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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Männer gingen schnaufend mit ihrer Last zu den Planken an beiden Seiten des Grabes. Plötzlich ertönte ein lautes Krachen wie ein Revolverschuß. Das Gewicht der Träger, dazu das des verstorbenen Llew, war für eine der Planken einfach zuviel. Die beiden Männer auf der linken Seite rutschten ins Grab ab. Ihr Absturz brachte auch meine kurze Planke ins Wanken, und ich folgte ihnen in die Tiefe, so daß wir zu dritt im Grabe standen, den Sarg zwischen uns eingeklemmt. Das Gebetbuch fiel vor die Füße der nächsten Angehörigen, und der Schirm krönte den Grabstein einer benachbarten Ruhestätte.
    Einen Sekundenbruchteil lang herrschte eine schreckliche Stille. Etwa so wie im Cardiff Arms Park vor einem Strafstoß der Waliser.
    Das nächste, was ich merkte, war, daß der Schlußspieler hinter einem Grabstein hervorgeschossen kam und sich gemeinsam mit dem Leichenbestatter an die Rettung des Geistlichen machte.
    Inzwischen hatten einige Stürmer aus der zweiten Reihe eine rasche Anstrengung unternommen, den beiden Trägern beizuspringen, die immer noch an den Tragegurten hingen, die am Sarg befestigt waren. Wir drei wurden auf die Beine gehievt, während die beiden Träger auf der anderen Seite vor Anstrengung, den Sarg festzuhalten, violett anliefen.
    Mr. Matthews holte den Schirm zurück und hielt ihn über mich, während einer der Trauernden mir ein völlig durchnäßtes Gebetbuch reichte. Ich fand die richtige Seite, die freilich jetzt mit Schlamm überzogen war.
    Der Regen stürzte auf uns herab, während ich versuchte, dort weiterzumachen, wo ich aufgehört hatte. Ich habe einen manchmal unpassenden Sinn für Humor. Der Anblick so vieler benommener Gesichter unter nassen, wirren Haaren war von unwiderstehlicher Komik. „Der Mensch, vom Weibe geboren“, begann ich erneut. Dann mußte ich ein Kichern in einem nassen Taschentuch erwürgen. Ich hustete — ein Husten, das sich während der restlichen Zeremonie so häufig wiederholte, daß die Trauernden geglaubt haben müssen, ich hätte mir eine Lungenentzündung geholt.
    Sobald ich fertig war, sagte der Leichenbestatter: „Ich setze Sie auf dem Rückweg an Ihrer Unterkunft ab. Genehmigen Sie sich einen kräftigen Schluck vom besten Schottischen, wenn Sie nach Hause kommen.“
    „Eine schöne Tasse Tee wird mir reichen“, erwiderte ich.
    „Sie wissen ja, wessen Schuld das war, Hochwürden“, fuhr er fort. „Dieser Jones ist ein verdammter Amateur, wenn Sie den Ausdruck entschuldigen wollen.“
    „Das tue ich gern“, sagte ich voller Inbrunst.
    Als ich schließlich mein Obdach in der Mount Pleasant View Nummer dreizehn erreichte, war ich in einem bedauernswerten Zustand. Mein Talar war mit gelbem Friedhofsschlamm verschmiert, und meine Schuhe waren so dreckig, daß ich das Haus auf Socken betreten mußte.
    Mrs. Richards erschien aus ihrem Zimmer, als ich mit den Schuhen in der Hand im Flur stand.
    „Aber Mr. Secombe, was haben Sie denn angestellt?“ rief
    sie.
    „Ich bin ins Grab gefallen“, sagte ich. „Eine der Planken zerbrach.“
    „Daran kann nur wieder dieser Schlußspieler schuld sein. Ich weiß nicht, warum der Pfarrer ihn beschäftigt. Höchstwahrscheinlich, weil er niemanden anderes findet, schätze ich“, sagte sie mit einem Seufzen.
    Später, gegen Abend, als der Regen einem schönen Sommersonnenschein gewichen war, machte ich einen Spaziergang über die Hauptstraße von Pontywen. Vor dem Lamb and Flag lief ich dem Schlußspieler in die Arme, der gerade die Kneipe betreten wollte, immer noch unrasiert und immer noch in seiner braunen Jacke, den grauen Flanellhosen und Gummistiefeln, komplett mit Filzhut. Er roch stark nach Körperausdünstungen und feuchten Kleidern.
    Es wäre eine Untertreibung zu sagen, daß er elend aussah.
    „Tut mir leid wegen der Planke.“
    „Mir auch“, erwiderte ich. „Mrs. Richards wird alle Hände voll zu tun haben, um mein Chorhemd bis zum Sonntag sauberzubekommen.“
    „Wissen Sie noch, dieses Pferd?“ erkundigte er sich.
    „A drei, meinen Sie?“
    „Ja, genau das ist die — äh — Mähre. Ich habe zwei Shilling auf sie gesetzt, und sie kam als Letzte ins Ziel.“
    „War heute nicht Ihr Tag, was?“ sagte ich. „Ich habe Ihnen offensichtlich kein Glück gebracht.“
    Einige Wochen später traf ich ihn wieder vor dem Lamb and Flag. Er sah unverkennbar selbstmordgefährdet aus. „Wissen Sie noch, diese vermaledeite Mähre, A drei?“
    „Ja.“
    „Sie ist heute in Epsom mit fünfzig zu eins

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