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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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lassen …“
    Siggi sah zu Koch herüber, der seinen Blick aber abgewandt hielt.
    „Ja, Mann. Zuerst habe ich Stimmen gehört, aber nichts verstanden. Laut und aufgeregt.“
    „Und?“
    „Plötzlich hörte ich einen Wagen anfahren …“
    Ohne sich umzudrehen, sprach Koch. „Siggi, fragen Sie ihn, ob der Wagen angefahren kam oder angefahren ist.“
    Der junge Mann musste die Frage nicht stellen.
    „Er ist angefahren. Er muss dahinten irgendwo gestanden haben. Eindeutig. Schnell angefahren. Hab den Motor ja aufheulen hören. Hatte ziemlich Karacho. Und dann gab es einen Knall.“
    „Hat er etwas gesehen?“
    Als der Mann nicht sofort antwortete, fasste Siggi ihn fester am Arm.
    „Sie tun mir weh, Mann. Ja. Ja. Ich bin zur Straße gegangen. Es war ja dämmrig. Ich habe einen Mann gesehen, der in das Auto eingestiegen ist …“
    „Der Fahrer …?“
    „Nein, nicht der Fahrer. Auf der anderen Seite.“
    „Konnte er den Typ erkennen? Marke?“
    „Los!“, forderte Siggi den Mann auf, als der nicht gleich antwortete.
    „Wer sind Sie denn? Warum wollen Sie das wissen?“
    Wortlos drehte sich Koch plötzlich um, machte vier, fünf schnelle Schritte auf den Mann zu und hieb ihm seine Faust in den Magen. Der klappte wie ein Messer zusammen.
    Selbst Siggi war überrascht. Koch gab ihm ein Zeichen, den Mann hochzuziehen.
    Der keuchte, als er wieder aufrecht stand und schrie Koch an. „Sind Sie völlig verrückt?“ Er machte eine kurze Pause, atmete heftig ein und aus. „Lassen Sie mich dann gehen?“
    „Reden Sie, sonst …“ Es fiel Koch schwer die Beherrschung zu wahren. Er drehte sich wieder weg.
    „Ein Mercedes. Ein 170er.“
    „Sicher?“
    „Ja, Mann, da kenne ich mich aus.“
    „Farbe?“
    „Schwarz wahrscheinlich. Es war schon am Dämmern. Der Wagen hatte kein Licht. Wie sollte ich das genau erkennen? Ein 170er. Seien Sie froh, dass ich das überhaupt gesehen habe.“
    „Und dann?“
    „Und dann? Dann lag der Mann da. Hat sich nicht bewegt.“
    „Sind Sie hingegangen?“ Die Frage hatte Siggi gestellt.
    „Ich bin doch nicht verrückt! Nachher heißt es, ich hätte dem was übergebraten. Außerdem kam kurz danach ein anderer Wagen und hat angehalten. Als die Polizei kam, bin ich weg.“
    Irgendwo schrie jemand auf, Siggi sah in die Richtung, das nutzte der Mann aus, riss sich los und rannte davon. Siggi wollte ihm nach.
    „Lassen Sie ihn!“, rief ihn Koch zurück. „Bevor ich mich vergesse …“
    „Aber vielleicht …“
    „Nein, nein, mehr kriegen wir nicht“, blaffte Koch den jungen Mann aggressiv an.
    Stumm gingen die beiden Polizisten zurück zu dem BMW. Koch sah sich noch einmal um, bevor er in das Auto stieg.
    „Was war mit dieser Wunde?“, fragte Siggi, nachdem sie schon ein Stück gefahren waren. Er kurbelte die Seitenscheibe nach unten, weil die Frontscheibe gleich beschlug. Er versuchte sie mit dem Ärmel seines Mantels frei zu wischen.
    Zunächst antwortete Koch nicht und der junge Mann war unsicher, ob der die Frage überhaupt mitbekommen hatte. Kochs Verhalten und dessen offensichtlicher Hass auf den Mann, den er ja gar nicht kannte, waren ihm ein Rätsel.
    Erst als sie die Rheinstraße erreicht hatten, befahl er Siggi, rechts ran zu fahren. Der lenkte den Wagen vor eine Hausruine, von der nur die Außenfassade stehen geblieben war. Ein paar Kinder, die in der Nähe gespielt hatten, kamen neugierig näher, um zu sehen, was die Männer in dem Auto hier wollten. Im Hintergrund erkannten sie ein paar Leute, die um eine Tonne standen, in der ein Feuer brannte. „Frank, Jürgen, kommt sofort ins Haus!“, rief eine Frauenstimme.
    Es dauerte einige Momente, bevor der Kommissar zu sprechen begann.
    „Haben Sie wirklich keine Ahnung was das eben war? Keine Ahnung?“
    Eingeschüchtert schüttelte der seinen Kopf.
    „Wie naiv sind Sie? Was haben Sie die letzten Jahre gemacht?“
    Siggi ahnte, dass es jetzt besser war nicht zu antworten.
    Nach einer kurzen Pause hatte Koch sich etwas beruhigt. „Wissen Sie, Siggi, was der Mann da an dem Arm hatte?“ Der Gefragte spürte die Mühe, die es den Kommissar kostete, ruhig zu bleiben.
    „Äh, ja, eine Verletzung. Sah übel aus. Der Mann müsste mal zum Arzt gehen. Ist entzündet.“
    Koch nickte. „Und warum geht der Mann nicht zum Arzt?“
    „Heutzutage …“, antwortete Siggi zaghaft. Er wirkte völlig verunsichert.
    „Er kann zu keinem Arzt gehen. Weil ein Arzt ihn melden müsste. Mit dieser Wunde. Außer, Siggi, außer der

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