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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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ich sie noch mehr.«
    Sylvia wurde die ganze Situation immer suspekter. Welche Absicht verfolgte diese Miriam? Was wollte sie beweisen? Was sie sagte, hatte nichts mehr mit Offenheit zu tun, das war peinlich! Man sprach nicht mit jemandem, den man erst fünf Minuten kannte, über seine intimsten Angelegenheiten! Sylvia zweifelte ernsthaft, dass Karen es gutheißen würde, dass hier ihre Privatsphäre offengelegt wurde. Deshalb versuchte sie das Thema zu wechseln. Da sie mitbekommen hatte, dass das Gespräch zwischen Karen und Miriam sich um einen Umbau drehte, stellte sie Miriam ein paar höflich-belanglose Fragen. Miriam erzählte bereitwillig über ihr Atelier und ihre Arbeit als Modedesignerin. Ihre Stimme hatte dabei einen belehrenden, überheblichen Klang. Wie sie Sylvia betrachtete, war nicht zu übersehen, dass Miriam Sylvias Kleidung nicht einmal als Flickenstoff verwenden würde. Sylvia empfand dies weniger unangenehm als das vorherige Thema. Also ließ sie sich ihren Ärger über Miriams Überheblichkeit nicht anmerken.
    Nur eines fragte sie sich: Wie konnte Karen diese Frau lieben? Miriam war eine ziemliche Zumutung, jedenfalls in Sylvias Augen. Doch Karens Privatangelegenheiten gingen sie nichts an. Die Enttäuschung, die Sylvia empfand, während ihr klar wurde, dass diese Frau und Karen in einer festen Beziehung lebten, versuchte sie zu verdrängen.
    Sylvia schwieg jetzt. Sie hatte keine Lust, eine Konversation zu führen, in deren Ergebnis sie in eine Verteidigungsposition gedrängt wurde, ohne zu wissen, wessen sie eigentlich angeklagt war. Miriam schien das Bedürfnis zu haben, sie in jedem Fall überfahren zu wollen.
    Karens Rückkehr befreite Sylvia schließlich aus ihrer unangenehmen Lage.
    »Tut mir leid, Sylvia. Ich habe nur noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Frau Winter, und dann muss ich leider wieder außer Haus. Es gab einen Unfall auf einer Baustelle. Ich melde mich nachher telefonisch bei Ihnen.«
    Sylvia war betroffen. »Natürlich. Sie können mich in der Uni anrufen oder auch zu Hause erreichen. Ich schreibe Ihnen meine Telefonnummer auf.«
    Karen steckte den Zettel ungelesen ein. »Entschuldigung, dass Sie umsonst gekommen sind.« Sie hatte es offensichtlich sehr eilig.
    »Bis später«, verabschiedete sich Sylvia – wobei sie damit eigentlich nur Karen meinte. Auf ein erneutes Zusammentreffen mit Miriam war sie nicht erpicht.
    Der Nachmittag war vollgepackt mit Vorlesungen und Seminaren. Als Sylvia zwischen zwei Vorlesungen kurz ihr Büro aufsuchte, stand Keller vor der Tür.
    »Guten Tag, Frau Mehring«, begrüßte er sie.
    Sylvia ging auf ihn zu. »Was führt Sie hierher?« fragte sie mit deutlich reservierter Stimme.
    »Eine Frage.«
    »Bitte, fragen Sie«, sagte Sylvia, während sie die Tür zu ihrem Büro aufschloss.
    »Warum haben Sie unsere Abmachung gebrochen?«
    Sylvia sah ihn an. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Wir hatten Sie doch gebeten, Frau Candela nichts von unserem Besuch zu erzählen«, erinnerte Keller sie.
    »Sie sagen es, Sie haben mich gebeten!« erwiderte Sylvia gelassen. »Es war keinesfalls eine Abmachung.«
    »Ich muss Sie warnen.« Kellers Stimme bekam einen eindringlichen, nicht unbedingt drohenden, aber zumindest mahnenden Klang. »Es ist nicht ausgeschlossen, dass Frau Candela Sie benutzt. Sie hat scheinbar geschickt verstanden, Ihr Vertrauen zu erlangen.«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich kann gut auf mich aufpassen«, entgegnete Sylvia ironisch.
    Keller lächelte leicht. »Denken wir das nicht alle? Sie wissen es vielleicht nicht, aber genaugenommen haben Sie sich der Begünstigung einer Straftat schuldig gemacht. Dadurch, dass Sie Frau Candela gewarnt haben, konnte sie vielleicht Beweise vernichten.«
    Sylvia holte einmal tief Luft. Dann ließ sie ihrem Ärger freien Lauf. »Herr Keller, bis jetzt haben Sie keinerlei stichhaltige Beweise für Ihre Vermutung. Genau das ist Ihre Anschuldigung gegen Frau Candela, eine bloße Vermutung. Man muss nicht Anwalt sein, um zu erkennen, dass Sie auf Indizien aufbauen.«
    Keller blieb völlig unbeeindruckt von Sylvias Worten. »Ich wollte Ihnen lediglich vor Augen führen, wie schnell auch Sie in den Fall hineingezogen werden können.«
    »Haben Sie irgendwelche neuen Anhaltspunkte, die Ihnen in Aussicht stellen, demnächst mit Fakten überzeugen zu können?« fragte Sylvia bissig.
    Keller war nicht aus der Ruhe zu bringen. Stoisch antwortete er: »Frau Candela konnte unseren Verdacht nicht

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