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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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und kommen Sie zurück. Hüten Sie die Unterlagen wie Ihren Augapfel! Die Verhandlung beginnt heute um vierzehn Uhr. Sie müssen also vom Flugplatz direkt zum Gericht fahren. Sehen Sie zu, dass Sie es rechtzeitig schaffen. Sonst muss Frau Candela es ausbaden.«
    Sylvia saß wieder unter den Zuschauern und folgte aufmerksam der Verhandlung. Werner Mehring sprach gelassen. Doch seine Ruhe täuschte. Er wartete auf Endrichs Eintreffen. Ohne die Papiere, die dieser mitbringen sollte, fehlten nach wie vor die Beweise in Karens Verteidigung.
    Zwar gaben die durchgeführten Computeranalysen Gewissheit, dass Gregor auch in anderen Architekturbüros gearbeitet hatte und diese – was für ein merkwürdiger Zufall – unterdessen alle Konkurs waren. Konkurs auf Grund von Unterschlagungen! Aber das bewies nichts. Im Moment galt es also Zeit zu gewinnen.
    »Die Staatsanwaltschaft ignoriert die Kenntnis, dass es keine klaren Belege dafür gibt, dass Frau Candela die Gutachten selbst erstellt oder Gelder aus der Firma abgezogen hat. Man hat lediglich Indizien angehäuft.«
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein«, erwiderte der Staatsanwalt. »Und Ihre Darstellung, Herr Anwalt, stützt sich bis dato ja auch nicht gerade auf ein Fundament an Beweisen. Sie lassen hier eine Verschwörungstheorie entstehen, die ziemlich abenteuerlich klingt.« Die Stimme des Staatsanwaltes klang ironisch.
    »Meine Herren«, mahnte die Richterin ungeduldig. »So kommen wir doch nicht weiter.«
    Werner Mehring nickte, ließ sich aber in seinen langatmigen Ausführungen nicht beirren. »Frau Candela ist unschuldig. Sie soll hier geopfert werden. Und der Mann im Hintergrund, der wirkliche Täter, kann sich in Ruhe absetzen und auf seinem Gewinn ausruhen.«
    »Beweise, Herr Verteidiger, liefern Sie Beweise!« warf der Staatsanwalt ein.
    »Das werde ich, das werde ich.« Werner Mehring machte eine bedeutungsvolle Pause. »Die Staatsanwaltschaft will herausgefunden haben, dass meiner Mandantin ein kostspieliges Aktiendepot gehört, welches der Grund dafür ist, dass sie die Unterschlagungen durchführte. Aber: Der Tag, an dem Frau Candela in den Kundenstamm der depotführenden Versicherung aufgenommen wurde, liegt weit nach der ersten eingetragenen Transaktion. Da Geschäfte an der Börse, wie Sie mir sicher zustimmen werden, tagesnah ausgeführt werden, muss ich die Frage in den Raum stellen, wie das möglich ist.«
    Unruhe entstand im Saal. Die Richterin sah sich gezwungen, zur Ordnung zu rufen. Dann wendete sie sich an Werner Mehring: »Was heißt das konkret?«
    »Dieses Aktiendepot wurde im Nachhinein angelegt, und zwar um das fehlende Motiv für die Unterschlagungen zu liefern. Die dort aufgezeigten Verluste existieren real nicht.«
    »Ich sage noch einmal: Beweise, Herr Verteidiger, Beweise«, meldete sich der Staatsanwalt.
    »Auf dem Weg von München hierher ist ein privater Ermittler mit Unterlagen, die meine Ausführungen belegen. Unter anderem zeigen sie, dass die Unterschrift unter dem Kontoeröffnungsvertrag des Depots gefälscht ist. Ich bitte deshalb um eine erneute Pause.«
    »Schon wieder eine Verzögerung seitens der Verteidigung? Wie lange wollen Sie dieses Spiel noch treiben?«
    »Das ist kein Spiel, Herr Staatsanwalt. Es geht um die Wahrheitsfindung.«
    Die Richterin griff ein. »Ich gestehe der Verteidigung noch eine Stunde zu«, setzte sie fest. »Wenn bis dahin Ihr Mann nicht eingetroffen ist, bin ich geneigt, der Theorie des Staatsanwaltes zuzustimmen. Sie ist meiner Meinung nach nicht so schwach, wie die Verteidigung hier darstellt.«
    Vor dem Gerichtssaal standen sie zunächst schweigend zusammen.
    »Was, wenn Endrich nicht kommt?« sprach Karen schließlich selbst die Befürchtung aller aus.
    Sylvia suchte gespannt die Gesichter der im Gebäude neu Ankommenden ab. »Verdammt! Warum ruft er nicht wenigstens an? Er hat doch ein Handy.«
    »Im Flugzeug ist der Betrieb von Handys verboten«, sagte Karen.
    »Und wenn er noch im Flugzeug sitzt, kommt er auf keinen Fall mehr rechtzeitig«, stellte Mehring folgerichtig fest.
    »Und nun, Herr Anwalt?« fragte Karen nervös.
    »Nur die Ruhe. Der Staatsanwalt steht mit seiner Theorie nicht besser da als wir.«
    »Aber die Richterin glaubt seiner Version.«
    »Auf Glauben kann sie kein Urteil aufbauen. Sie muss sich an Fakten halten«, beruhigte er Karen.
    Sylvia schaute auf die Uhr. »Noch zehn Minuten«, sagte sie.
    Werner Mehring wählte zum x-ten Mal Endrichs

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