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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Sylvia sah keinen Grund, daran etwas ändern.

18.
    W arum hast du sie nicht sofort aus dem Zimmer geschickt? Warum hast du zugelassen, dass sie dich küsst? Warum hast du sie auch geküsst?! Das alles waren Fragen, die Sylvia unaufhörlich durch den Kopf schwirrten.
    Sie zögerte das nächste Zusammentreffen mit Karen hinaus. Und dann kam es ganz überraschend!
    Eigentlich war Sylvia in der Annahme ins Restaurant gefahren, lediglich ihren Vater dort zu treffen. Doch als sie vom Kellner zu seinem Tisch geführt wurde, sah sie neben ihm Karen sitzen.
    Werner Mehring erhob sich galant. »Der Abend muss phantastisch werden – mit zwei so hinreißenden Frauen an der Seite.«
    Karen begrüßte Sylvia zurückhaltend, beinah kühl. Und Sylvia musste erkennen, wie sie das schmerzte! Sie folgte dem Gespräch zwischen Karen und ihrem Vater wie aus weiter Ferne. Werner Mehring gab seine berühmten Schmunzelfälle zum besten. Karen lächelte über die Anekdoten, sah aber dabei nicht ein einziges Mal in Sylvias Richtung. Sylvia seufzte. Sie wünschte sich im Augenblick nichts mehr als einfach nur ein Lächeln von Karen.
    Schließlich wurde Mehring ernst und kam auf Karens Angelegenheit zu sprechen.
    »Die Untersuchungen der Polizei wurden auf Grund einer anonymen Anzeige eingeleitet. Der anonyme Schreiber beschuldigte direkt Sie, Karen.«
    Das brachte für Karen nicht gerade Klarheit in die Sache. »Und was Ihre Vermutung angeht, dass Ihre Firma nicht die einzige ist, die Gregor für seine Zwecke benutzte – da könnte etwas dran sein. Endrich hat in Hannover den alten Arbeitsplatz von Gregor aufgetan. Die Firma existiert nicht mehr. Musste Konkurs anmelden. Und das trotz vorliegender guter Auftragslage. Man baute damals unter anderem für die EXPO 2000. Dann war plötzlich Schluss, die Firma war von heute auf morgen tief in den roten Zahlen gewesen. Es stellte sich heraus, dass Unterschlagungen in Höhe von 1,8 Millionen Euro die Ursache dafür waren. Der Inhaber der Firma wurde dafür zur Verantwortung gezogen. Kurz und gut, dieselbe Geschichte. Endrich geht jetzt noch weiter zurück. Wir dürfen gespannt sein, wie viele Leichen Gregors Weg noch säumen.«
    Jetzt beteiligte sich Sylvia zum ersten Mal am heutigen Abend aktiv am Gespräch. »Wer kann bloß dieser anonyme Schreiber sein? Jemand, der der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen wollte? Warum dann anonym?« überlegte sie laut.
    »Vielleicht war es ja Ralf selbst«, meinte Karen. Auch dabei sah sie Sylvia nicht an, sondern sprach zu ihrem Vater. »Als ich so dumm war, ihn einzuweihen, dass mir Unterschlagungen in der Firma bekannt geworden sind, ging er zum Angriff über. Ein entsprechender Tipp bei der Kripo, und der Ball kam ins Rollen.«
    Werner Mehring nickte nachdenklich. »Das ist möglich. Etwas risikoreich zwar, aber denkbar.«
    »Und dass sein Plan immer noch aufgeht, sehen wir ja«, setzte Karen betrübt hinzu. »Wir haben nach wie vor nichts als Vermutungen, bestenfalls Indizien.« Sie zögerte, doch dann fragte sie: »Wie schätzen Sie meine Chancen ein?«
    »Fünfzig zu fünfzig.« Werner Mehring war nicht der Anwalt, der seinen Klienten unrealistische Hoffnungen machte.
    »Das heißt, es ist alles offen?«
    »Ja.«
    Karen rieb sich mit den Händen nachdenklich die Schläfen. »Würde es etwas bringen, wenn ich die Schuld einfach auf mich nehme?«
    Zwei bestürzte Gesichter sahen sie an.
    »Warum in aller Welt wollen Sie das tun?« fragte Sylvia entsetzt. Karens Gemütszustand war offensichtlich sehr angegriffen. Nur so war ihre fatalistische Einstellung zu erklären.
    »Das wäre völliger Unsinn«, stellte Werner Mehring rigoros klar. »Und brächte wahrscheinlich nicht einmal eine Minderung im Strafmaß. Der Staatsanwalt würde es so hinstellen, dass Sie nur der Beweislast nachgeben. Ich rate Ihnen dringend davon ab. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Im Falle eines Schuldspruches droht eine Gefängnisstrafe!« Werner Mehring musterte seine Klientin eindringlich. Dann polterte er bewusst burschikos. »Ich erinnere mich übrigens nicht, gesagt zu haben, dass wir chancenlos sind. Sie sollten mir etwas mehr vertrauen, meine Liebe.«
    Doch Karens Bedrückung blieb. Sie verabschiedete sich kurz darauf.
    Sylvia sah ihr nach. Ihr war unwohl bei dem Gedanken, Karen in dieser Situation allein zu lassen. Sie war sich nur allzu klar darüber, dass die polizeilichen Ermittlungen nicht allein der Grund für Karens angespannte Nerven waren. Sie, Sylvia,

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