Unter uns Pastorentoechtern
Türrahmen.
Es war ein drückender Nachmittag. In der Ferne zogen sich schwarze Gewitterwolken zusammen, und ein schwaches Donnern erschütterte die Stille. Eine ältere Frau erschien im Eingang und bat mich herein.
Im Flur hing ein starker Geruch nach Desinfektionsmitteln. Ich wurde ins Vorderzimmer geführt, wo die zugezogenen Blenden eine schauerliche Düsternis erzeugten. Alle Möbel waren an die Wände geschoben worden, um Platz für die erwartete Menschenmenge zu schaffen.
„Ich bringe jetzt Mrs. Mainwaring herein“, sagte die Dame in Schwarz.
„Aber hetzen Sie sie nicht. Wir haben reichlich Zeit“, erwiderte ich.
Ich schaute in meine Bibel und schlug ersten Korinther fünfzehn auf, die Lesung für Beerdigungen. Dann griff ich zu dem Gebetbuch und legte das Lesezeichen bei Psalm dreiundzwanzig ein.
Einige Minuten später wurde die Witwe ins Zimmer geführt. Sie hatte rote Augen, sah aber sonst sehr gefaßt aus.
„Herzliches Beileid“, sagte ich, während ich ihr die Hand drückte.
„Danke, daß Sie gekommen sind“, flüsterte sie.
„Wie ich höre, ist Mr. Mainwaring lange krank gewesen.“
„Ja“, murmelte sie. „Ich weiß, daß es für ihn eine Erlösung sein muß, aber wenn man vierzig Jahre verheiratet war, dann ist es schon schwer.“
Sie setzte sich in einen Sessel am Fenster. Einer nach dem anderen begannen die Trauernden in den engen Raum zu treten, bis er schließlich so voll war wie die Tribüne bei einem internationalen Rugbyspiel.
„Wir müssen die Tür offenlassen“, sagte einer der Männer. „Es sind immer noch ein paar im Flur, die nicht mehr hereinkommen.“
Von draußen ertönte das Geräusch einer Autotür, die geschlossen wurde.
„Darf ich bitte mal durch, meine Herren?“ bat eine laute Stimme. Kurz darauf drängte sich ein kleiner, dicker, rotgesichtiger, weißhaariger Bestattungsunternehmer ins Vorderzimmer. Sein Gehrock roch intensiv nach Mottenkugeln.
„Guten Tag, Hochwürden“, sagte er zu mir und reichte mir seine Hand, die sich anfühlte wie ein nasser Fisch. „Nett, Sie kennenzulernen.“ Er wandte sich an die Witwe. „Möchten Sie Mr. Mainwaring noch einmal sehen, bevor wir den Deckel zuschrauben?“
„Nein, danke, Mr. Matthews. Ich habe bereits Abschied genommen.“
„Nun gut“, sagte er. „Wir gehen nach oben und bringen ihn herunter.“
Der Leichenbestatter schob sich zurück in den Flur und rief seinen Helfern zu, ihm nach oben zu folgen.
Ich wartete, bis sie die Schlafzimmertür geschlossen hatten. Die Hitze im Zimmer war kaum zu ertragen. Der Geruch, der sich aus Tod, Kampfer und Schweiß zusammensetzte, drohte einen zu ersticken. Von oben waren die ersten Donnerschläge zu hören.
„Wir beginnen“, verkündete ich, „mit dem dreiundzwanzigsten Psalm.“
Ich begann die wunderbaren Worte vorzulesen. Als ich zu der Stelle kam, wo es heißt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal“, hörte ich, wie oben die Tür geöffnet wurde.
„Paß an deinem Ende auf, Harry“, sagte Mr. Matthews laut.
„Du bereitest vor mir einen Tisch...“
„Das Fußende zuerst“, befahl Mr. Matthews, „und paß an deinem Ende auf, Eddie.“
„Gutes und Barmherzigkeit...“, intonierte ich.
„Paß an dieser untersten Stufe auf, Eddie“, sagte der Leichenbestatter.
„Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
„Entschuldigen Sie uns, meine Herren.“ Mr. Matthews überwachte nunmehr den Transport des Sarges durch den Flur.
Die Beerdigungslesung wurde begleitet von der Anweisung über den Transport der Kränze vom mittleren Zimmer zum Leichenwagen.
Die Gebete konnte ich in Ruhe lesen. An einigen Stellen ließ die Witwe ein unterdrücktes Schluchzen vernehmen. Als ich zum letzten „Amen“ kam, drang der Lichtschein eines Blitzes durch das Zwielicht des Vorderzimmers, gefolgt vom Niederprasseln schwerer Regentropfen. Ein massiver Donnerschlag ließ das Haus erzittern. Die sitzenden Frauen sahen erschrocken ihre Männer an, die gleich draußen im Regen würden stehen müssen.
Mrs. Mainwaring vergaß vorübergehend ihren Kummer. „Möchte jemand sich vielleicht Llews Regenschirm ausleihen? Er steht im Schrank unter der Treppe.“
Sofort war die Spannung durchbrochen. Ehefrauen schlugen vor, die Beerdigung hinauszuschieben, bis der Regen aufgehört hätte, während die Männer beharrlich versicherten, sie hätten keine Angst davor, naß zu werden.
Mitten in diesen Tumult hinein trat Mr. Matthews in seinem Gehrock und nunmehr
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