Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
großer Parabolschirm aus Acrylglas zu erkennen, wie er gewöhnlich bei Lauschaktionen zum Einsatz kam.
Dirk stieß sich von der Tür ab und schwamm zum Wagenheck, um einen Blick auf das Nummernschild zu werfen, ehe er wieder zur Wasseroberfläche aufstieg. Er schwamm ans Ufer, wo Summer ihm die Hand reichte und ihn die Böschung hinaufzog.
»Hattest du bei dem anderen kein Glück?«
»Nein, er ist auch tot.«
»Ich habe Sanitäter angefordert«, sagte der Polizist. Seine Unerfahrenheit im Umgang mit Todesfällen ließ sich in seinem bleichen Gesicht deutlich ablesen. Er bewahrte zwar Haltung, musste sich aber zwingen, seiner Stimme Festigkeit und Autorität zu verleihen. »Wer sind diese Leute? Und weshalb haben Sie sie verfolgt?«
»Ich weiß nicht, wer sie sind, aber sie haben uns etwas gestohlen.«
»Haben sie Ihnen Geld entwendet? Oder war es Schmuck oder Elektronik?«
»Nein«, erwiderte Dirk und betrachtete den Toten. »Es waren unsere Worte.«
55
Es war bereits nach Mitternacht, als Dirk und Summer ins NUMA -Computerzentrum zurückkehrten. Gunn und Yaeger betrachteten noch immer Bilder auf dem großen Sichtschirm.
»Ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch Zeit für ein Sieben-Gänge-Menü genommen habt«, sagte Gunn. Dann fiel ihm ihre äußere Erscheinung auf. Dirks Haar war zerzaust und seine Kleidung durchnässt, während Summers Outfit einen großen dunklen Fleck aufwies. Noch dazu roch sie nach schalem Bier. »Was ist euch beiden denn zugestoßen?«
Summer schilderte die Ereignisse inklusive des zweistündigen Verhörs durch die Polizei des District of Columbia.
»Habt ihr irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte, der euch beschattet hat?«, fragte Yaeger.
»Fehlanzeige«, sagte Dirk. »Ich vermute, dass es etwas mit Dad zu tun hat.«
»Wäre möglich«, sagte Gunn, »vor allem, wenn sie heute Morgen gesehen haben, wie ihr seinen Hangar verlassen habt. Aus der Ferne betrachtet, seid ihr beiden euch frappierend ähnlich.«
Summer reichte Yaeger einen Notizzettel. »Da ist die Nummer des Kleinlasters. Die Polizei wollte uns den Fahrzeughalter nicht nennen, aber vielleicht kannst du den Eigentümer ja identifizieren.«
»Nichts einfacher als das«, sagte Yaeger.
»Wie stehen die Dinge mit der Adelaide ?«, fragte Dirk.
»Nicht gut«, antwortete Gunn. »Wir haben die Behörden jedes größeren Hafens von Nord-, Süd- und Mittelamerika kontaktiert. Niemand hat die Adelaide in der vergangenen Woche zu Gesicht bekommen.«
»Ich vermute, damit bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig«, sagte Dirk. »Entweder haben sie die Ladung bei irgendeinem privaten Unternehmen gelöscht, oder sie sind zu einem anderen Ziel unterwegs.« Er verzichtete auf die Nennung einer dritten Möglichkeit, nämlich der, dass das Schiff gesunken war.
»Mit diesen Möglichkeiten haben wir uns bereits befasst«, sagte Yaeger, »und wir glauben nicht, dass sie nach Westen unterwegs sind. Erstens ergibt es nicht viel Sinn, ein Schiff, das von Australien gestartet ist, im Ostpazifik zu überfallen, wenn man seine Ladung zu irgendeinem Ort im Westpazifik bringen will. Das zweite Problem ist der Treibstoff. Voll beladen hätte die Adelaide Mühe, den Pazifik zwei Mal zu überqueren, ohne irgendwo nachzutanken.«
»Das leuchtet ein. Damit bleiben nur ungefähr eintausend andere Orte an der Küste übrig, wo sie sich verstecken könnte.«
Gunn und Yaeger nickten. Sie suchten eine durchsichtige Nadel in einem Heuhaufen. Gunn schilderte die Einzelheiten ihrer Hafenüberprüfungen und der jüngsten Satellitenbilder, während sich Yaeger eine Tastatur heranzog und zu tippen begann. Ein paar Minuten später meldete er sich.
»Ich habe etwas über euren Kleinlaster«, sagte er, als ein Anmeldeformular des Virginia Department of Motor Vehicles auf dem Bildschirm erschien. »Der Eigentümer ist SecureTek in Tysons Corner, Virginia.«
Yaeger rief eine andere Website auf seinem Bildschirm auf. »Den Angaben der staatlichen Wirtschaftskammer zufolge bieten sie die Datenverschlüsselung für geschlossene Computernetzwerke an. Die Firma hat acht Angestellte, und ihr Hauptkunde ist die amerikanische Regierung.«
»Klingt nicht gerade nach einer Sicherheitsfirma, die Leute belauscht«, sagte Summer.
»Es sei denn«, wandte Dirk ein, »ihre Geschäftstätigkeit ist nur eine Fassade.«
»Das scheint aber nicht der Fall zu sein«, meinte Yaeger nach einigen weiteren Nachforschungen. »Sie haben mit der Army und der Navy mehrere
Weitere Kostenlose Bücher