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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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betrat. Er klopfte gleich an Bressons Tür. Niemand öffnete ihm, er meinte jedoch Geräusche aus dessen Wohnung zu hören. Er klopfte noch einmal, dieses Mal heftiger. Drinnen wurde es ruhig. Koch hielt sein Ohr ans Schlüsselloch. Er startete einen dritten, erneut erfolglosen, Versuch.
    Wütend schlug er mit der Faust gegen die Tür und brüllte: „Bresson, jetzt machen Sie endlich auf!
    Als auch dieser Versuch wirkungslos verpuffte, ging er in seine Wohnung und nahm dort einen Draht, der für solche Fälle präpariert war und hatte in weniger als einer halben Minute die Tür in Bressons Wohnung geöffnet.
    Ein heftiges Stöhnen drang aus einem hinteren Raum, in dem er während seiner abendlichen Besuche nie gewesen war.
    Zwei oder drei Schritte, bevor er diesen Raum erreicht hatte, erschien plötzlich Bresson und sah seinen Nachbarn erschrocken an. Helles Licht strahlte aus dem Zimmer.
    „Was soll das, Koch?“, fragte er.
    „Warum machen Sie nicht auf?“ Dabei ging er auf den Mann zu und drängte sich so weit an ihm vorbei, dass er in das Zimmer schauen konnte.
    Nun war ihm alles klar. Die Kameras, der nie endende Vorrat an Schnaps und anderen Vorräten, die Geräusche, die geschminkte Frau.
    Auf einem Bett, das in der Mitte des großen Raumes stand, saß eine nackte Frau auf einem Mann und bewegte wild ihr Becken. Der Mann unter ihr knetete ihre Brüste, während sie einem anderen Mann, der neben dem Bett stand, mit der Hand den Schwanz massierte. An den Wänden standen zwei Leuchten, davor jeweils eine Kamera. Die drei hatten den Eindringling entweder nicht gehört oder waren wirklich so erregt, dass es ihnen egal war.
    Koch packte Bresson am Kragen seines Hemdes und zog ihn mit sich in den Flur.
    „Was Sie hier machen, Bresson, ist mir eigentlich egal, aber wenn Sie mir nicht helfen, bekommen Sie richtig Ärger.“
    „Was soll das? Die haben ihren Spaß. Und ich auch. Und …“
    „Es ist mir egal, Bresson. Ich will wissen, ob Sie gestern jemanden gesehen haben, der sich an meiner Tür zu schaffen gemacht hat.“
    „Ist eingebrochen worden?“
    „Beantworten Sie endlich meine Frage!“ Koch wurde immer wütender. An seiner Schläfe traten die Adern deutlich hervor.
    „Ist ja gut, Koch, ist ja gut. Kommen Sie!“
    Bresson zog die Tür zu und führte Koch in sein Wohnzimmer.
    „Nein, um Ihre Frage zu beantworten, ich habe nichts gesehen. Das heißt, ich habe was gehört, dachte aber, es wären lärmende Kinder im Flur. Ich bin raus, aber da war nichts. Vom Fenster habe ich einen Mann gesehen, der schnell weggegangen ist. Aber der hätte überall gewesen sein können.“
    „Irgendetwas Ungewöhnliches?“
    Koch beruhigte sich langsam wieder.
    Bevor er die Frage beantwortete, griff Bresson unter seinen Sessel und zog eine Flasche hervor.
    „Zur Beruhigung.“ Er schenkte zwei Gläser halbvoll und reichte eines davon seinem Besucher. Der schüttete den Brand in einem Zug in sich hinein.
    „Etwas Auffälliges?“, sagte Bresson, mehr zu sich selbst. „Ja, vielleicht. Er hatte eine Mütze auf, aber es sah so aus, als ob er darunter einen Verband hätte. So um die Stirn gewickelt.“
    Koch nickte zufrieden und dachte an den Mann, der aus der Halle geflüchtet war. Er verfluchte Arnheim, dass der ihm nicht glaubte. Bresson hielt Koch die Flasche entgegen. Dieser ließ sich einschenken.
    Er hatte das Glas noch am Mund, als die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde. Die Frau aus dem Schlafzimmer, die jetzt ein Tuch um ihren Körper gewickelt hatte, sah herein.
    „Georg, wir sind fertig. Und du hast gar keine Fotos gemacht. Die Jungs sind auch mal am Ende.“ Sie sah dabei zu Koch und lächelte ihn schief an, ging zu ihm, strich mit einem Finger über seine Wange, nahm ihm das Glas aus der Hand, trank es aus und verließ das Zimmer.
    Bresson zuckte mit den Schultern. „Frauen!“, sagte er.
    Koch nickte und verließ die Wohnung. Er legte sich ins Bett. Es war Freitag, er würde morgen, wie von Falter vorgeschlagen, nicht ins Büro gehen, und auch am Sonntag unter seiner Decke bleiben. Alles weit von sich weisen, weit weg: Arnheim, Brunner, dessen Spießgesellen und auch Bresson mit seinen pornographischen Bildern und seinem Schwarzhandel, den er damit offenbar betrieb.

VIII
    Als am nächsten Morgen erneut an ihr Tor geklopft wurde, blieb Dorle liegen. Selbst wenn sie die Kraft zum Aufstehen gehabt hätte, sah sie keinen Grund, sich mit irgendeinem Menschen zu unterhalten. Doch der Besucher blieb

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