Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
schon ganz fusselig vom vielen Reden.«
    »Nichts gegen einzuwenden«, stimmte Sylvia zu. Auch sie hatten die letzten zwei Stunden stark beansprucht, und eine Pause kam ihr gelegen.
    »Sie sind ein harter Verhandlungspartner, Sylvia.«
    »Danke, das Kompliment kann ich nur erwidern.«
    Die Sekretärin brachte den Kaffee. Karen schob die Unterlagen etwas zusammen, um Platz zu schaffen. Als Frau Stahmann eingießen wollte, winkte Karen ab. »Danke, das mache ich schon.«
    Karen schenkte ein. Sie saßen sich gegenüber. Sylvia fiel auf, dass Karen sie versonnen musterte. Doch wunderte sie sich nicht weiter darüber. Sie wusste von sich selbst, dass sie Löcher in die Luft starrte, wenn sie müde und abgespannt war. Als sich ihre Blicke trafen, war Sylvia über die Wärme in Karens Blick überrascht und sie spürte Verlegenheit der jüngeren Frau gegenüber.
    »Für wen steht das ›Partner‹?« fragte Sylvia, um sich von diesem leicht irritierenden Gefühl abzulenken.
    Karen sah sie fragend an. Doch dann verstand sie. Sylvia sprach von dem »& Partner« im Firmennamen.
    »Ein Trick. Eine Illusion«, grinste Karen. »Die meisten meiner Kunden reagieren zunächst zurückhaltend, wenn sie feststellen, dass sie es mit einer Frau zu tun haben. Im ersten Moment tröstet sie nur die Hoffnung, dass ›Partner‹ existiert und männlich ist. Bis sie wissen, dass es ihn nicht gibt, habe ich sie bereits überzeugt, dass dieser auch nicht notwendig ist.«
    »Ganz schön raffiniert«, sagte Sylvia lachend.
    »Nicht wahr?« Karens Augen blitzten schelmisch. Dann wurde sie wieder ernst und meinte. »Sie betreuen öfter Projekte für Firmen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja«, bestätigte Sylvia. Und erklärend setzte sie hinzu: »Es ist ein nicht unbedeutender Teil meiner Tätigkeit. Hochschulprofessorin zu sein, bedeutet nicht nur Lehrtätigkeit und die Teilnahme an Architektur- und Planungswettbewerben, wie manche vielleicht denken mögen. In diesem Fall ist das Projekt sehr innovativ. Aber die Uni nimmt auch ganz unspektakuläre Aufträge der Region oder der freien Wirtschaft an. Wir unterliegen schließlich ebenso kommerziellen Zwängen wie ein x-beliebiges Unternehmen. Die von der Stadt budgetierten Mittel reichen bei weitem nicht aus, um die Fakultät zu finanzieren.«
    »Tja, man kann sich’s eben nicht immer aussuchen«, musste auch Karen zugeben. Sie lächelte dabei.
    Sylvia nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. »Dennoch. Jede Arbeit bietet einen gewissen Erfahrungswert. Und sei es nur den, nicht den Bezug zur Realität zu verlieren.«
    »Höre ich da Sarkasmus?« fragte Karen.
    »Im Gegenteil, puren Ernst. Weniger Know-how ist schließlich nicht gleichbedeutend mit unwichtig. Es wäre wohl mehr als überheblich, Arbeiten deswegen herabzusetzen. Mit welchem Recht?«
    Sylvia glaubte, ein Funkeln in Karens Augen zu erkennen, eine Mischung aus Anerkennung und – Zärtlichkeit? Verwirrt senkte Sylvia den Blick. Als sie wieder aufsah, zeigten Karens Augen jedoch nichts als höfliches Interesse, so dass Sylvia ihre Wahrnehmung für Einbildung hielt. Karen schlug vor, mit der Arbeit fortzufahren.
    Allmählich kamen sie an den Punkt, wo klar wurde: Egal, wie sie es auch drehten und wendeten, es waren mindestens vierzehn Monate für das Projekt zu veranschlagen. Mittels Terminzuschlägen eventuell ein Monate weniger.
    »Reeder wird nicht begeistert sein«, stellte Sylvia fest.
    »Faxen wir ihm den Zeitplan rüber und warten ab, was passiert«, schlug Karen vor.
    »Ich weiß jetzt schon, dass es keine zwei Stunden dauert, und er ruft Zeter und Mordio.«
    Sylvia sollte Recht behalten. Sie hatte sich noch nicht einmal von Karen verabschiedet, als ihr Handy klingelte. Am anderen Ende war Reeder. Wie nicht anders zu erwarten, lehnte er den Plan schlichtweg ab. Er bat sie beide für den nächsten Morgen zu einer Besprechung. Sylvia und Karen verabredeten sich, in der Eingangshalle der Mercura aufeinander zu warten.
    Ellen lag seit drei Tagen mit einer Grippe flach. Heute fand Karen sie eingemummelt in einer dicken Decke lesend auf der Couch.
    »Es scheint dir ja schon wieder besser zu gehen, Schwesterchen«, begrüßte Karen die Kranke aufmunternd.
    »Geht so«, schniefte Ellen. »Wenigstens die Kopfschmerzen sind weg.«
    Karen ließ ihr ein Kräuterbad ein. Während Ellen in der Wanne saß, versicherte Karen sich, dass ausreichend Bestand im Kühlschrank war und wusch das wenige Geschirr ab. Als sie damit fertig

Weitere Kostenlose Bücher