Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
Vom Netzwerk:
wie vorhin, war es doch klar, dass er dem nachgehen würde. Eines würde zum anderen kommen. Ihr Besuch bei Brunner. Die Lewwerknepp. Die Medikamente. Und das Fenster bei Jarrés … sie hatte es vergessen zu schließen. Wie konnte sie nur …? Auch wenn niemand etwas bemerkte … der Herrgott wusste es. Wie tief war sie gesunken? Gab es überhaupt ein Verbrechen, das sie noch nicht begangen hatte? Und allein der Gedanke, eben, als der Kommissar sie im Arm gehalten hatte, dass sie sich wohl fühlte dabei … und sie sehnte sich … was hätte sie gemacht, wenn er … Sie durfte nicht daran denken. Hans-Joachim lebt ja noch … sagte Bauer … aber sie durfte doch nicht zweifeln … sie musste hoffen, beten, dass er das Lager überstand, die Strapazen, die Entbehrungen … Aber … Was für ein Leben wäre das? … Aber sie durfte so was gar nicht denken … Der Gedanke war schon eine Sünde … Rolf … wie es ihm jetzt erging … sah er von oben auf sie herab? War er ihr Schutzengel? Oder verachtete er sie, weil sie so schwach war? Weil sie ihn alleine gelassen hatte, als er sie am dringendsten gebraucht hatte … Aber sie war doch für ihn … Vielleicht hatte Rolf es richtig gemacht … nein, man darf sich nicht umbringen, nicht selbst Hand an sich legen, in das Werk des Herrn eingreifen … trotzdem … ging es ihm besser? Könnte sie das? Mit all dem nichts mehr zu tun haben … kein Bauer mehr … kein Brunner … kein Hans-Joachim … kein Neubert … alles Menschen, alles Männer, die etwas von ihr wollten, sie nicht so sein ließen, wie sie sein wollte … Schluss machen und alle Sorgen …
    Irgendwann befreite die Müdigkeit sie von ihren wirren Gedanken. Sie schlief ein, wenn auch unruhig, schaffte es nicht in den kurzen Momenten, in denen sie aufwachte, sich auszuziehen, drehte sich um, spürte den Schweiß auf ihrer Haut, stellte sich noch einmal die Umarmung und den Geruch des Kommissars vor, hoffte, damit schneller wieder in den Schlaf zu finden und die bösen Träume zu verscheuchen.
    Doch all das half nichts. Sie wachte erneut auf und hörte etwas, draußen, vor dem Haus oder im Hof. Ihr Herz schlug schneller. Vielleicht Hamsterer, die spät zurückkamen von einem Ausflug aufs Land, die Rucksäcke voller Lebensmittel.
    Aber da war wieder etwas, lauter, näher. Direkt unter ihr, im Haus.
    Bauer? Sie stand auf und ging an die Tür, drückte ihr Ohr gegen das Holz, horchte. Nichts. Es war still.
    Leise, bedächtig einen Fuß vor den anderen setzend, ging sie ans Fenster, drückte den Riegel ganz langsam zur Seite, nur kein Geräusch machen und zog das Fenster auf. Die Scharniere knarrten leise.
    Schritte waren im Hof zu hören, aber sie konnte nichts erkennen. Sie beugte sich vor. Nichts.
    Sie verließ das Fenster und schlich zur Tür, zog den Keil weg und öffnete sie ein kleines Stück. Horchte.
    Unten war es ruhig.
    Obwohl ihr Herz wild schlug und sie furchtbare Angst hatte, musste Dorle wissen, was da vor sich ging. Das waren keine Einbrecher, dessen war sie sich sicher. Zumal es bei ihr nichts zu holen gab.
    Sie stieg über die Schwelle in den Flur. Unten war alles dunkel. Sie tastete sich bis zur Treppe vor. Jetzt galt es besonders vorsichtig zu sein, die siebte Stufe von oben knarrte ganz fürchterlich. Mit einer Hand hielt sie sich am Geländer fest. Mehr als Umrisse erahnen konnte sie nicht, so dunkel war es im Haus.
    Eins, zwei, drei, sie zählte jede Stufe in Gedanken mit, sechs, so jetzt einen großen Schritt, die Hand fest um das Geländer gelegt. Acht. Kein Geräusch. Vom Hof her hörte sie wieder Geräusche. Dorle schlich in die Küche, von dort konnte man in den Hof sehen. Der Mond gab genug Licht, es war aber nichts zu sehen.
    Sollte sie … so tollkühn sein? Sie musste Gewissheit haben. Sie ging zurück in den Flur und zur Haustür. Sie war nur angelehnt. Dorle öffnete sie einen Spalt weit, lugte hinaus, da war nichts. Sie zog die Tür so weit auf, dass sie nun in den Hof hinausschlüpfen konnte. Kein Mensch da. Aber das Tor zum Keller stand offen. Schnell huschte sie dahin. Sie sah den Schein unruhig flackernden Lichts. Eine Kerze. Das Kratzen von Holz. Ihre Kiste, ihr Altar für Rolf. Dann Schritte. Schnell eilte sie ins Haus zurück und die Treppe hinauf. In der Tür zu ihrem Schlafzimmer wartete sie. Es dauerte nicht lange, bis unten die Tür ins Haus geöffnet wurde. Die Spitze einer Zigarette glühte auf. Bauer. Er war es gewesen. Was hatte er im Keller gemacht?
    Auf

Weitere Kostenlose Bücher