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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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jetzt nicht nach Hause gehen, deshalb nahm sie den Weg in Richtung Wald, um Rolfs Grab zu besuchen, trotz der Angst, dass Neubert ihr wieder auflauern könnte. Das Bedürfnis, mit Rolf zu sprechen und an einem ruhigen Ort zu beten, war stärker als ihre Furcht.
    Als sie gegen achtzehn Uhr von dort den Heimweg antrat, fühlte sie sich ein wenig leichter.
    Zu Hause bereitete sie sich einen Tee und setzte sich hinters Haus in den kleinen Garten, in dem sie auf einem kleinen Feld Kartoffeln und in den Beeten Gemüse und Kräuter angepflanzt hatte.
    Es dämmerte bereits, als an ihr Tor geklopft wurde. Sie ging nach vorne.
    „Ja?“, fragte sie. Noch immer war die Angst vor Neubert sehr präsent.
    „Machen Sie auf, Dorle!“, hörte sie eine Stimme, die sie nicht kannte.
    „Wer ist denn da?“, fragte sie zurück.
    „Mach endlich auf. Ich will die Notizen.“ Die Stimme hörte sich gereizt an.
    Sie öffnete die Tür. Vor ihr stand der Glatzkopf mit der Narbe, der am Freitag mit Brunner gekommen war.
    Der Mann drängte sie in den Hof und stieß hinter sich das Törchen zu.
    „Her mit dem Zettel!“, verlangte er.
    Das brutale Auftreten und das Gesicht des Mannes ließen Dorle ahnen, dass der Überfall auf den Transport gewiss nicht ohne Gewalt vor sich gehen würde. Menschenleben zählten hier nicht. Sie zögerte, dem Mann den Zettel mit den Informationen zu geben.
    „Her damit, sonst …!“
    Er hob drohend seine Hand.
    „Ich …“, fing Dorle an und spürte sogleich den Schlag der flachen Hand auf ihrer Wange.
    „Wenn du mir nicht sofort den Zettel gibst, hole ich ihn mir. Und ich verspreche, ich werde mir dann noch mehr holen.“ Er ließ seinen Blick begehrlich über ihren Körper streifen.
    Dorle zitterte. Ihre Wange glühte. Mit einer langsamen Bewegung griff sie in ihre Rocktasche.
    „Geht das nicht ein bisschen schneller!“, schimpfte der Glatzkopf, packte Dorle am Arm, zog sie zu sich und griff selbst in die Rocktasche.
    Mit einem triumphierenden Grinsen hielt er den Zettel in der Hand.
    „Geht doch, meine Taube.“
    Er warf einen Blick auf das Papier.
    „Stadecken den Berg rauf. Genau wie vom Chef vorhergesagt. Und nur vier Soldaten Bewachung. Das wird ja ein Kinderspiel. Gute Nacht, meine Herren Soldaten.“
    Er steckte den Zettel ein und wandte sich wieder Dorle zu. „Und jetzt zu dir, mein Täubchen …“ Wieder blickte er sie so an wie vorhin.
    Erschrocken wich Dorle zurück.
    Der Glatzkopf lachte und bewegte sich langsam auf sie zu.
    „Bitte!“, flehte Dorle. „Nicht …!“
    Unbeeindruckt bewegte sich der Glatzkopf auf sie zu, bis Dorle mit dem Rücken gegen die Hofmauer stieß. Der Mann blieb direkt vor ihr stehen, hob langsam seine Arme und legte seine Hände an ihren Hals. Er drückte zu. Das Atmen fiel ihr schwer.
    „Keine Angst, Taube, du bist nicht nach meinem Geschmack. Aber ich warne dich! Ein Sterbenswörtchen zu irgendjemandem und ich drücke zu. Verstanden?“
    Um seine Drohung zu unterstreichen, erhöhte er den Druck, lachte, ließ los, und verließ den Hof, ohne eine Wort zu sagen.
    Dorle sackte zusammen und kauerte an der Mauer, die Beine an den Körper gezogen und die Arme um die Knie geschlungen.
    Warum waren alle Menschen nur so brutal? Ihr fiel die Aussage des Glatzkopfes ein. „Gute Nacht, meine Herrn Soldaten!“ Mit einem Mal sah sie klar. Damit war auch der allerletzte Zweifel ausgelöscht. Es würde Tote geben. Brunner und dieser Mensch würden die Soldaten, die den Transport bewachten, ermorden. Und sie hatte die Informationen dazu geliefert.
    Sie fasste einen Entschluss. Sie erhob sich und stieg die Stufen in den Keller hinab, zündete eine Kerze an und kniete sich neben die Kiste, auf der Rolf aufgebahrt gewesen war. Als sie die Kerze auf dem Boden abstellen wollte, fiel ihr Schein auf etwas Glänzendes.
    Sie leuchtete den Rand der Kiste ab und fuhr mit den Fingern unter der Kiste entlang, die auf kleinen, vielleicht vier oder fünf Zentimeter hohen Füßchen stand. Plötzlich hielt sie einen Ring und eine goldene Kette mit kleinen, schmalen Gliedern in der Hand. Hatte Brunner nicht gesagt, dass aus Bauers Raub noch eine Kette und ein Ring fehlten?
    Hier waren sie also. Was sollte sie damit machen? Aber war das jetzt so wichtig? Achtlos steckte Dorle die beiden Schmuckstücke in ihre Rocktasche und stand auf. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde zu Franzi gehen und sie um Hilfe bitten. Jetzt gleich! Sie würde sich bei der Freundin entschuldigen und

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