Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
wahr?«, meinte Summer.
»Ja. Sie erschien vor einem Monat in Manila und dann, vor vier Tagen, im Panamakanal auf der Fahrt nach Norden. Die Hafenüberwachung der Home Security meldet, dass sie gestern in New Orleans vor Anker ging.«
Yaeger zeichnete auf der Karte eine Linie ein, die quer über den Pazifik von Manila nach Panama verlief. Dann platzierte er im östlichen Teil des Ozeans ein rotes Dreieck. »Dieses Dreieck markiert die letzte bekannte Position der Adelaide vor etwa sechs Tagen.«
Der Kurs der Salzburg passierte die Markierung der Adelaide in einem Abstand von zweihundert Meilen.
»Sie brauchten nicht allzu weit vom Kurs abzuweichen, damit sich ihre Wege kreuzten«, stellte Dirk fest.
»Das Timing passt genau«, sagte Gunn. »Die Salzburg hatte sich fünf oder sechs Tage lang in der Gegend aufgehalten, ehe sie den Kanal erreichte, und zu dieser Zeit verschwand die Adelaide .«
Yaeger kehrte zu einer früher aufgerufenen Datenbank zurück. »Laut entsprechenden Datensätzen der Panama Canal Authority machte sie den Transit am vergangenen Freitag und fuhr gegen drei Uhr nachmittags in die Pazifik-Schleusen ein. Vielleicht finde ich sogar ein Foto von ihr.«
Ein paar Minuten später lieferte er eine Videosequenz, die von einer der Schleusen stammte. Sie zeigte in grobkörnigem Schwarzweiß einen Frachter mittlerer Größe, der darauf wartete, dass die Schleusenkammer geflutet wurde. Eine Edelweißblüte auf dem Schornstein war deutlich zu erkennen.
Dirk betrachtete das Bild mit einem Anflug von Hoffnung. »Seht euch mal ihre Plimsoll-Marke an. Sie liegt hoch im Wasser. Demnach müssen ihre Frachträume leer sein.«
»Du hast recht«, sagte Gunn. »Wenn sie die Adelaide überfallen und entführt hat, wurde die Fracht noch nicht umgeladen.«
Yaeger rief ein Profil der Salzburg auf. »Die Adelaide ist einhundert Fuß länger. Sie müssten einen großen Teil der Ladung zurückgelassen haben, wenn sie sie zu diesem Zeitpunkt geplündert und versenkt hatten.«
»Das Seltenerd-Erz, das sie geladen hatte, war dafür sicher zu wertvoll«, sagte Gunn. »Nein, sie schwimmt noch. Ich komme allmählich zu der Überzeugung, dass sie irgendwo hingebracht wurde, wo ihre Fracht gelöscht werden konnte.«
»Aber wohin?«, fragte Summer. »Du hast doch sämtliche wichtigen Häfen überprüft.«
»Sie könnte ohne unser Wissen auch zu einer privaten Anlage gebracht worden sein.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Dirk, während er sich von seinem Platz erhob. »Ich denke an das Wrack, das wir in Madagaskar entdeckt haben, die Norseman . Ihr Name ist doch vom Rumpf entfernt worden. Was wäre denn, wenn sie zwar das Gleiche mit der Adelaide gemacht, ihr jedoch ein anderes Aussehen und einen anderen Namen verpasst haben?«
Yaeger und Gunn nickten, und Dirk begann, seine Siebensachen einzusammeln. Als er Anstalten machte, zur Tür zu gehen, rief Summer: »Wo willst du hin?«
»Nach Panama. Und du kommst mit.«
»Nach Panama?«
»Na klar. Wenn die Salzburg hinter dem Verschwinden der Adelaide steckt, dann muss doch irgendjemand bei Habsburg Industries darüber Bescheid wissen.«
»Vielleicht, aber wir wissen nichts über Habsburg Industries oder wo sie residieren.«
»Das stimmt«, erwiderte Dirk und schaute erwartungsvoll zu Gunn und Yaeger hinüber. »Aber wir werden es wissen, wenn wir dort eintreffen.«
56
Die Bullenpeitsche knallte, und jeder Mann in Hörweite zuckte aus Furcht vor ihrer geknoteten Schnur zusammen. Gelegentlich zeigte Johansson so etwas wie Barmherzigkeit und ließ die Peitsche nur zur Abschreckung knallen. Aber meistens zielte er mit der Spitze der Schnur auf die nackte Haut eines Zwangsarbeiters und entlockte ihm damit einen qualvollen Schrei.
Es waren fast siebzig von ihnen, Sklaven, die von den entführten Schiffen mit den Ladungen Seltener Erden stammten. Jetzt waren sie es, die die Seltenen Erden transportierten und das Erz zu den verschiedenen Extraktionsanlagen schafften, die im Urwald versteckt waren. Geschwächt durch harte Arbeit und unzureichende Ernährung, erinnerten die Männer schon bald an ausgehungerte Zombies. Die soeben eingetroffenen Gefangenen von der Adelaide waren von dem Anblick ihrer zerlumpten, schmutzigen Kleidung und von der Teilnahmslosigkeit, mit der sie als Neuankömmlinge angestarrt wurden, geschockt.
Pitt und Giordino genügte ein Blick auf die Männer, um zu erkennen, dass sie nichts gewinnen würden, wenn sie eine Flucht
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