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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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hörte sie ein Knirschen hinter sich, Schritte auf dem lockeren Grund.
    Sie wandte sich um und sah über sich das Gesicht von Neubert.
    „Guten Morgen, Dorle“, begrüßte er sie. Ganz kurz verzog er seinen Mund zu einem Lächeln, kalt und ernst.
    Dorle erhob sich und sah sich um, ob jemand in der Nähe war, den sie um Hilfe bitten konnte, wenn Neubert zudringlich wurde. Doch da war niemand, sie war allein auf dem Friedhof, allein mit Neubert und den Toten.
    „Bist du stumm geworden, Dorle?“, schnauzte er sie an, als sie nichts sagte. Sie trat einen Schritt zur Seite, um weglaufen zu können.
    „Verbrauchst wohl alle deine Worte für den Kerl in deinem Haus. Oder hat er es auch schon in dein Bett geschafft?“
    „Das geht Sie nichts an. Gar nichts. Lassen Sie mich in Ruhe!“ Dorle wollte streng und energisch klingen, aber ihre Stimme zitterte.
    Neubert lachte.
    „Willst du mir drohen, Dorle? Mich schlagen? Oder willst du diesen Kerl rufen?“ Er baute sich vor Dorle auf. „Der Kerl verschwindet von hier, ist das klar! Sonst mache ich Meldung, dass du viel, viel Platz in deinem Haus hast. Oder ich zeige dich wegen Hurerei an. Stimmt ja auch, nicht wahr?“
    „Hören Sie auf!“, schrie Dorle ihn an, aber damit provozierte sie wieder nur ein Lachen.
    „Oder willst du diesen Kommissar um Hilfe bitten? Der ist ja ganz scharf auf dich! Ganz scharf. Aber er wird dir nicht helfen. Hat genug Ärger. Mit seinem Chef. Mit dem hatte ich heute Morgen ein sehr interessantes Gespräch. Das zweite schon. Ein feiner Kerl, dieser Polizist. Sehr feiner Kerl. War bei der Marine. Schneidig. Bei der Polizei sieht man es gar nicht gerne, wenn ein Kommissar scharf auf eine Verdächtige ist. Und du bist doch eine Verdächtige. Der arme Rolf.“ Neubert steigerte sich regelrecht in seine Hasstirade hinein. „Da liegt er. Und die trauernde Mutter steht davor. Wie kann man nur so heucheln? Du hast doch nachgeholfen, Dorle, nicht wahr?“
    Er spitzte seinen Mund.
    Mit jedem Wort, das Neubert ihr entgegenschleuderte, wurde Dorle wütender. Sie stürzte sich auf den Mann, der darüber so überrascht war, dass er ihr keinen Widerstand entgegensetzen konnte und stolperte. Dorle wollte über den Mann auf dem Boden hinwegsteigen, aber er bekam ihr Bein am Knöchel zu fassen und hielt ihn fest umklammert. Sie versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien, aber Neubert lachte sie aus und drückte noch fester zu.
    Da holte Dorle mit ihrem freien Fuß aus und trat zu. Neubert schrie auf, griff sich an den Kopf und ließ von der Frau ab.
    „Du Hure, ich bring dich um!“, schrie er hinter ihr her, während Dorle rannte, ohne sich umzuschauen.
    „Das wirst du teuer bezahlen! Du Hure. Ich kriege dich.“
    Nach dem Gespräch mit Siggi besorgte sich Koch in der Kantine einen Becher Ersatzkaffee und setzte sich an einen freien Tisch. Nur wenige Kollegen waren im Moment anwesend und niemand machte Anstalten, ihn an den Tisch zu bitten.
    Er hatte viele, viele Spuren, überlegte er, viele Indizien, aber Brunner lief noch immer frei herum und Glodkowski ebenso. Es gab vier tote Männer, einen Mordversuch an Siggi, aber wie das alles zusammenhing, konnte Koch noch immer nicht erkennen. Und was ihn besonders ärgerte, war, dass sein Vorgesetzter nicht den Eindruck machte, an der Aufklärung interessiert zu sein und keinerlei Anstalten machte, ihn zu unterstützen.
    Siggi kam in die Kantine.
    „Arnheim will Sie sprechen, Herr Koch!“, sagte er.
    „Ich komme gleich“, antwortete der Kommissar und trank erst seinen Kaffee aus, bevor er aufstand und zu seinem Vorgesetzten ging.
    „Sind Sie eigentlich auch mal in Ihrem Büro?“, wurde er dort empfangen.
    Koch ging nicht darauf ein und Arnheim ließ es dabei bewenden.
    „Sie erinnern sich an Ihren letzten Auftrag?“
    Koch antwortete mit einem kurzen „Ja“ und überlegte, was jetzt wieder war.
    „Sie sollten prüfen, ob an dem Verdacht, dass diese Frau Becker bei dem Selbstmord ihres Sohnes nachgeholfen hat, etwas dran ist. Nicht mehr und nicht weniger. Und was machen Sie? Sie knöpfen sich den Menschen, der diesen Verdacht geäußert hat, vor und beschimpfen ihn. Haben Sie sich so schnell ein Urteil gebildet, Koch? Oder stand das vorher schon fest, weil Sie in einer … wie auch immer gearteten Beziehung zu dieser Frau stehen? Auf jeden Fall hat Herr Neubert so etwas durchklingen lassen.“
    „Herr Arnheim“, setzte Koch zu einer Verteidigungsrede an, doch der ließ ihn nicht zu Wort

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