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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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hunderttausend Euro! Wenn ich nicht in –«, Karen schaute auf die Uhr, »– nun, noch einer Stunde zurück bin, droht er mit Gewalt.«
    Schweigen entstand.
    »Sie fragen gar nicht, wofür das Geld ist?« fragte Margret Drechsler.
    Karen räusperte sich. »Gregor hat mir eine Geschichte erzählt. Eine, die ich nicht glaube!« betonte Karen. »Ich halte sie schlicht für eine Lüge. Deshalb sehe ich auch keine Veranlassung, diese haarsträubende Geschichte vor irgendwem zu wiederholen.«
    »Und wenn es wahr wäre?« Margret Drechsler sah Karen offen an.
    »Davon kann ich wirklich nicht ausgehen. Die Geschichte eines Betrügers! Viel wahrscheinlicher ist, dass er Ihnen ebenso mit Gewalt droht wie mir. Nur, dass er von mir als Gegenleistung nicht Geld, sondern Hilfe für seine verbrecherische Erpressung verlangt, da er ja weiß, dass bei mir kein Geld mehr zu holen ist.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich habe jetzt auch ganz andere Sorgen.«
    Margret Drechsler begann plötzlich zu schluchzen. Und dann redete sie sich ihre Last von der Seele: »Zuerst hat Gregor sich an meinen Mann herangemacht. Er zog die Freundschaftsnummer ab, tat auf Kumpel, drängte sich in unsere Familie. Eines Tages eröffnete Gregor meinem Mann, dass er sein unehelicher Sohn sei. Aus seiner Beziehung mit einer gewissen Marianne Freiberg. Ich habe es nur zufällig mitangehört. Mein Mann verheimlichte mir das Gespräch. Er war also in dem Glauben, dass ich nichts wusste. Aber selbst wenn ich nichts gewusst hätte, wäre mir die Veränderung an meinem Mann aufgefallen. Sein anfänglicher Schock, später die häufigen gemeinsamen Abende, die er mit Gregor zubrachte. Angeblich Arbeitstreffen! Aber es waren natürlich mehr Herrenabende. Irgendwann wurde die Beziehung zwischen den Männern jedoch durch etwas gestört. Zunächst äußerte sich das nur in kleinen Streits, doch mein Mann wurde zunehmend gereizter, regelrecht nervös. Er war immer schlechter auf Gregor zu sprechen und veränderte sich völlig. Früher war er stets ein ruhiger, gerechter Mann. Jetzt wurde er zum eigenbrötlerischen Zyniker – dank Gregor! Immer, wenn ich meinen Mann auf sein verändertes Verhalten ansprach, gab es Streit. Ich begann Gregor zu hassen – und zu fürchten, weil er einen so unheilvollen Einfluss auf meinen Mann hatte. Ich weiß heute, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, weil ich meinen Mann nicht wenigstens von der Last seines angeblichen Geheimnisses befreit habe. Dass Gregor gar nicht sein Sohn war, hat er ja erst viel später herausgefunden. Ich mache mir Vorwürfe, jeden Tag und jede Nacht.«
    »Das dürfen Sie nicht. Glauben Sie mir, Sie tragen nicht die geringste Schuld an dem, was passiert ist.«
    »Aber vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich meinem Mann rechtzeitig zur Rede gestellt hätte. Später kam ich einfach nicht mehr an ihn heran.« Tränen liefen über ihr Gesicht. »Dann, an diesem Abend, ging mein Mann außer Haus. Er verabschiedete sich mit den Worten: Wenn ich wiederkomme, ist alles wieder gut. Ich bekam Panik. Was hatte das zu bedeuten? Warum ich die Pistole meines Mannes aus der Schreibtischschublade nahm und einsteckte, weiß ich nicht. Ich tat es instinktiv. Ich folgte ihm bis zur Baustelle. Dort traf er sich mit Gregor. Sie stritten sich. Gregor begann meinen Mann zu ohrfeigen und zu schubsen. Er fiel hin. Gregor beugte sich über ihn. Ich hatte wahnsinnige Angst um meinen Mann. Ich wollte ihn doch nur schützen. In dem Moment, als ich schoss, hob Gregor meinen Mann mit einem kräftigen Ruck wieder hoch. Mein Mann sank zu Boden. Zuerst dachte ich, Gregor hätte ihm seine Faust in den Magen gerammt. Ich schoss ein zweites Mal, verfehlte Gregor erneut. Mein Mann lag immer noch regungslos am Boden. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass mein Mann nicht von Gregors Faust, sondern von meiner Kugel getroffen worden war. Ich lief zu meinem Mann. Seine Augen waren geöffnet und blickten mich starr an. Er war tot. Ich hatte ihn getötet! Ich weiß nicht mehr, was ich dann getan habe. Vermutlich lief ich davon, ließ irgendwo auf dem Weg zum Wagen die Waffe fallen, fuhr in Trance nach Hause.«
    »Haben Sie mit irgend jemandem darüber gesprochen?« fragte Karen.
    Margret Drechsler schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich lief ratlos im Haus auf und ab. Was sollte ich tun? Zur Polizei gehen? Niemand würde mir glauben, dass es ein Unfall war. Mein Mann hat erst vor kurzem eine Lebensversicherung

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