und sackte in sich zusammen.
    „Was ist los, Frau Becker?“, fragte Koch, aber die Frau reagierte nicht. Siggi sah sie ebenso hilflos an wie Koch, der aber plötzlich näher an Dorle heranrückte, seinen Arm um ihre Schulter legte und sie an sich zog.
    Einen kurzen Moment widersetzte sie sich, ließ ihn jedoch gewähren und schluchzte an Kochs Schulter. Er streichelte ihr vorsichtig mit der Hand über den Rücken. Dabei sog er den Duft ihres Körpers ein. Langsam beruhigte sie sich und löste sich von dem Kommissar.
    „Entschuldigen Sie!“
    Sie stand auf und wollte ins Haus gehen.
    „Frau Becker! Ist alles in Ordnung?“
    Koch wusste nicht, was er machen sollte.
    „Bitte …!“, rief sie noch, bevor sie im Haus verschwand.
    Koch und Siggi sahen sich an.
    „Verstehen Sie das?“, fragte Koch.
    „Irgendetwas stimmt da nicht. Die Frau ist ein einziges Nervenbündel.“
    Sie standen auf. Koch konnte es sich nicht verkneifen zur Haustür zu gehen und kurz zu lauschen.
    „Frau Becker?!“ Er sagte das nur leise und erwartete auch keine Antwort.
    Er ging zu Siggi zurück, der schon auf der Straße stand.
    „Es scheint ja“, sagte er dort zu seinem Assistenten, „dass die Frau alles aus dem Gleichgewicht bringt.“
    „Dabei wirkt sie eigentlich so stark“, sagte Siggi. „Glauben Sie, dass sie was mit dem Tod von diesem Gerber zu tun hat?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Weil sie so reagiert hat.“
    „Aber warum sollte sie den Gerber umbringen? Einen früheren Freund ihres Sohnes?“
    „Und wenn das alles doch zusammenhängt und dieser Neubert doch irgendwie Recht hat“, spekulierte Siggi.
    „Das müssen Sie mir genauer erklären.“
    „Ich habe das so gesagt, aber …“, Siggi überlegte. „Die beiden kennen sich, waren früher Freunde und haben sich irgendwie verkracht. Und sterben beide innerhalb von kurzer Zeit. Ist das nur Zufall?“
    „Ich kriege das nicht zusammen, aber das ist kein verkehrter Gedanke, Siggi.“
    „Rolf Becker bringt Peter Gerber um, kommt damit nicht klar und erhängt sich“, führte der junge Polizist seine Theorie weiter aus.
    „Glauben Sie das?
    „Ich weiß nicht.“
    „Ich werde darüber nachdenken. Und Sie natürlich auch. Und wenn Sie eine plausible Idee haben, immer heraus damit. Als Nächstes aber würde mich interessieren, was dieser Capitaine Jarrés für ein Mann ist.“
    Siggi klopfte auf seine Jackentasche.
    „Alles notiert. Ich kümmere mich darum.“
    Dorle hatte den Kommissar gehört. Seine Schritte und wie er leise ihren Namen gerufen hatte. Sie hatte nicht antworten können. Sie glaubte auch nicht, dass er eine Antwort erwartete. Ihr war das alles zu viel. Die Fragen und die Umarmung. Gerne hätte sie den ganzen Tag so da gesessen, aber in ihrem Kopf war ein einziges Chaos. Schließlich ging sie nach oben, verkeilte ihre Tür, legte sich aufs Bett, starrte an die Decke. Die Fragen nach Rolf und nach Peter … Was wussten die Polizisten? Warum wollten sie wissen, bei wem sie arbeitete?
    Sie konnte nicht mehr sprechen. Aber sie verstand sich selbst nicht. Andauernd sagte sie andere Sachen als sie dachte. So war es auch bei Franzi und ihrem Streit wegen Bauer gewesen. Sie wusste, dass Franzi Recht hatte, völlig Recht, und dennoch konnte sie es nicht zugeben. Sie hätte das Angebot des Kommissars annehmen können, dass er Bauer rauswirft … Nein! Das ging nicht. Ging nicht. Ging nicht. Ging nicht. Bauer hatte sie in der Hand. Er würde von ihrem Traum erzählen … Ein Traum nur. Aber der Verdacht war da. Und wenn der Kommissar schon so fragte

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