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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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paar unbedeutenden Kleinigkeiten unterkriegen lassen würdest. Ein Prozess, eine enttäuschte Liebe. Was ist das schon? – Da kommt sie übrigens.«
    »Wer?«
    »Eine der unbedeutenden Kleinigkeiten: Sylvia.«
    »Was? Wieso . . .?« Karen brachte ihren Satz nicht zu Ende.
    »Na, ich habe sie eingeladen«, beantwortete Ellen die unausgesprochene Frage.
    Jetzt hatte Sylvia die beiden entdeckt und kam zu ihnen.
    »Schön, dass Sie kommen konnten. Ich freue mich«, begrüßte Ellen Sylvia herzlich.
    »Ich freue mich, dass Sie mich eingeladen haben. Danke«, erwiderte Sylvia und lächelte dann Karen zu. Karen beschränkte sich auf ein reserviertes Nicken mit dem Kopf. Ellen entschuldigte sich diskret und überließ die beiden einander.
    Sylvia war aufgeregt. Als Ellen sie gestern anrief und zur Ausstellungseröffnung einlud, sagte sie sofort zu. Auch ohne dass Ellen es erwähnte, war ihr klar, dass Karen hier sein würde. Zumindest hoffte Sylvia es.
    Aufwendig hatte sie heute ihre Haare frisiert und anschließend besonders sorgfältig die Garderobe ausgesucht. Schließlich stand sie prüfend vor dem Spiegel. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
    Doch das verringerte nicht die Nervosität, die Sylvia jetzt verspürte, da sie Karen gegenüberstand. Sie wusste, jetzt war noch einmal die Gelegenheit, miteinander zu reden. Und sie wollte diese Gelegenheit nutzen.
    »Wie geht es dir?« eröffnete Sylvia unbeholfen das Gespräch.
    »Was glaubst du?« erwiderte Karen kurz angebunden.
    »Karen, ich . . .« Sylvia unterbrach sich beim Anblick von Karens Augen, die sie lediglich kühl und unpersönlich betrachteten. Eine unsichtbare Wand.
    »Ich vermisse dich so«, brach es aus Sylvia hervor. Es war wohl die Quintessenz all ihrer Empfindungen, die sie in diesem einen Satz zu beschreiben versuchte.
    Karens Gesicht blieb unbewegt. Sie erinnerte sich nur allzu gut an Sylvias schroffe Abweisung nach ihrem letzten Kuss. Sylvia vermisste sie? Ja, dachte Karen bitter, im Moment vielleicht. Doch wie lange würde ihre Sinneswandlung anhalten? Eine Woche, einen Monat? Karen erwiderte kein Wort.
    Sylvia registrierte verzweifelt Karens Ablehnung. Ihr kam ein Gedanke. Sie erinnerte sich an den Abend im Theater. Karen war ungewöhnlich aggressiv gegen Torsten gewesen. Und sie dachte offensichtlich . . .
    »Ist es wegen Torsten?« wollte Sylvia wissen. »Er ist wirklich nur ein guter Freund für mich.«
    Karens Gesicht verschloss sich. »Ich will das nicht wissen, Sylvia.«
    »Aber ich will, dass du es weißt. Da ist nichts! Gut, ich habe Torsten geküsst. Ich hatte, ehrlich gesagt, gehofft, ich würde etwas empfinden. Aber das habe ich nicht. Es war ein unsinniger Versuch . . .«, Sylvia suchte nach Worten, ». . . normal zu bleiben? Ich kann es nicht erklären.«
    Karens Blick ruhte auf Sylvia. War das wahr? Gab es eine so einfache und harmlose Erklärung für das Foto? Von dem Sylvia immerhin nicht wissen konnte, dass es existierte. Aber selbst wenn es so war. Das änderte nichts an der Situation im Ganzen. Sylvia war nun einmal ihrer Selbst nicht sicher. Früher oder später würde sie anfangen, ihr die Hand zu entziehen, wenn sie danach griff, ihren Küssen sanft aber bestimmt auszuweichen, sich unaufhaltsam zurückzuziehen und ihr schließlich den Todesstoß versetzen, indem sie ihr leise vorschlug: »Lass uns gute Freundinnen bleiben« . Und man würde sich in einem schmerzlichen Prozess langsam, aber sicher voneinander entfernen. Dann schon lieber jetzt und gleich, und vor allem rigoros.
    »Was kann ich tun, damit du mir glaubst?« fragte Sylvia verzweifelt.
    »Du kannst nichts tun«, erwiderte Karen. Damit drehte sie sich um und ließ Sylvia stehen.
    Ellen kam zurück. Sylvias Gesicht sprach Bände.
    »Ist wohl nicht so gut gelaufen«, stellte Ellen fest. Dabei legte sie ihren Arm um Sylvia und küsste sie tröstend auf die Wange. Sylvias Blick folgte Karen.
    »Ich habe sie sehr verletzt. Auch wenn es nicht in meiner Absicht lag«, seufzte Sylvia.
    »Wenn dir wirklich an Karen liegt, musst du hartnäckig sein. Lass dich von ihrer Bärbeißigkeit nicht täuschen. Sie ist sonst nicht so.«
    Sylvia lächelte traurig. »Oh doch, das ist sie durchaus. Aber das ist eine der Seiten, die ich an ihr mag.«

31.
    » W o sind Sie? In München?« Werner Mehring sprach laut. Die Handyverbindung war sehr schlecht. »Na egal, Hauptsache, Sie haben die Beweise. Phantastisch Endrich! Setzen Sie sich ins nächste Flugzeug nach Berlin

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