Unter uns Pastorentoechtern
sagen, wo er wohnt? Ich muß ihn wegen einer Beerdigung sprechen.“
„Die Totengräberei ist die einzige Arbeit, die er je hatte — wenn man das eine Arbeit nennen kann. Das und Kaninchen wildern. Er ist meilenweit der beste Wilderer. Sie sollten sich mal seine Frettchen ansehen.“
„In welchem Haus, sagten Sie, wohnt er?“
„Und Wetten. Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der so wettet wie er. Pferde, Hunde, alles. Der würde sogar darauf wetten, an welchem Tag seine Großmutter begraben wird.“
„Entschuldigen Sie“, sagte ich beharrlich, „ich muß bis zum Abendessen zu Hause sein. Können Sie mir sagen, wo er wohnt?“
„Im übernächsten Haus — aber ich weiß nicht, ob er zu Hause ist. Könnte sein, daß er mit den Frettchen draußen ist.“
„Danke — ich gehe hin und versuche es mal.“ Ich entfernte mich, noch während ich sprach, um nicht für die nächste Stunde festgehalten zu werden.
„Sind Sie der neue Vikar?“ setzte mein Informant nach.
„Ja“, rief ich von der Treppe vor der offenen Tür von Nummer fünf zurück.
„Wer ist da?“ kam eine Stimme von drinnen.
„Ich komme wegen des Grabes.“
Ein kleiner, unrasierter Terrier von einem Mann erschien in der nicht gerade hygienisch aussehenden Diele. Er trug eine braune Jacke mit Löchern an den Ellbogen und ursprünglich graue Flanellhosen, die in schmutzigen Gummistiefeln steckten. Zwei rostige Sicherheitsnadeln dienten dazu, Risse in seinen Hosen zusammenzuhalten. Auf dem Kopf saß ein verbeulter, speckiger Filzhut. Ein zahnloses Grinsen spaltete sein leichenblasses Gesicht, als er meinen Kragen entdeckte. Er streckte mir seine schmutzige Hand entgegen.
„Sie sind also der neue Vikar.“ Seine Zahnlosigkeit war für seine Aussprache nicht förderlich.
„Spielen Sie Rugby?“
„Nein, ich habe früher Fußball gespielt.“
„Sie sollten Rugby spielen. Ein Männerspiel. Ich habe früher als Schlußspieler für Pontywen gespielt.“
„Davon habe ich gehört.“
„Hier nennen mich alle den Schlußspieler.“
„Dann werde ich es auch so halten“, sagte ich. „Der Pfarrer läßt fragen, ob Sie das Grab für morgen schon fertig haben.“
Seine Augen glänzten, und sein Lächeln reichte fast bis zu seinen Ohren.
„Was glauben Sie denn?“ sagte er aufgeregt. „Die Grabnummer ist A drei, und morgen läuft in Newmarket ein Pferd, das A drei heißt. Dreiunddreißig zu eins. Ich werde zwei Mäuse darauf setzen.“
Offensichtlich beantwortete in der Thomas Row niemand eine Frage gleich beim ersten Mal.
„Der Pfarrer möchte gerne wissen, ob Sie das Grab für morgen schon fertig haben.“
„Es ist halb ausgehoben. Bis heute abend wird es fertig sein.“
„Dann sehen wir uns morgen“, sagte ich. „Ich werde die Beerdigung halten.“
„Dann hoffe ich, daß Sie mir Glück bringen.“ Wieder erschien das Grinsen auf seinem Gesicht.
Als ich auf dem Rückweg wieder an dem alten Sonnenfreund vorbeikam, rief er mich an: „Dann war er also zu Hause.“
„Ja, danke.“
„Halten Sie die Beerdigung?“
„Ja.“
„Wer ist es denn?“
„Mr. Mainwaring aus der Hafod Street.“
„Der arme alte Llew. Nun ja, für ihn ist es eine Erlösung. Hat sich seit Jahren sehr schlechter Gesundheit erfreut. Wo wir gerade über Rugby sprachen, das war ein prächtiger Drängler.“
„Ich fürchte, ich muß jetzt gehen.“
„Lassen Sie sich nicht aufhalten. Ich hoffe nur, daß das Grab auch richtig ausgehoben wird. Wohlgemerkt, das wird nie passieren, solange der Schlußspieler dafür zuständig ist. Das werden Sie noch herausfinden.“
Er deutete mit seiner Pfeife auf mich. Ich winkte ihm zu und entfernte mich mit raschen Schritten, bevor er noch weitere überflüssige Informationen beisteuern konnte.
Am nächsten Tag um Viertel vor zwei machte ich mich anhand von Mrs. Richards’ Wegbeschreibung auf den Weg in die Hafod Street. Der Pfarrer hatte die Hinterbliebenen schon vorher in der Woche besucht. „Übernehmen Sie die Trauerfeier im Haus und am Grab“, wies er mich an.
Ich hatte keine Schwierigkeiten, das Haus zu finden. Gruppen von Männern in Schwarz, in ernste Gespräche vertieft, standen vor der offenen Tür herum.
Stürmer und Flankenspieler längst vergangener Zeiten tauschten leise Erinnerungen an Pontywens Ruhmeszeit aus, als Llew Mainwaring der taktische Meister im Gedränge war. Die meisten Türen in der Nachbarschaft standen offen, und glotzende Frauen lehnten mit verschränkten Armen in den
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