Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
reellen Chance verhalf, als Sieger aus diesem Duell hervorzugehen.
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Der sandige Untergrund ging in staubbedeckten Fels über und stieg dabei wellenartig an. Die kaum merklich steiler werdende Anhöhe verbarg den Steilabbruch, den Dirk an diesem Morgen erstiegen hatte – und von dem er nun hoffte, ihn zu seinem Vorteil nutzen zu können.
Auf dem felsigen Untergrund wurde die Staubwolke, die das Quad hinter sich erzeugte, merklich dünner und zwang Dirk zu einem gefährlichen Manöver. Anstatt seinem Verfolger auszuweichen, fuhr er in dem verzweifelten Bemühen, ihm die Sicht nach vorn zu versperren, genau vor ihm her.
Als Dirk seine alten Fußspuren überquerte, nahm er behutsam Gas weg. Die Kante des Abgrunds erschien eine Sekunde später. Er zögerte, lockte seinen bewaffneten Verfolger näher an sich heran, ehe er erst herunterschaltete und schließlich eine Vollbremsung ausführte. Das ATV schlingerte, als seine dicken Reifen über den Fels radierten. Dirk schwang ein Bein über den Sitz, ließ die Lenkstange los und sprang.
Knapp drei Meter von der Kante entfernt, nahm Dirks Quad wieder Schwung auf und segelte über die Stufe. Mister Grüner Kampfanzug erreichte den Punkt mit seinem ATV nur wenige Sekunden später. Er gewahrte den Steilabbruch zu spät. Er betätigte die Bremsen und riss den Lenker noch verzweifelt herum, aber es nutzte nichts. Der ATV schleuderte über die Kante und stürzte die Klippe hinab. Mister Grüner Kampfanzug begleitete diesen Flug und stieß einen lauten Schrei aus, während er abstürzte.
Davon hatte Dirk nichts mitbekommen. Nachdem er von seinem eigenen Quad abgesprungen war, hatte er sich zusammengerollt, ehe er aufschlug und sich mehrmals um die eigene Achse drehte. Mit den Füßen voraus auf die Abbruchkante zurutschend, krallte er die Hände in den Untergrund, während sich seine Beine über die Kante schoben. Dann stoppte er, als seine Beine schon über den Abgrund ragten. Mit einem dumpfen Pochen in seinem Kopf rollte er den Unterleib zurück über die Felskante und streckte sich auf dem Rücken aus, um seine Kräfte zu sammeln.
Zwar spürte er Kratzer und Prellungen, aber er hatte es geschafft, sich keinen Knochen zu brechen. Nach einer Minute raffte er sich auf und blickte über den Rand in die Tiefe.
Fünfzehn Meter unter ihm stand sein ATV senkrecht in der Landschaft, die Nase halb im Sand vergraben und die Karosserie zum Teil ineinandergeschoben. Ein paar Schritte entfernt lag das andere Quad auf dem Rücken. Die Räder drehten sich noch. Dirk konnte seinen Verfolger anfangs nicht sehen, doch dann entdeckte er ein regungsloses Bein, das unter dem Quad hervorragte.
Dirk ging über die Klippe und bewegte sich dabei so vorsichtig wie möglich, bis sich seine verkrampften Gliedmaßen ein wenig gelockert hatten. Als er zur Hafenanlage blickte, bemerkte er dort eine Bewegung. Ein Fußtrupp hatte sich auf den Weg gemacht und marschierte nun in seine Richtung. Dahinter, in der Einfahrt zur Lagune, fuhr das Patrouillenboot mit Kurs aufs offene Meer. Sie nahmen den Diebstahl des ATV ziemlich ernst, dachte Dirk.
Er folgte seinen morgendlichen Fußspuren, bis er zu einer flacheren Stelle gelangte, an der er ohne viel Mühe absteigen konnte. Am Absturzort stellte er fest, dass das umgekippte Quad zwar ziemlich ramponiert aussah, jedoch weitgehend intakt war. Er grub die Füße in den Sand, stemmte die Füße gegen die Seite, streckte sich und wälzte das Fahrzeug zurück auf die Räder. Der geschundene Körper des Fahrers lag im Sand, Rücken und Kopf unnatürlich gekrümmt und verdreht.
Dirk nahm die Pistole des Mannes an sich und schwang sich auf das ATV . Sitz und Lenkstange waren zwar verbogen, und zwei Kotflügel fehlten, aber der Antrieb machte einen unversehrten Eindruck. Er betätigte den Starterknopf und hörte, wie der Anlasser zu mahlen begann. Treibstoff war aus der Benzinleitung gesickert, während das Fahrzeug auf dem Rücken gelegen hatte, und es waren mehrere Versuche nötig, bis der Motor ansprang. Dirk gab vorsichtig Gas, und das ATV startete, wobei ihn die kotflügelfreien Räder mit einem Sandregen überschütteten.
Am Ende des Strandes hielt Dirk neben der niedrigen Böschung an. Summer tauchte aus einem Erdloch in der Mitte der Vertiefung auf und winkte ihm. In der Zwischenzeit hatte sie das Gummiboot fast zu einem Drittel ausgegraben.
Er ließ den Motor des ATV laufen, rutschte von seinem Sitz und eilte zu seiner Schwester. »Alles okay mit
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