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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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gelassenen Tonfall. Sie wollte ihre eigene Angst kaschieren und ihren Bruder keinem unnötigen Druck aussetzen. »Das Wasser steigt. Du solltest lieber die Luftflaschen holen.«
    Dirk sah, dass das Wasser bereits bis zu Summers Taille reichte. Die Lecks waren größer geworden, und die Kabine füllte sich schneller. Er tauchte die Beine ins Wasser, dessen eisige Kälte ihm fast bis auf die Knochen drang, und kletterte an den Sitzen vorbei ins Heck des U-Boots. Dort befand sich direkt neben der Luke ein Gestell, das die Notfallausrüstung enthielt – zwei Druckluftflaschen mitsamt Atemregler und Taucherbrillen.
    Er reichte Summer eine Flasche und hängte sich die andere über die Schulter. Dann kramte er in einer kleinen Werkzeugkiste und stellte fluchend fest, dass sich die Schraubenschlüssel und Zangen höchstens für kleinere Reparaturen an der Elektronik des U-Boots eigneten. Das größte Werkzeug war ein Kugelhammer, den er zusammen mit einem kurzen Bügelsägeblatt an sich nahm. Das Sägeblatt ließ vor seinem geistigen Auge das Bild von Aaron Ralston entstehen, jenem heldenhaften Mountainbiker, der sich den eigenen Arm abgeschnitten hatte, nachdem er damit in der Nähe von Moab unter einem Felsen eingeklemmt wurde. Summers Fuß mit dem Sägeblatt zu amputieren wäre vielleicht eine letzte grässliche Maßnahme, um ihr Leben zu retten.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Summer, als er sich mit den Werkzeugen in der Hand zurückhangelte.
    »Ich versuche, den Sockel deines Sitzes auseinanderzubiegen, damit du rausrutschen kannst.« Er reichte ihr die Lampe und hoffte, dass sie das Sägeblatt nicht bemerkte.
    »Okay«, erwiderte sie und erschauerte fröstelnd, als das kalte Wasser gegen ihren Oberkörper schwappte.
    Dirk schob sich die Taucherbrille über die Augen, stopfte sich den Atemregler in den Mund und tauchte ab. Während er den Hammerstiel in die Lücke neben Summers Fußknöchel schob, erkannte er sofort, dass auch in diesem Fall die Hebelwirkung nicht ausreichen würde. Trotzdem verkeilte er sich in dem engen Raum und stemmte sich so gut es ging mit seinem Gewicht gegen den Hammerstiel. Der Sockelrahmen des Sitzes gab zwar ein wenig nach, ließ sich jedoch nicht verbiegen. Weitere Versuche waren keinen Deut erfolgreicher. Um die stabilen Platten auseinanderzubiegen, hätte er ein besser geeignetes Werkzeug zur Verfügung haben müssen. Doch es gab nichts, was er hätte benutzen können. In hilfloser Wut drehte er den Hammer um und schlug damit gegen den Sitzrahmen und hinterließ darin eine kleine Delle.
    Als er wieder auftauchte, sah er, dass ihr das Wasser mittlerweile bis ans Kinn reichte. Sie hatte bereits ihre Taucherbrille aufgesetzt, als sie ihm die Lampe mit einem enttäuschten Blick reichte. Er richtete den Lichtstrahl auf die Einstiegsluke. Als er ihn herumschwenkte, glitt er über ein Objekt außerhalb des Bootsrumpfs. Er spürte, wie Summer seinen Arm umklammerte, und sie reckte den Kopf aus dem Wasser, um etwas zu sagen.
    »Mach ohne mich weiter.«
    Weder Wut noch Panik schwangen in ihrer Stimme mit, sondern nur Resignation. Sie wusste, dass Dirk alles versucht hatte. Da sie Zwillinge waren, bestand eine Bindung zwischen ihnen, die den meisten Geschwistern fremd war. Sie vertrauten einander blind. Sie wusste, wenn die Situation es erforderlich machte, würde er bereitwillig sein Leben für sie opfern. Sie war dankbar, dass wenigstens er überleben würde.
    Dirk sah ihr in die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Dann schneide es ab«, rief sie. »Sofort!« Sie hatte das Sägeblatt längst gesehen. Dirk konnte ihre Tapferkeit nur bewundern, vor allem als sie ein Halstuch aus einer Tasche ihres Overalls zog, es zu einer Aderpresse verdrehte und um ihren Unterschenkel schlang.
    Dirk musste warten, bis sie wieder den Kopf aus dem Wasser reckte, ehe er etwas erwidern konnte. »Noch habe ich keine Lust, Dr. Kildare zu spielen«, sagte er und lächelte mühsam. »Warte auf mich.«
    Ehe sie begriff, was geschah, hatte er schon die Luke geöffnet, sich aus dem U-Boot geschlängelt und sie in der Dunkelheit allein zurückgelassen.

46
    Summer konnte sich nicht entsinnen, jemals eine derartige Angst verspürt zu haben. Gefangen in der totalen Schwärze, die in den Tiefen des Ozeans herrschte, spürte sie, wie ihr Herz raste. Sobald das Innere des Tauchboots vollkommen überflutet war, hatte Dirk die Luke geöffnet und war mit der wasserdichten Taschenlampe weggeschwommen. Sie zitterte vor Angst und Kälte,

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