Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
hinauszögerten.
»Ich bin von der ärztlichen Langzeitversorgung, die hier angeboten wird, nicht besonders beeindruckt«, murmelte Giordino, während sie in Arbeitsgruppen aufgeteilt wurden, um die Fracht der Adelaide zu löschen.
»Darin stimme ich dir durchaus zu«, sagte Pitt. »Ich denke, wir sollten uns allmählich nach einer anderen Anstellung umsehen.«
»Was ist mit diesen Hundehalsbändern?«
Pitt hatte ebenfalls gesehen, dass alle Arbeiter röhrenförmige Stahlkragen trugen. Die Männer mieden den Rand des Kais und wagten sich nicht aus ihrem unmittelbaren Arbeitsbereich heraus.
Johansson ließ die Peitsche wieder knallen, und die Gefangenen der Adelaide wurden auf eine Lichtung geführt. Ein Tisch und eine Kiste mit den Kragen wurden aufgestellt, und nacheinander wurden die Männer mit den Geräten ausgerüstet, die mit einem Schlüssel abgeschlossen wurden. Giordinos massiger Hals passte beinahe gar nicht in seinen Kragen, der dicht auf seiner Haut auflag.
»Bekommen wir auch ein Brandzeichen verpasst?«, fragte er den bewaffneten Mann, der ihm den Kragen anlegte. Als Antwort erhielt er ein eisiges Grinsen.
Als alle Männer präpariert worden waren, baute sich Johansson vor ihnen auf.
»Falls es euch interessiert, die Halsbänder, die ihr jetzt tragt, sind eine Schutzmaßnahme. Sie schützen vor Flucht.« Er grinste bösartig. »Wenn ihr auf den Kai blickt, seht ihr zwei weiße Linien auf dem Boden.«
Pitt entdeckte die verblassten Streifen, zwischen denen ein Abstand von einigen Schritten bestand. Die Linien entfernten sich vom Kai und verschwanden im Dschungel.
»Die weißen Linien schließen ein fünf Morgen großes Gelände mit dem Erzlager, der Gesteinsmühle und euren Quartieren ein. Dies ist eure kleine Überlebensinsel. Unter den Linien verlaufen Stromkabel, die euren Stahlkragen einen fünfzigtausend Volt starken Schlag versetzen, solltet ihr versuchen sie zu überqueren. Mit anderen Worten, ihr würdet sterben. Wünscht jemand eine Demonstration?«
Die Männer schwiegen und hatten nicht den Wunsch, einem weiteren Menschenopfer beizuwohnen.
Johansson lachte. »Ich bin froh, dass wir uns verstehen. Und jetzt wird es Zeit, an die Arbeit zu gehen.«
Gomez’ Mannschaft vom Schiff schob das auf dem Kai bereitstehende Förderband zum ersten Laderaum der Adelaide und begann damit, das zerkleinerte Monazit aus dem Schiff zu holen. Das Erz wurde auf einer Zementfläche innerhalb der weißen Linien aufgeschüttet und wuchs schon bald zu einem kleinen Hügel an. Von einer Gruppe ausgemergelter Sklaven wurden Schaufeln und gummibereifte Erzloren auf den Kai gebracht, und die neuen Sklaven machten sich an die Arbeit. Plugrad und sein Coast-Guard-Team wurden mit Schaufeln ausgerüstet, während Pitt, Giordino und die anderen die weniger anstrengende Aufgabe hatten, die gefüllten Loren zu der nahe gelegenen Gesteinsmühle zu schieben und dort zu entleeren.
Die tropische Hitze und Luftfeuchtigkeit forderten von den Männern ihren Tribut und laugte sie nach und nach völlig aus. Pitt und Giordino arbeiteten so langsam sie konnten, um mit ihrer Energie hauszuhalten, während ihre Gesichter vor Schweiß troffen. Aber ständig hörten sie das Knallen der Peitsche, die zu höherem Tempo antrieb.
Für Giordino mit seinem verwundeten Bein war es schwierig, die gefüllten Loren zu schieben. Er bewegte sich unsicher und stieß seine Lore mit kurzen Humpelschritten vor sich her. Pitt folgte ihm dichtauf, als Johansson plötzlich aus dem Dschungel trat. Eine Sekunde später knallte seine Peitsche, und der Lederriemen traf Giordinos Unterarm. Obgleich sich die Stelle sofort tiefrot verfärbte, reagierte Giordino, als sei eine Mücke auf seiner Haut gelandet, und wandte sich lediglich mit einem unfreundlichen Lächeln zu Johansson um.
»Warum ist die Lore nur halbvoll?«, brüllte der Schwede, während zwei Wächter im Laufschritt zu ihm kamen und sich rechts und links von ihm aufbauten.
Pitt konnte den Ausdruck in Giordinos Augen erkennen und wusste, dass sein Freund bereit war, sich zu wehren. Die beiden Wächter würden jedoch einen sinnlosen Verzweiflungsakt aus dem Ganzen machen. Pitt schob seine Lore weiter, bis sie leicht gegen Giordino stieß, um ihn zu ermahnen, ruhig zu bleiben. Giordino wandte sich zu Johansson um und entblößte den blutigen Verband um sein Bein.
»Willst du etwa den Invaliden spielen?«, fragte Johansson drohend. »Füll gefälligst die Lore randvoll, sonst mach ich das
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